Bruchköbels Bürgermeisterin leichtfüßig wie eine Gazelle

Bruchköbel – Der Corona-Virus bekommt die Schubkarrenrennfreunde in Roßdorf nicht klein. Die Rückkehr zur Normalität mit mehr als 100 Teilnehmern und Hunderten von Zuschauern am Straßenrand war angesichts der steigenden Infektionszahlen zwar wieder nicht möglich. Doch immerhin: Statt aus zwei wie im vergangenen Jahr bestand das Teilnehmerfeld bei der 96. Ausgabe diesmal zumindest schon aus drei Startern.
Zur vielfach erwarteten Revanche kam es nicht. Moderator Oliver Krestin, der es im vergangenen Jahr mit Bruchköbels Bürgermeisterin Sylvia Braun allein aufnehmen musste und ihr hoffnungslos unterlegen war, beschränkte sich diesmal wieder auf die Moderation. Stattdessen schickten die Rennfreunde mit dem Stadtverordnetenvorsteher Guido Rötzler und dem Schreiber dieser Zeilen zwei neue Herausforderer ins Rennen gegen die Verwaltungschefin. Zwecklos. Auch diesmal war gegen die Bürgermeisterin kein Kraut gewachsen, wenngleich Rötzler, ein Roßdorfer Urgestein, bei seiner dritten Teilnahme immerhin persönliche Bestzeit lief und versprach, im kommenden Jahr richtig angreifen zu wollen.
Schwere Herrenkarre in die Hand gedrückt
Gegen die leichtfüßige Bürgermeisterin half auch nicht, dass die Veranstalter ihr eine deutlich schwerere Herrenkarre in die Hand gegeben hatten, was streng genommen nicht ganz den Regeln entspricht.
Schon an der Friedhofsmauer, wo es bekanntlich eng wird, hatte sich Braun in die Führungsposition gearbeitet, die sie bis zum Schluss verteidigte.
Der Politik auf die Fersen geguckt
Im Journalistenberuf gibt es einige Grundregeln, die man auch in einer Extremsituation wie dem Roßdorfer Schubkarrenrennen stets beherzigen sollte.
Regel Nummer 1: Sich nie mit einer Sache gemein machen. Hat schon Kollege Hans-Joachim Friedrichs gesagt. Mit anderen Worten: Der Chronist sollte immer ausreichend Distanz halten zu denjenigen, über die er berichtet. Ich finde, das ist mir gestern bei meiner Premiere als Läufer formidabel gelungen. Mindestens drei, vier Meter lagen konstant zwischen mir und der mit mir gestarteten Politikprominenz. Regel Nummer zwei: Der Journalist sollte den Mächtigen auf die Finger gucken. Mit Einschränkungen hat auch das funktioniert. Zumindest habe ich ihre Fersen nie ganz aus den Augen verloren. Alles in allem: Vielversprechender Start. how
Sollte die Corona-Pandemie die Welt noch ein paar Jahre länger im Griff behalten, hat Bruchköbels Bürgermeisterin somit gute Chancen, beim traditionellen Roßdorfer Schubkarrenrennen zur Rekordsiegerin zu werden – es sei denn die Rennfreunde finden im kommenden Jahr echte Gegner für das Rennwunder aus dem Rathaus.
Stimmung im Zieleinlauf
Mussten die Roßdorfer schon gänzlich auf die Kerb verzichten, so wollten sich einige von ihnen dann wenigstens die Miniaturausgabe des Kerbhöhepunkts nicht entgehen lassen. Und so standen dann doch einige Zuschauer am Straßenrand – mit Abstand wohlgemerkt. Und sogar Stimmung kam auf im Zieleinlauf.
Bei dem einen oder anderen machte sich aber dann doch Wehmut bemerkbar, was Moderator Oliver Krestin und der Vorsitzende der Rennfreunde, Stefan Kopp, wohl deutlich spürten. So gaben sie den Fans ihr Wort, dass auch die 97. Ausgabe – koste es, was es wolle – stattfinden werde. „Bestimmt dann wieder mit voller Teilnehmerzahl und jeder Menge Zuschauer am Straßenrand“, übten sich Krestin und Kopp in großem Optimismus. how

