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Lesen wie im Wohnzimmer

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Freut sich über einen nach wie vor großen Zuspruch: Bibliotheksleiterin Christine Ambrosi vor der Bibliothek der Dinge, die im vergangenen Jahr eingeführt wurde und sehr gut läuft. Archivfotos: Holger Weber-Stoppacher/ PM
Freut sich über einen nach wie vor großen Zuspruch: Bibliotheksleiterin Christine Ambrosi vor der Bibliothek der Dinge, die im vergangenen Jahr eingeführt wurde und sehr gut läuft. Archivfotos: Holger Weber-Stoppacher/ PM © -

Bruchköbel – Mehr Besucher, mehr Ausleihen und und viele Nutzer, die die Bruchköbeler Stadtbibliothek auch ein Stück weit als ihr Wohnzimmer betrachten: Die Jahresbilanz von Bruchköbels Lesestube fällt durchaus positiv aus. Die Befürchtung, dass die Menschen den Bibliotheken den Rücken kehren und dauerhaft ins Digitale abwandern, habe sich nicht bestätigt, meint Christine Ambrosi, die Leiterin der Einrichtung am Freien Platz.

Während der Pandemie seien für viele Bürger die digitalen Angebote eine Alternative gewesen, aber nun kämen die Besucherinnen und Besucher zurück. Insbesondere bei den Neuanmeldungen, die mit 554 erheblich über dem langjährigen Durchschnitt gelegen habe, sei ein Nachholeffekt festzustellen. Die Besucherzahlen erholen sich langsamer, was unter anderem mit den im ersten Halbjahr 2022 noch geltenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie im Zusammenhang gestanden habe, zum Beispiel der 3G-Regel oder der Maskenpflicht. 23 850 Besucher bedeuten gegenüber dem Vorjahr zwar eine Verdoppelung, seien allerdings noch ein Drittel weniger als 2019.

Ein Plus von 27 Prozent gegenüber 2021

„Die Entwicklung bei den Ausleihzahlen ist noch erfreulicher“, berichtet Ambrosi. Sie seien im Laufe des vergangenen Jahres kontinuierlich gestiegen, sodass 2022 insgesamt rund 100 800 Medien entliehen oder heruntergeladen worden seien. Dies entspricht einem Plus von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als Medien bis Anfang Juni ausschließlich nach Terminvereinbarung ausgeliehen werden konnten.

Fast alle Mediengruppen haben laut Jahresbilanz Zuwächse zu verzeichnen. Lediglich der Download von E-Medien sei um 6 Prozent zurückgegangen, liege jedoch immer noch ein Fünftel höher als 2019.

Die Bibliothek der Dinge, die Ende 2021 eröffnet wurde und in der sich die Bürger Gebrauchsgegenstände ausleihen können, hat sich den Angaben zufolge ebenfalls etabliert und erfreut sich mittlerweile einer guten und steigenden Nutzung. Die Ausleihrenner seien das Videospiel Nintendo Switch, Lautsprecher, Super-8-Filmscanner, ein Teleskop, die Ukulele, das Etikettiergerät, der Beamer und nicht zuletzt die Tiptoi-Stifte gewesen, die die Bruchköbeler Bibliothek schon seit vielen Jahren im Bestand haben. Die Stifte sind ein wichtiges Begleitinstrument zu elektronischen Büchern, in denen sich Kinder Wissen spielerisch aneignen können.

Gegenüber dem letzten Vor-Corona-Jahr beträgt das Minus bei den Gesamtausleihen laut Jahresbilanz 10 Prozent. Bemerkenswert sei, dass die Ausleihe von Kinderbüchern und Spielen in diesem Vergleich sogar zugelegt habe, merkt Ambrosi an. Angesichts der Tatsache, dass die Lesefähigkeit durch Homeschooling und Schulschließungen stark gelitten habe, sei dies eine erfreuliche Entwicklung. Mit ihren vielfältigen Leseförderaktionen ist die Stadtbibliothek seit Langem einer der wichtigsten Vermittler von Lesemotivation. Die Nachfrage nach diesen Angeboten wie Bilderbuchkino oder Vorlesen und Basteln habe sich gegenüber dem Vor-Corona-Niveau sogar noch gesteigert.

20 Vorlesepaten gefunden

Ebenfalls ein großer Erfolg war die Suche nach Vorlesepaten. Über 20 Interessierte haben sich auf den entsprechenden Aufruf gemeldet, nach einer Schulung durch die Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek lesen diese Ehrenamtlichen nun regelmäßig in den Kitas in Bruchköbel vor.

Darüber hinaus ist das Bibliotheks-Team häufiger nach draußen gegangen: In den Sommerferien wurde mit einem vom Förderverein finanzierten Bollerwagen mehrmals der Fritz-Hofmann-Spielplatz im Bruchköbeler Süden aufgesucht. Außerdem hat sich die Stadtbibliothek an einigen Tagen an der Aktion „Sommer auf dem Freien Platz“, also quasi vor der eigenen Haustür, beteiligt.

Zwar kämen die Menschen wieder verstärkt in die Bibliothek, gleichzeitig erwarteten sie jedoch einen Ausbau der digitalen Angebote und Services. Dem trage die Stadtbibliothek Rechnung. So ist die Einrichtung jetzt beispielsweise über WhatsApp erreichbar und bietet verschiedene Newsletter an. Das digitale Portfolio wurde im vergangenen Jahr mit der Online-Lernplattform Sofatutor und dem digitalen Lesezirkel sharemagazines ergänzt. Letzterer soll dazu führen, die Verweildauer in der Bibliothek zu verlängern, ebenso wie die Aktion „Lernen ohne Limit“, wenn Schülerinnen und Schülern ermöglicht wird, über die Mittagspause in der Bibliothek zu lernen. „Denn trotz fortschreitender Digitalisierung ist und bleibt die Stadtbibliothek als Ort wichtig, dessen Aufenthaltsqualität jedoch erhöht werden muss“, so die Leiterin der Stadtbibliothek.

Kaffeeautomat wir gut angenommen

Ein erster Baustein hierzu sei die Aufstellung eines Automaten mit Heißgetränken gewesen, der sehr gut genutzt werde. „All dies trägt dazu bei, die Stadtbibliothek zum Wohnzimmer der Stadt weiterzuentwickeln, wo alle sich einfach wohlfühlen.“

Bis zur vollständigen Realisierung ist es allerdings noch ein längerer Weg, bei dem grundlegendere Veränderungen im Gebäude hinsichtlich Ausstattung und Einrichtung notwendig seien. Und natürlich sind solche Pläne auch mit der Bereitstellung von finanziellen Mitteln verbunden. Hier kommt dann vor allem die Politik ins Spiel, die über das Budget entscheiden muss.  (how)

Präsenz am Fritz-Hofmann-Spielplatz: Außentermine werden für die Bibliothek immer wichtiger.
Präsenz am Fritz-Hofmann-Spielplatz: Außentermine werden für die Bibliothek immer wichtiger. © -

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