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Premiere im Main-Kinzig-Kreis: Erstmals ehrenamtliche Notfallseelsorger in Amt eingeführt

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Zehn der elf ehrenamtlichen Notfallseelsorger wurden am Sonntag in ihr Amt eingeführt und erhielten nach dem Gottesdienst auch ihre Notfallkoffer.
Zehn der elf ehrenamtlichen Notfallseelsorger wurden am Sonntag in ihr Amt eingeführt und erhielten nach dem Gottesdienst auch ihre Notfallkoffer. © Ulrike Pongratz

Für die Notfallseelsorge im Main-Kinzig-Kreis begann am Sonntagvormittag mit einem feierlich-besinnlichen Entsendungsgottesdienst „eine neue Zeit“, wie Selbolds Pfarrer Till Wisseler ausführte.

Langenselbold - Zum ersten Mal während des bereits 20-jährigen Bestehens der bundesweiten Notfallseelsorge der katholischen und evangelischen Kirche wurden im Main-Kinzig-Kreis elf Ehrenamtliche in den Dienst eingeführt. Sie werden künftig bei Notfalleinsätzen mit Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten zusammenarbeiten. Bisher wurde die Notfallseelsorge im Kreis ausschließlich von Pfarrerinnen und Pfarrern geleistet.

Menschen in akuten Notlagen Hilfe leisten

Für ihren freiwilligen Dienst erhielten zehn ehrenamtliche Notfallseelsorger nach Abschluss ihres einjährigen Grundkurses den Segen Gottes und erklärten sich mit dem feierlichen Gelöbnis „Ja, mit Gottes Hilfe“ bereit, Menschen in akuten Notlagen Hilfe und Beistand zu leisten.

Unter Anteilnahme von Angehörigen, Referenten und Gemeindemitgliedern wurden die ehrenamtlichen Notfallseelsorger in der evangelischen Kirche der Gründaustadt in ihr neues Amt entsandt. Die Liturgie gestalteten Pfarrer Ulrich Briesewitz, Lena-Marie Hahn, Oliver Möscheid-Block und Pfarrer Till Wisseler. Musikalisch begleitet wurde der Entsendungsgottesdienst von Dorina Reichling und Uwe Gesierich von Elation-Music sowie Markus Kauffeld an der Orgel. Unter den Besuchern, für die strenge Abstands- und Hygieneregeln sowie Maskenpflicht galten, waren auch Landrat Thorsten Stolz (SPD) und die Dekane Dr. Martin Lückhoff und Wilhelm Hammann.

Mindestens 80 Unterrichtsstunden für Notfallseelsorger

Initiiert hatte das Pilotprojekt Pfarrer Ulrich Briesewitz, Beauftragter für Polizei- und Notfallseelsorge im Main-Kinzig-Kreis. Unterstützt und finanziert wurde die einjährige Ausbildung durch die evangelische Kirche und den Kreis. Die Ausbildungskurse für ehrenamtliche Notfallseelsorger umfassen mindestens 80 Unterrichtseinheiten. Bundesweite Qualitätsstandards sehen theoretische und praktische Anteile der Weiterbildung vor. Für die neu in das Amt eingeführten Ehrenamtlichen folgt nun eine einjährige Hospitation. Das heißt, sie werden zunächst in Begleitung von erfahrenen Notfallseelsorgern zu Einsätzen gerufen.

Seit zwei Jahrzehnten machen die Kirchen Angebote für alle Menschen, die sich in einer unmittelbaren Notsituation oder seelischen Notlage befinden. Aus einem biblischen Verständnis als Dienst am Nächsten hat sich die kirchliche Notfallseelsorge über die Jahre als ein flächendeckendes und professionelles System in ganz Deutschland etabliert. Notfallseelsorger sind in Rufbereitschaft und jederzeit über die örtlichen Leitstellen beispielsweise von Polizei oder Feuerwehr zu erreichen.

Tod und Sterben sind die Hauptthemen der Notfallseelsorger

Im Main-Kinzig-Kreis werden künftig nun also auch ehrenamtliche Notfallseelsorger Unterstützung und Beistand in schwierigen Situationen anbieten. „Der Tod kommt immer zur Unzeit. Dennoch gehört er dazu, denn Geburt und Tod sind sicher, dazwischen schreibt das Leben Geschichte“, so Pfarrer Ulrich Briesewitz. 95 Prozent der Notfallseelsorge hätten mit Tod und Sterben zu tun. Dann würden die Notfallseelsorger als Teil der Rettungsdienste gerufen und Menschen in ihren dunkelsten Stunden beistehen, Hilfe anbieten, wo andere wegschauen.

Die elf Notfallseelsorger

Jasmin Albrecht, Annette Bernhard, Lena-Marie Hahn, Timo Jakob-da Rosa, Christoph Kalden, Monika Klug, Kirsten Krüger, Oliver Möscheid-Block, Anette Peldszus, Catrin Peukert und Kristin Schmelzer.

Notfallseelsorger würden auch Todesnachrichten überbringen. Für diese Aufgabe gebe es keine Schablone, so Briesewitz, man brauche Zeit und Kreativität. „Es ist ein besonderer Schatz, Zeit für die Menschen zu haben, ihnen Halt zu geben im Chaos“, sagte der Pfarrer. Die Notfallseelsorge sei ein Angebot von Herzen, eines, um Menschen in den zerbrechenden Stunden ihres Lebens Licht zu bringen. Als Studienleiter und Pfarrer sieht Ulrich Briesewitz die unterschiedlichen Berufe und Lebenserfahrungen der Ehrenamtlichen als eine Bereicherung des Teams. Er hofft, dass in weiteren Fortbildungen eine Gemeinschaft bestehen bleibe.

Über 100 Einsätze für Notfallseelsorger im Jahr

Für den Main-Kinzig-Kreis übermittelte Landrat Stolz Dank und Respekt für das Ehrenamt. Zwischen 130 und 150 Mal fahren die Notfallseelsorger des Kreises pro Jahr mit den Rettungsdiensten zu Einsätzen. Zu erkennen sind die Notfallseelsorger ab sofort an lilafarbenen Westen.

Das Ausbildungsprojekt ‘Ehrenamtliche in der Notfallseelsorge’ wollen die evangelische Kirche und Main-Kinzig-Kreis im kommenden Herbst fortsetzen. Hierfür können sich alle Menschen bewerben, die mit Abschluss der Ausbildung 23 Jahre alt sind. Der Dienst ist nicht an eine Konfession, Religion oder einen Beruf gebunden.

Der bisherige Studienleiter, Pfarrer und Notfallseelsorger Ulrich Briesewitz wird als Landespolizeiseelsorger nach Kassel wechseln. Die Koordination der ehrenamtlichen Notfallseelsorge übernimmt dann Pfarrer Till Wisseler. Wer mehr über das Ehrenamt der Notfallseelsorge erfahren will, kann sich an Pfarrer Till Wisseler oder das evangelische Gemeindebüro Langenselbold wenden. Dieses ist in der Hinserdorfstraße 2a unter Telefon 06184 2893, Fax an 06184 900653 oder per E-Mail an kigem.langensel bold@ekkw.de erreichbar.

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