Mit Herzblut gestaltet

Bruchköbel – Kicker, Billard, Spielkonsole. Das Angebot im neuen Jugendzentrum in Bruchköbel ist wirklich groß. Am liebsten aber sitzt Lara-Marie mit ihren Freundinnen im Chillraum, oben im zweiten Stock. „Wir reden dort einfach nur“, sagt die 13-Jährige. Im Chill-Raum sind die Wände in einem warmen Blauton gestrichen, das Licht ist gedämpft. Es ist richtig gemütlich dort.
Ein Ort zum Chillen eben. Einen Platz auf der großen grauen Eck-Couch zu ergattern, ist aber gar nicht so einfach. Denn der Chillraum ist begehrt unter den Jugendlichen. So begehrt, dass sie sich unten am Tresen anmelden und auch einen Pfand hinterlegen müssen, wenn sie sich dort aufhalten wollen. So soll gewährleistet sein, dass der Raum nicht so voll wird und diejenigen, die chillen wollen, auch die nötige Ruhe finden
Fitnessstudio im Keller
Lisa-Marie führt am diesem Abend die Gäste, die zur offiziellen Eröffnung des neuen Jugendzentrums in Bruchköbel gekommen sind, durch die Räume. Sie zeigt den Stadtverordneten, die den Aufbau eines neuen Jugendzentrums ja mal vor langer Zeit beschlossen haben, sämtliche Räumlichkeiten: das kleine Fitnessstudio im Keller, wofür man sich übrigens auch anmelden muss, den Computerplatz im Obergeschoss, den großen Gemeinschaftsraum, wo auch schon mal mit Hilfe eines Beamers Filme auf die Leinwand projiziert werden. Und natürlich das Café im Erdgeschoss mit der langen und breiten Theke, auf der an diesem Abend viele Tabletts mit Kanapees stehen. „Von den Jugendlichen selbst gemacht“, wie David Dieschburg stolz betont. „Und zwar ohne, dass man sie darum bitten musste.“ Dieschburg und seine Kollegin Nicole Lenz sind die beiden Sozialarbeiter, die die Jugendarbeit in der Stadt neu konzipiert haben, quasi bei Null anfangen mussten, nachdem das ehemalige Jugendzentrum am alten Parkhaus im Zuge des Innenstadtumbaus abgerissen worden war.
Keine Zwischenlösung mehr
Eigentlich sollte das jetzt umgestaltete ehemalige Bürgerbüro an der Hauptstraße nur eine Übergangslösung sein. Doch wer sich in den Räumen umsieht, der bekommt das Gefühl, dass es doch eine Platz für immer geworden ist. Auch Bürgermeisterin Sylvia Braun findet, dass dieser Ort „so schön geworden ist, dass man hier nicht mehr raus will“. Und es gibt neben den emotionalen Gründen auch viele sachliche Argumente für den Standort: Er ist in Stadthausnähe, zentral gelegen und für die Jugendlichen gut zu erreichen. Und gegenüber liegt gleich das Gemeinwesen-Café, in dem es auch eine große Küche gibt. Somit lassen sich beide Ort miteinander verzahnen und auch gemeinsame Projekte organisieren, meint die Bürgermeisterin. Damit die Jugendlichen ihr Zentrum auch nach ihren Vorstellungen gestalten konnten, gab es einen Workshop, in dem die Jugendlichen für sich die Frage beantworten mussten, wie sie sich ihren Ort denn vorstellen. Und dass sie fast alle Wünsche erfüllt bekommen haben, kann auch Gästeführerin Lisa-Marie bestätigen: „Ich habe mir einen Spiegel gewünscht. Da hängt er“, sagt sie und zeigt auf das Accessoire, das jetzt an der Wand hängt. Die Jugendlichen hätten sich mit Herzblut an diesem Projekt engagiert und „vor allem haben sie auch tatkräftig in Zusammenarbeit auch mit den Mitarbeitern des Bauhofes mitgewirkt. Wir sind erfolgreich gestartet“, sagt David Dieschburg 180 Jugendliche habe man in den ersten sechs Wochen in neuen Räumlichkeiten gezählt. Im Schnitt etwa 25 Besucher an einem Abend. Künftig will de Stadt auch Angebote für Eltern schaffen. Erziehungsexperte sollen beispielsweise für Vorträge gewonnen werden.
Öffnungszeiten
Für Kinder im Alter zwischen 8 und 11 Jahren öffnet das Jugendzentrum dienstags zwischen 15.30 und 18 Uhr. Für Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren wird die Einrichtung mittwochs und donnerstags zwischen 16 und 19 Uhr geöffnet. Da die evangelische Kirchengemeinde ihr Jugendzentrum im Gemeindehaus freitags und samstags betreibt, besteht nun fast täglich ein Angebot für Bruchköbels Jugendliche.
Von Holger Weber-stoppacher
