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Drogenkuriere vor dem Spielplatz - 32-Jähriger soll mit 180 Kilo Marihuana gedealt haben

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Von: Thorsten Becker

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Tatort Waldspielplatz: Vom Kinzigheimer Weg aus soll ein 32-jähriger Bruchköbeler in großem Stil mit Mariuhana gedealt und von dort aus Kuriere quer durch die Republik geschickt haben.
Tatort Waldspielplatz: Vom Kinzigheimer Weg aus soll ein 32-jähriger Bruchköbeler in großem Stil mit Mariuhana gedealt und von dort aus Kuriere quer durch die Republik geschickt haben. © Thorsten Becker

Ein 32-jähriger Bruchköbeler hat vor dem Hanauer Landgericht gestanden, von der Kirlesiedlung aus schwunghaften Rauschgifthandel getrieben zu haben. Laut Anklage soll er rund 180 Kilogramm Marihuana weiterverkauft haben. Die Kuriere beorderte er zu einem Kinderspielplatz. 

Bruchköbel/Hanau – Ein Taxi, das im Winter abends auf dem Parkplatz an der Ecke Kinzigheimer Weg/Waldseestraße anhält. Der Waldspielplatz liegt im Dunkeln. Ein Mann steigt zu, ein Mann steigt aus. Eigentlich kein Ereignis, dem besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden müsste. Es könnte aber durchaus auch die perfekte Tarnung sein.

Trotzdem gibt es an diesem Abend wachsame Augen, die diese Szenen beobachten. Es ist das Auge des Gesetzes, das den 32-jährigen Bruchköbeler ins Visier genommen hat. Die Drogenfahnder der Hanauer Kriminalpolizei registrieren alles. Und sie hören mit, was gesprochen wird – eine vom Gericht zugelassene Überwachung der Kommunikation.

Landgericht Hanau: Drogen haben einen „Großhandelspreis“ von rund 720 000 Euro

Das Ergebnis der umfangreichen Ermittlungen nennt Staatsanwalt Thorben Angene an diesem Morgen vor der 1. Großen Strafkammer am Hanauer Landgericht: Mit insgesamt 180 Kilogramm Marihuana soll der Bruchköbeler zwischen November 2020 und Januar 2021 illegalen Handel getrieben haben. Die riesige Menge hat einen „Großhandelspreis“ von rund 720 000 Euro, der Straßenverkaufswert dürfte um ein Vielfaches höher liegen.

Er ist alles andere als ein Kleindealer. Der 32-Jährige dürfte zum gehobenen Management der Drogenszene gehören. Denn vom Süden Bruchköbels aus hat er die Fäden in die Hand sowie zahlreiche Komplizen. Das sollen die Taxifahrer gewesen sein, die wussten, welche „heiße Fracht“ sie geladen haben. Meist Marihuana-Päckchen mit zehn bis zwanzig Kilogramm.

Polizei fängt Drogenkurier auf der A3 ab

Details nennt der Ankläger: Oft gingen die Fahrten in die Oberpfalz – jeweils für einen Festpreis von 300 Euro. Dann soll eine größere Lieferung in Bonn abgeholt und nach Stuttgart gebracht worden sein. Doch das ist am 11. Januar vergangenen Jahres die letzte Tour, denn der Drogenkurier wird auf der A3 von der Polizei kurz vor dem Ziel abgefangen, 20 Kilogramm Marihuana sichergestellt.

Der „Taxifahrer“ wird vorläufig verhaftet. Ebenso der Bruchköbeler, dem die Fahnder in der Kirlesiedlung einen unangemeldeten Besuch abstatten. Das, was sie bislang nur mitgehört haben, wird zu handfesten Beweisen: Weitere Drogen werden sichergestellt. Außerdem finden die Ermittler rund 85 000 Euro Bargeld sowie Schmuck und Wertgegenstände im Wert von mehreren Zehntausend Euro. Rauschgift-Logistik scheint sich für den Angeklagten gelohnt zu haben.

Landgericht: Polizisten entdecken scharfe Waffen und 100 Schuss Munition

Trotz der Gefahren, denn offenbar geht es in diesen Sphären rau zu. Denn in Maintal findet die Polizei eine Lagerbox, in der zwei geladene Pistolen sowie 100 Schuss Munition versteckt sind. Die Waffen sind illegal, besitzen nicht einmal eine Registriernummer. Daher hat Staatsanwalt Angene auch Verstöße gegen das Waffengesetz angeklagt.

Bislang hat der 32-Jährige die Preise für den An- und Weiterverkauf ausgehandelt. Jetzt geht es für ihn vor dem Landgericht um den „Preis“ für seine Verbrechen. Die fünf Richter unter dem Vorsitz von Landgerichtsvizepräsident Dr. Mirko Schulte haben nämlich schon gründlich vorgearbeitet und mit Anklage sowie Verteidigung über den möglichen Ablauf der Hauptverhandlung gesprochen. Daher nennt der Vorsitzende auch zwei mögliche „Preisspannen“ – die Summe von Jahren, die den Bruchköbeler hinter Gittern erwarten könnten.

Schulte fährt für eine verfahrendbeendende Absprache einen klaren Kurs: Mit einem Geständnis liegt die Spanne zwischen fünf Jahren und acht Monaten sowie sechs Jahren und neun Monaten. Schweigt der Angeklagte jedoch, dann dürfte es deutlich „teurer“ werden, nämlich zwischen acht und neuneinhalb Jahren Gefängnis.

Landgericht Hanau: Drogendealer legt Geständnis ab

So ganz zufrieden wirkt der Angeklagte nicht, doch sein Pflichtverteidiger Oliver Wallasch scheint jede Menge Überzeugungsarbeit geleistet zu haben. Und der Rechtsanwalt übernimmt für seinen wortkargen Mandanten auch den schwierigen Teil. Er verließt eine geständige Einlassung, in der einige Anklagepunkte vollständig eingeräumt werden. Zu den Deals nennt er außerdem konkrete Daten und Mengen.

Unter dem Strich bleibt dann rund die Hälfte der angeklagten Marihuana-Menge übrig. Der Prozess vor dem Landgericht wird in den kommenden Tagen mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt. Von Thorsten Becker

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