Wie der Krebsbach in Bruchköbel gezähmt wird

Bruchköbel – Der Hochwasserschutz ist ein Thema, das zumindest diejenigen in Bruchköbel beschäftigt, deren Haus in unmittelbarer Nähe des Krebsbachs liegt. Nach der Katastrophe in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen hat Björn Schutt, Bruchköbels stellvertretender Bauamtsleiter, gleich eine ganze Reihe Anrufe besorgter Bürgern bekommen. Die meisten konnte er beruhigen.
Eine Katastrophe, wie sie sich etwa im Ahrtal abgespielt hat, wäre allein wegen der völlig anderen Topografie Bruchköbels so gut wie ausgeschlossen, sagt der Wasserbau-Experte.
Dennoch hat die Stadt in der Folge der schweren Überschwemmung von 1981, bei der die ganze Altstadt unter Wasser stand, eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt, damit so etwas nicht wieder vorkommt.
Verzögerung durch feuchten Sommer
Sichtbarstes Instrument des Hochwasserschutzes ist die Renaturierung des Krebsbachs. Derzeit wird das einst begradigte Flüsschen im Südwesten der Stadt in unmittelbarer Nähe zur Kita Zauberweide auf einer Länge von rund 450 Metern in seine ursprüngliche Verlaufsform zurückversetzt. Eigentlich sollten die Arbeiten längst abgeschlossen sein. Doch der feuchte Sommer sowie die aufwendige Suche nach möglichen Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg hat für Verzögerungen gesorgt.
Innerhalb der Stadtgrenzen ist es bereits das fünfte Projekt dieser Art, insgesamt ist der Krebsbach damit schon auf einer Strecke von etwa zwei Kilometern renaturiert worden. Dies trägt nicht nur zu einem besseren Lebenraum für Fische und Kleinstlebewesen bei, sondern eben auch zu einem besseren Hochwasserschutz.
Gewässer wird aufgeweitet
Durch die Aufweitung des Gewässers wird das Aufnahmevolumen vergrößert und die Fließgeschwindigkeit herabgesetzt, erläutert Schutt. Obwohl der Fluss unterhalb der Kernstadt aufgeweitet wird, habe die Maßnahme auch einen Effekt auf die Hochwasserlage im Zentrum, weil der Pegel insgesamt gesenkt werde. präzisiert der Fachmann.
Im Umfeld der Kita Zauberweide hat auch ein Biber sein Revier eingerichtet. Tiefbauunternehmer Jörg Darmstädter, der für die Erdarbeiten verantwortlich ist, hat ihn jüngst beim morgendlichen Bad mit seiner Handykamera gefilmt.
Die Renaturierungsmaßnahmen werden zu 90 Prozent vom Land Hessen gefördert, für die Stadt fällt die Rechnung somit relativ gering aus. Der Nutzen, so Bürgermeisterin Sylvia Braun, sei dafür sehr groß. Veränderungen werden nicht nur am Flussbett vorgenommen, auch die nebenan liegenden Wiesen, die als Retentionsfläche dienen, werden teilweise neu modelliert. Flutmulden sollen dafür sorgen, dass das Wasser von den Wiesen leichter wieder abfließen kann. An den Rändern werden Blühwiesen eingesät, die das Areal zusätzlich ökologisch aufwerten sollen. Geht es nach Bürgermeisterin Braun und ihrem Wassermanager Schutt, dann wird der Krebsbach auch am Festplatz in Bruchköbel in seine ursprüngliche Form zurückversetzt. Das Problem ist jedoch wie vielerorts, das die Stadt nicht im Besitz der ganzen Fläche ist und somit auch der Einfluss nur begrenzt ist. (Holger Weber)