1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Bruchköbel

Klares Bekenntnis zur Böll-Schule in Bruchköbel

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Holger Weber-Stoppacher, Jan-Otto Weber

Kommentare

Das Urgestein der Gesamtschulen im Kreis: die Heinrich-Böll-Schule wird weiter fortbestehen, dies versicherte Landrat Thorsten Stolz jetzt bei einem Informationsaustausch in der Schule.
Das Urgestein der Gesamtschulen im Kreis: die Heinrich-Böll-Schule wird weiter fortbestehen, dies versicherte Landrat Thorsten Stolz jetzt bei einem Informationsaustausch in der Schule. © PM

Darauf haben viele Eltern, Lehrer und Schüler der Heinrich-Böll-Schule in Bruchköbel gewartet: Landrat Thorsten Stolz hat sich jetzt deutlich für den Fortbestand der integrierten Gesamtschule ausgesprochen. Es sei ein klares Bekenntnis für den Erhalt der gewachsenen Schullandschaft im Main-Kinzig-Kreis und der Stadt Hanau, heißt es in einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung der Kreisverwaltung.

Bruchköbel – Stolz widersprach damit Gerüchten, die Böll-Schule, die erste integrierte Gesamtschule des Kreises überhaupt, könne einem Vollgymnasium an gleicher Stelle geopfert werden. Anlass war ein Informationsaustausch mit dem Schulleiter der Heinrich-Böll-Schule, Ernst Münz, dem Leiter des Lichtenberg-Oberstufengymnasiums, Ingo Wintermeyer, sowie Elternvertretern. Der Hintergrund des Gesprächs zwischen Landrat und Vertretern der beiden Schulgemeinden seien die immer wieder aufkommenden Gerüchte und Gedankenspiele gewesen, die Heinrich-Böll-Schule in eine Haupt- und Realschule umzuwandeln und im Gegenzug das Lichtenberg-Oberstufengymnasium, kurz LOG, zu einem Vollgymnasium auszubauen.

Gespräch mit der Schulgemeinde

„Sie können sich darauf verlassen, dass dies nicht in die Schulentwicklungsplanung einfließen wird, auch nicht durch die Hintertür“, sagte Stolz. Laut Mitteilung des Kreises stellte er „unmissverständlich klar“, dass er solche Gedankenspiele nicht unterstütze und sich klar gegen eine Schwächung der Heinrich-Böll-Schule in ihrer Funktion als Integrierte Gesamtschule ausspreche.

An dem Gespräch nahmen auch die stellvertretende Schulleiterin der Heinrich-Böll-Schule Renate Weimert, Personalrat Tino Sauer, die Vorsitzende des Schulelternbeirates Katrin Dürmichen, Kreiselternbeirat Marcus Gimplinger sowie Petra Krüger als Mitglied der Schulkonferenz des LOG teil.

Die Schulleitung der Heinrich-Böll-Schule und die Elternvertreter warben in dem Gespräch mit dem Landrat für die Schulform der Integrierten Gesamtschule. Großer Pluspunkt sei die Durchlässigkeit des Systems, die individuelle Förderung von Schülern mit ihren unterschiedlichen Stärken und die Möglichkeit, vom Hauptschulabschluss über den Realschulabschluss bis hin zum Abitur alle Bildungsgänge einzuschlagen. In diesem Zusammenhang hoben Schulleiter Ernst Münz und die Elternvertreter die engmaschige Kooperation mit dem LOG hervor. „Die Kooperation ist nicht nur inhaltlich, sondern auch durch unsere räumliche Nähe zueinander eine Erfolgsgeschichte, von der beide Seiten profitieren“, machte Ernst Münz deutlich.

Enorme Investitionen des Kreises

Die Bedeutung des Lichtenberg-Oberstufengymnasiums hob Schulleiter Ingo Wintermeyer hervor: „Das LOG ist ein integratives Oberstufengymnasium, das mit seiner spezifischen Organisation, umfangreichen Kursangeboten in der Qualifikationsphase und einem differenzierten Beratungssystem hohe Akzeptanz und Bekanntheit besitzt.“ Insbesondere für die Schülerinnen und Schüler der fünf Integrierten Gesamtschulen aus dem gesamten westlichen Teil des Landkreises sei das Oberstufengymnasium eine wichtige Bildungseinrichtung, um zum allgemeinen Abitur zu gelangen. „Durch enorme Investitionen des Main-Kinzig-Kreises und einem engagierten Lehrerkollegium wurden hier hervorragende Bildungschancen für junge Menschen eröffnet.“

In dem Gespräch zwischen den Schulleitungen, Elternvertretern und dem Landrat waren sich alle Beteiligten einig, dass Schulentwicklung auch nicht nur mit Blick auf eine einzelne Schule betrieben werden dürfe, sondern das Gesamtgefüge der Schullandschaft betrachtet werden müsse.

In diesem Zusammenhang betonte Stolz: „Mir ist es ein großes Anliegen, und zwar im Interesse der Schülerinnen und Schüler, die über Jahrzehnte hinweg gewachsene Schullandschaft im Main-Kinzig-Kreis zu erhalten und zu stärken. Dazu gehört es auch, dass es eine funktionierende Wechselbeziehung zwischen dem Schulträger Main-Kinzig-Kreis und dem Schulträger Hanau gibt.“ Dazu gehöre beispielsweise, dass Schüler aus dem westlichen Teil des Main-Kinzig-Kreises Hanauer Schulen besuchen und umgekehrt auch Schüler aus Hanau auf Schulen des Main-Kinzig-Kreises gingen.

Wechselbeziehung soll erhalten bleiben

Diese Wechselbeziehung werde auch an der Heinrich-Böll-Schule in Bruchköbel deutlich. Wie Ernst Münz informierte, besuchen aktuell über 400 Schüler aus Hanau die Integrierte Gesamtschule in Bruchköbel. Insgesamt besuchen aktuell 4250 Schüler aus dem Main-Kinzig-Kreis Schulen des Schulträgers Stadt Hanau. Umgekehrt gehen aus Hanau 1144 Schüler auf Schulen des Schulträgers Main-Kinzig.

Vor diesem Hintergrund müsse es eine Verlängerung der Kooperationsvereinbarung zwischen den Schulträger Main-Kinzig und der Stadt Hanau über das Schuljahr 2024/2025 hinaus geben, so Stolz. „Hier verrate ich kein Geheimnis, dass die Gespräche zwischen dem Main-Kinzig-Kreis und der Stadt Hanau laufen, damit die Schulgemeinden, die Schülerinnen und Schüler und die Eltern eine Verlässlichkeit in ihren Planungen erhalten. Wir wollen unsere Zusammenarbeit auch über das Jahr 2024/2025 hinaus fortsetzen, da sie für beide Seiten von Vorteil ist“, gab der er einen Ausblick.

Stolz sprach in diesem Zusammenhang eine der wichtigsten Herausforderungen der Schulentwicklung in den nächsten Jahren an: die Schaffung zusätzlicher Plätze im gymnasialen Bildungsgang für junge Menschen aus dem westlichen Teil des Main-Kinzig-Kreises. „Die Kooperationslösung mit der Stadt Hanau ist hier ein zentraler Baustein, aber eben auch nur Teil der Gesamtlösung. Es bedarf darüber hinaus noch einer weiteren Stärkung des Albert-Einstein-Gymnasiums in Maintal und mindestens einer weiteren Alternative im westlichen Teil des Main-Kinzig-Kreises. Und hier sehe ich in den bewährten Integrierten Gesamtschulen einen Teil der Lösung, um zusätzliche gymnasiale Bildungsangebote zu schaffen“, so Landrat Thorsten Stolz abschließend.

Nidderau: Oberstufe für Suttner-Schule eine Option

Vor einem Jahr hatte die Debatte um ein zusätzliches gymnasiales Angebot im westlichen Main-Kinzig-Kreis für Wirbel im Kommunalwahlkampf gesorgt. Am Donnerstagabend wollte die CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung wissen, was denn aus dem Bestreben der Stadt Nidderau für eine gymnasiale Oberstufe an der Bertha-von-Suttner-Schule geworden ist.

Bürgermeister Andreas Bär (SPD) erklärte, dass er das Thema bereits mehrfach bei Landrat Thorsten Stolz (SPD) platziert habe, nicht zuletzt im Hinblick auf eine mögliche Aufstufung Nidderaus zum Mittelzentrum. Stolz habe eine gymnasiale Oberstufe in Nidderau als „realistische Option“ bezeichnet, zitierte der Bürgermeister. „Ich bin froh, dass Landrat Stolz mir zugesichert hat, diesen konkreten Vorschlag in die aktuelle, verwaltungsinterne Prüfung im Rahmen der Fortschreibung des Schulentwicklungsplans einzubringen.“ Was nicht passieren dürfe, sei ein Überbietungswettbewerb einzelner Standorte untereinander, der in der Summe vor allem „Schaden und Verwirrung“ stifte, so Bär.

Vor diesem Hintergrund sei es eine gute Nachricht für Familien aus Nidderau, dass die Schulträger Main-Kinzig-Kreis und Hanau aktuell über eine Verlängerung der Kooperationsvereinbarung zur Aufnahme von Schülern aus dem Main-Kinzig-Kreis auf Gymnasien und Gymnasialzweige der Stadt Hanau verhandelten. Aktuell läuft diese Vereinbarung noch bis Ende Juli 2024. Landrat Stolz rechne noch in diesem Jahr mit einer Verlängerung.

Nach Angaben des Bürgermeisters besuchen aktuell 735 Schüler aus Nidderau Hanauer Schulen, darunter 508, die Teil der genannten Kooperationsvereinbarung sind. Nun gelte es, Bedarfe zu prüfen und zusätzliche Angebote für die infrage kommenden Standorte zu prüfen.

Auch interessant

Kommentare