Nach der Party folgt der Kater: Corona und Hitze haben Feuerwehr Niederissigheim Jubiläumsbilanz versaut

Bruchköbel – Zu heiß, Angst vor Corona und dann noch die Konkurrenz durch das Neun-Euro-Ticket der Deutschen Bahn: Es gibt viele Gründe dafür, dass der ganz große Besucheransturm beim Jubiläum anlässlich des 101-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Niederissigheim ausgeblieben ist. Damit wurden auch die finanziellen Erwartungen des Feuerwehrvereins nicht erfüllt.
Kurzum: Die Feuerwehr, die für das fünftägige Spektakel eigens ein großes, 2000 Besucher fassendendes Zirkuszelt auf der Wiese gegenüber des Fußballplatzes aufgestellt hatte, muss – zumindest nach aktuellem Stand – für ihre große Party noch draufzahlen. Das sorgt für einen Kater bei den Feuerwehrleuten.
Genaue Zahlen wurden im Pressebericht nicht genannt und sollen erst dann an die Öffentlichkeit gehen, wenn eine finale Abrechnung auf dem Tisch liegt, sagt Jörg Börstinghaus, der Pressesprecher des Vereins.
Das Jubiläum war nach den Lockerungen der Coronabeschränkungen eines der ersten Feste überhaupt, das man in der Region wieder im Stil der Vor-Corona-Zeit gefeiert hatte. Während jetzt in der Oktoberfestsaison mitunter wieder Tausende in den Bierzelten zusammenkommen, war im Juni noch eine gewisse Zurückhaltung zu spüren. „Andere Veranstaltungen wurden damals wegen der Coronalage sogar noch abgesagt“, weiß Börstinghaus.
Zum Juni wurde zudem das Neun-Euro-Ticket der Deutschen Bahn eingeführt und somit auch die Mobilität der potenziellen Festbesucher gefördert. Das Brückenwochenende vom 16. bis 20 Juni bot sich für viele an, das Angebot für einen Deutschland-Trip zu nutzen.
Nicht zuletzt hielten die extrem hohen Temperaturen viele vom Gang ins Festzelt ab. „Es war einfach zu heiß. Bei 38 Grad Celsius am Familientag über die Festwiese zu flanieren, war nicht nach jedermans Geschmack. Wäre jeder Tag so gewesen wie die Stimmung vor und beim Zapfenstreich am Festmontag, wären alle Planziele erreicht und wahrscheinlich überschritten worden“, so Börstinghaus.
Dennoch: Das Ergebnis hätte für die Niederissigheimer zweifellos noch schlimmer ausfallen können, wenn das Fest nicht von den vielen Ehrenamtlichen getragen worden wäre. Während der Festtage sowie auch im Vorfeld und im Nachgang der Jubiläumswoche hatten zahlreiche Helfer viele Stunden ihrer Freizeit für das Jubiläum geopfert. Allein beim Fest waren knapp 400 Personen wechselweise und unentgeltlich im Einsatz. Darunter nicht nur Mitglieder der Feuerwehr, sondern auch Helfer aus vielen städtischen Vereinen. Glück hatten die Organisatoren auch, dass die Akquise für die Festschrift bereits vor dem Ausbruch der Pandemie stattfand. Somit sei das Heft voller Anzeigen und einträglich gewesen, berichtet Börstinghaus.
Dennoch: Das finanzielle Ergebnis hinterlässt einen faden Beigeschmack bei einer an sich runden Sache. Denn „diejenigen, die an den Tagen in Niederissigheim dabei waren, sind voll auf ihre Kosten gekommen“, sagt Börstinghaus. Und Vereinsvorsitzender Max Köhler lässt keinen Zweifel daran, dass man das Fest genauso wieder aufziehen würde. „Die Umstände konnte vorher niemand vorhersehen“, sagt er. Man habe sich an den Feierlichkeiten in Roßdorf orientiert. Dort habe das exakt gleiche Modell nur drei Jahre zuvor zu einem finanziellen Gewinn geführt. In Roßdorf blieb sogar so viel Geld übrig, dass sechs Sitzbänke gekauft werden konnten, die vor einigen Wochen an markanten Orten rund ums Dorf aufgestellt wurden – quasi als Dankeschön für den Zuspruch und die Hilfe der Bürger.
Die Niederissigheimer werden die Worte von Bürgermeisterin Sylvia Braun bei der Jahreshauptversammlung als Trost empfunden haben: Das Jubiläum sei in seiner Art einzigartig und ein Imagegewinn für die Stadt Bruchköbel gewesen, hatte sie gesagt.
Nicht zuletzt: Es besteht Hoffnung, dass es am Ende villeicht noch ein Nullsummenspiel werden könnte. Denn der Vorstand des Feuerwehrvereins hat bereits einige örtliche Geschäftstreibende angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Und der Rücklauf, der bisher gekommen sei, sei überaus vielversprechend, so Max Köhler. Ein (verdientes) Happy End ist also für die Feuerwehr noch in Reichweite.
Von Holger Weber-stoppacher