Main-Kinzig-Kreis: Landrat hebt Corona-Allgemeinverfügung auf – ab heute gilt neues Warnsystem

Der Main-Kinzig-Kreis hebt die Corona-Allgemeinverfügung vorzeitig auf. Ab Donnerstag (16.09.2021) gilt landesweit das neue Warnmodell der Landesregierung.
Update vom Mittwoch, 15.09.2021, 17.48 Uhr: Der Main-Kinzig-Kreis hebt seine Allgemeinverfügung zur aktuellen Corona-Lage vorzeitig auf. Hintergrund ist die vom Land Hessen überarbeitete Corona-Schutzverordnung, die am Donnerstag, 16.09.2021 in Kraft tritt und die Bewertungsgrundlagen des Infektionsgeschehens neu fasst. Das Corona-Kabinett von Ministerpräsident Volker Bouffier hat zwei neue Leitindikatoren verabschiedet, die zukünftig landesweit betrachtet werden: die Hospitalisierungsrate und Intensvbettenbelegung.
Ausschlaggebend ist demnach nicht mehr alleine und nicht mehr in erster Linie die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Fälle binnen einer Woche pro 100.000 Einwohner in einem einzelnen Kreis. Vielmehr soll das landesweite Geschehen in den Krankenhäusern maßgeblich berücksichtigt werden. Die entsprechenden Werte liegen laut Land Hessen aktuell deutlich unter der ersten Marke des von der Landesregierung vorgestellten neuen Stufenplans.
Corona in Hessen: System mit zwei Warnstufen tritt ab Donnerstag (16.08.2021) in Kraft
Es soll zwei Warnstufen geben. Die erste Stufe beginnt demnach bei einem Hospitalisierungswert über acht – also wenn innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner acht Patienten wegen Covid-19 auf eine Normalstation kommen. Das entspreche landesweit etwa 500 Patienten. Gleichzeitig darf die Zahl der Intensivpatienten nicht über 200 liegen. Die zweite Stufe beginnt demnach ab einen Hospitalisierungswert von 15 oder einer Zahl an Intensivpatienten über 400.
„Der Verwaltungsstab des Main-Kinzig-Kreises, der mittels Allgemeinverfügung unter anderem in diesen Bereichen verschärfende Regeln eingeführt hatte, entschied daraufhin am Mittwoch (15.09.2021) aufgrund der veränderten rechtlichen Grundlagen die eigene Verfügung zurückzunehmen, die sonst noch bis Montag in Kraft gewesen wäre“, heißt es aus dem Landratsamt. Basis der Allgemeinverfügung bildete das Überschreiten der Sieben-Tage-Inzidenz von 100. Von der Inzidenz als Richtwert hat sich Hessen nun weitgehend verabschiedet.
Corona im Main-Kinzig-Kreis: Inzidenz über 100
Erstmeldung vom Freitag, 03.09.2021, 11.20 Uhr: Hanau/Gelnhausen – Weiterhin beherrscht die Corona-Pandemie den Alltag vieler Menschen in der Region. Im Main-Kinzig-Kreis sind in den vergangenen Tagen und Wochen die Fallzahlen deutlich angestiegen – und damit auch die Sieben-Tage-Inzidenz. Da der Wert nun die kritische Schwelle von 100 überschritten hat, haben die Verantwortlichen eine Verschärfung der Corona-Regeln angekündigt.
Am Donnerstag (02.09.2021) kletterte die Corona-Inzidenz im Main-Kinzig-Kreis auf 115 (Vortag: 102). Besonders junge Menschen sind von den Infektionen stark betroffen. „Wir haben mit einem deutlichen Anstieg der täglichen Neuinfektionen nach dem Ende der Sommerferien gerechnet, wenngleich uns die Zahl von über 120 laborbestätigten Fällen bei Kindern und Jugendlichen seit Montag dann doch leider negativ überrascht hat. Das zeigt, wie verbreitet das Infektionsgeschehen derzeit in der Bevölkerung ist“, sagten die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler und der Jugend- und Schuldezernent Winfried Ottmann.
Corona-Inzidenz im Main-Kinzig-Kreis über 100: Ab wann gelten die verschärften Regeln?
Um beim Infektionsgeschehen die Dynamik herauszunehmen, folgt der Main-Kinzig-Kreis dem Erlass des Landes Hessen, hieß es in einer Mitteilung. Die Landesregierung fordert von den Kreisen, ab einem Corona-Inzidenzwert von 100 die Kontaktregeln wieder zu verschärfen.
Ab Montag (06.09.2021), 0 Uhr, tritt die Allgemeinverfügung im Main-Kinzig-Kreis offiziell in Kraft, ab diesem Zeitpunkt müssen sich alle Bürger an die strengeren Corona-Regeln halten. In den kommenden Tagen werden sie auf der Webseite des Kreises www.mkk.de zu finden sein. Schon jetzt gelten die Regeln allerdings als „eindringliche Empfehlungen“.
Inzidenz über 100: Die strengeren Corona-Regeln im Main-Kinzig-Kreis im Überblick
- Veranstaltungen: Bei Veranstaltungen sind maximal 100 Personen in geschlossenen Räumen und 200 Personen im Freien erlaubt. Genesene oder vollständig gegen Corona Geimpfte zählen nicht mit.
- 3G-Regel: Ausschließlich Genesene, Geimpfte und Getestete dürfen in Innenräumen und im Freien folgende Bereiche betreten: Gastronomie, Veranstaltungen (Zusammenkünfte, Fachmessen, Kulturangebote, Galerien, Theater, Museen, an denen mehr als 25 Personen teilnehmen) und Sportstätten (insbesondere Fitnessstudios, Hallenbäder, Saunen, Sporthallen – das gilt nicht für den Profisport). Auch für körpernahe Dienstleistungen, für Spielbanken, Spielhallen, Wettbüros und ähnliche Einrichtungen, für Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie für die Einrichtungen der Behindertenhilfe gelten diese Regeln.
- Hotels: In Hotels und auf Campingplätzen mit Gemeinschaftseinrichtungen muss ein negativer Corona-Test bei der Anreise sowie bei längerem Aufenthalt zweimal pro Woche vorgelegt werden. Genesene oder vollständig Geimpfte sind von der Testpflicht befreit.
- Maskenpflicht: Medizinische Masken müssen überall in Innenbereichen aller öffentlich zugänglichen Gebäude, bei Großveranstaltungen in Menschenmengen und in Warteschlangen getragen werden. Dies gilt auch in den Verkaufsstellen des Einzelhandels.
- Einzelhandel: Für den Besuch von Geschäften außerhalb der Grundversorgung wird ein negativer Corona-Testnachweis empfohlen.
Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 sinken und dann fünf Tage in Folge unter dem kritischen Schwellenwert liegen, werden die verschärften Corona-Regeln im Main-Kinzig-Kreis wieder zurückgenommen.
Strengere Corona-Regeln im Main-Kinzig-Kreis: „Müssen uns wieder auf eine neue Situation einstellen“
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen war im Main-Kinzig-Kreis in dieser Woche sprunghaft angestiegen. „Das Virus tut uns leider nicht den Gefallen, von alleine wieder zu verschwinden. Wir müssen uns ein Stück weit wieder auf eine neue Situation einstellen, unser Verhalten anpassen und unsere Sorgfalt und Vorsicht walten lassen“, erklärten die Kreis-Verantwortlichen Simmler und Ottmann.
Stefan Erb, Erlensees Bürgermeister und Vorsitzender der Bürgermeisterkreisversammlung, sieht durch die „praktisch flächendeckende Ausbreitung der vierten Welle“ im Main-Kinzig-Kreis keinen Grund, nur von einem regional eingrenzbaren Corona-Problem zu sprechen. „Es mag Kommunen geben, die noch oder wieder mal unter der Inzidenzmarke von 50 liegen. Aber die Fälle der vergangenen Tage haben gezeigt, dass sprunghafte Anstiege im Westen wie im Osten des Main-Kinzig-Kreises möglich sind und es keine einzelnen Veranstaltungen oder bestimmte Einrichtungen mit Ausbruchsgeschehen sind, die die Zahlen in die Höhe getrieben haben“, sagte Erb.
Auch im Kreis Offenbach liegt die Corona-Inzidenz bei über 100. Härtere Maßnahmen müssen alle Bürger seit Freitag (03.09.2021) beachten. (tvd)