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Kaltstart im Bruchköbeler Freibad

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Von: Holger Weber-Stoppacher

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Im 21 Grad warmen Wasser lässt es sich aushalten: Bademeister Andreas Bechtold begrüßte mit Kurt Frohberg und Traute Götz die ersten Schwimmer des Jahres.
Im 21 Grad warmen Wasser lässt es sich aushalten: Bademeister Andreas Bechtold begrüßte mit Kurt Frohberg und Traute Götz die ersten Schwimmer des Jahres. © Reinhard Paul

Bruchköbel – Schwimmen unter freiem Himmel – bei den Temperaturen? Viele dachten an einen vorgezogenen Aprilscherz, als unsere Zeitung am Donnerstag die Saisoneröffnung im Bruchköbeler Freibad ankündigte. Es war aber keiner. Im Laufe des Tages sorgten Schneegestöber dann für einen ersten Badetag, der wohl als einmalig in die Historie des Bruchköbeler Bads eingehen wird.

Die Bedingungen können jedoch noch so unwirtlich sein, es finden sich immer ein paar Hartgesottene, die den Anfang wagen. Das  war auch gestern nicht anders. Die ersten Badegäste der Saison heißen Traute Götz und Kurt Frohberg, die um Punkt neun Uhr, also zum Kassenstart, ihr erstes Ticket der Saison lösten. „Es gibt sogar eine Voranmeldung vom Donnerstag“, berichtete Andrea Frohnapfel, die Bäderchefin in der Bruchköbeler Stadtverwaltung. So als ob da jemand befürchtete, er könne wegen Überfüllung keinen Platz mehr bekommen.

2000 Kubikmeter Wasser aufgeheizt

Bademeister Andreas Bechtold blickt in den wolkenverhangenen Himmel: „Wer kann ahnen, dass es nach vier Wochen Sonnenschein auf einmal so dicke kommt“, sagt er fröstelnd, während er den Reißverschluss seiner dicken Fließjacke bis unters Kinn zieht. Er selbst war noch nicht im Wasser. Und er hat den Sprung ins Nass auch nicht geplant. „So lange ich nicht unbedingt muss“, sagt er augenzwinkernd. Man wartet gemeinsam auf die beiden Pioniere, die sich noch im Umkleidetrakt befinden. Dann sieht man Traute Götz und Kurt Frohberg schnellen Schrittes und in dicke Bademäntel gehüllt Richtung Beckenrand stapfen.

Bechtolds animierenden Zuruf „Einmal drin ist es gar nicht so schlimm“ bekommen die beiden wahrscheinlich kaum mit. In der eisigen Luft haben sie keine Zeit zu verlieren, lassen auch den HA-Fotografen links liegen und stürzen sich in Windeseile ins Wasser, das mit 21 Grad wie eine Erlösung daherkommen muss. Es dampft über der Oberfläche wie in einem Thermalbecken. Und in den kommenden Tagen sollen die 2000 Kubikmeter Wasser noch weiter aufgeheizt werden. „25 Grad sind das Ziel“, sagt Bechtold. Seit 1994 steht der Fachangestellte für Bäderbetriebe am Beckenrand in Bruchköbel und passt auf, dass im Schwimmbecken niemand zu Schaden kommt. Schon sein Vater hat den Beruf des Bademeisters ausgeübt. Aber so etwas hat wahrscheinlich selbst er noch nicht erlebt.

Vereine mit Trainingsrückstand

Zu dem historischen Ereignis haben gleich zwei Umstände geführt. Zum einen ist es aus meteorologischer Sicht äußerst selten, dass es am 1. April in heimischen Gefilden noch schneit. Und zum anderen wird das Bruchköbeler Freibad gewöhnlich erst im Mai eröffnet. In diesem Jahr ist jedoch alles anders. Die Verwaltung entschloss sich zu einem vorgezogenen Start, weil das Hallenbad derzeit energetisch saniert wird und sich die Fertigstellung wegen Materialknappheit so weit nach hinten verschoben hat, dass es sich nicht mehr lohnt hätte, das Becken im Hallenbad zu befüllen. Und da die Vereine in den zurückliegenden zwei Corona-Jahren ohnehin einen gewaltigen Trainingsrückstand aufzuholen haben, hat man den Saisonstart kurzerhand vorgezogen.

Unter normalen Bedingungen dauert es etwa eine Woche, bis das frisch eingelassene Wasser die gewünschte Temperatur erreicht. „Bei Minusgraden natürlich etwas länger“, sagt Bechtold. Beheizt wird das Wasser durch Gas und Abwärme von der Biogasanlage in Bruchköbel. Bei den aktuellen Gaspreisen zweifellos kein günstiges Unterfangen. Doch stand der Saisonstart schon fest, bevor die Gaspreise mit dem Krieg in der Ukraine förmlich explodierten. Wenn es nach Traute Götz und Kurt Frohberg ginge, könnte das Wasser auch bei den derzeitigen 21 Grad bleiben. Die Vorfreude auf die Saison sei so groß gewesen, da komme es auf die paar Grad auch nicht mehr an, sagen sie und ziehen fröhlich ihre Bahnen.

Infos

Das Bruchköbeler Freibad öffnet bis September täglich um 9 Uhr und schließt um 19 Uhr. Der Eintritt beträgt drei Euro. Es gibt nur Tages- und Zehnerkarten zu kaufen. Man kann diese auch online reservieren unter bruchkoe bel.de (Von Holger Weber)

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