Issgemer Titanic bald „MS Leonberg“?

Bruchköbel – Geht das Narrenschiff aus Niederissigheim bald auf große Fahrt und wird beim Umzug beim traditionellen Leonberger Pferdemarkt 2023 für Aufsehen sorgen? Immerhin war dieser Tage bereits eine vierköpfige Delegation aus der 50 000-Einwohner-Stadt, gelegen vor den Toren von Stuttgart, mit Oberbürgermeister Martin Cohn (SPD) an der Spitze zur Besichtigung auf dem Katharinenhof in Niederissigheim.
Durch Verbindungen in die Region war der Leonberger Rathauschef auf das für die diesjährigen Faschingsumzüge von den „Issgemer Buben“ gebaute Schiff aufmerksam geworden und hatte sich den gigantischen Umzugswagen vor Ort und in Aktion angeschaut. Nun war er in Begleitung seines Feuerwehrkommandanten Wolfgang Zimmermann, dem Feuerwehrtechniker Moritz Schäfer und der Stadtmanagerin Nadja Reichert nach Niederissigheim gekommen, um das Narrenschiff genauer unter die Lupe zu nehmen und dessen Eignung für die Leonberger Zwecke im Detail zu überprüfen. Für alle Fragen zu dem gewaltigen rollenden Bauwerk standen die „Issgemer Buben“ Paul und Felix Bernges zur Verfügung.
Titanic wird beim Pferdemarkt zur Schau gestellt
„Der Leonberger Pferdemarkt geht bis auf das Jahr 1684 zurück und wurde in diesem Jahr zum 333. Mal abgehalten“, berichtete Martin Cohn dieser Zeitung. „Nur zehnmal ist er wegen Kriegen, Seuchen und zuletzt Corona ausgefallen. Er beginnt am Freitag und dauert bis zum darauffolgenden Dienstag mit dem Höhepunkt Festumzug, wobei das immer der zweite Dienstag im Februar ist“, erzählte der Oberbürgermeister weiter. Zum diesjährigen Umzug durch den Stadtkern hätten sich an der etwa 1,7 Kilometer langen Strecke rund 30 000 Besucher eingefunden, die den 1600 Teilnehmern mit ihren 85 Wagen zugejubelt hätten. Gut 160 Helfer seien notwendig, um das viertägige Fest zu organisieren und auszurichten. „Heute noch findet traditioneller Pferdehandel auf dem Marktplatz statt, während in der Vergangenheit Krämer und Viehhändler den Markt prägten“, fügte Cohn hinzu, „außerdem gibt es während der vier Festtage eine bunte Mischung aus Unterhaltungs- und Fachprogramm mit gastronomischem Angebot in den Altstadtkellern und im Feuerwehrhaus“.
Der Plan des Rathauschefs, der schier beeindruckt von der Arbeit der „Issgemer Buben“ war, ist nun, das Narrenschiff in seine Stadt zu holen, es zum festen Bestandteil des Pferdemarkt-Festumzugs zu machen und sich mit diesem auffälligen Wagen als Leonberger Stadtverwaltung an Faschingsumzügen in den umliegenden Kommunen Weil der Stadt, Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen zu beteiligen. Zudem könnte das Schiff als Ehrentribüne bei Pferdemarkt-Veranstaltungen für die Prominenz wie die Bürgermeister der Partnerstädte Rovinj (Kroatien), Belfort (Frankreich) und Berlin-Neukölln fungieren. Als Name schwebt Martin Cohn die Umbenennung in „MS Leonberg“ vor.
Derzeit wird noch die Transportfähigkeit geprüft
Zunächst aber galt es für die Delegation, das Objekt der Begierde genauestens in Augenschein zu nehmen, sich alle relevanten technischen Daten, Besonderheiten und Erfahrungen bei der Teilnahme an den diesjährigen Umzügen von den Brüdern Bernges erklären zu lassen. TÜV-Abnahme und ein möglicher Transport standen ebenso auf der Agenda, denn die Dimensionen des Narrenschiffs sind schon bemerkenswert. Allerdings, versicherten die Bernges-Brüder, hätte es bei Fahrten zu den Umzügen in Maintal, Mülheim und Friedberg keinerlei Probleme mit der Breite und Höhe des Wagens an Ampelmasten oder Brücken gegeben.
Die Leonberger Delegation wurde umfassend informiert, muss jetzt zu Hause alle Infos verarbeiten, die örtlichen Gegebenheiten wie eine geeignete Unterstellmöglichkeit untersuchen und dann eine Entscheidung für oder gegen einen Ankauf des Niederissigheimer Ozeandampfers fällen, stellte Oberbürgermeister Martin Cohn fest. Der Rathauschef war nach der Besichtigung ganz optimistisch, dass ein Deal mit den „Issgemer Buben“ zustande kommen könnte. Und wenn es nicht zum schwäbisch-hessischen Geschäft kommen sollte, dann haben die Issgemer noch ein weiteres Feuer im Eisen, wie unsere Zeitung aus gut unterrichteten Quellen erfuhr. Denn auch in der Karnevalshochburg Köln ist man offenbar an der Übernahme des Issgemer Traumschiffs interessiert. (Von Thomas Seifert)