Ausschüsse stimmen für Kernsanierung des Rathauses

Mehrere Dutzend Zuschauer folgten am Montagabend in der Erlenhalle der gemeinsamen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Bau- und Umweltausschusses. Es waren vornehmlich Verwaltungsmitarbeiter, die gespannt auf die Präsentation der neuen Pläne für das alte Rathaus waren.
Erlensee – Wie bereits berichtet, favorisierte der Magistrat eine Kernsanierung des alten Rathauses, bei der nur noch das Betonskelett stehen bleiben soll. Der anschließende Wiederaufbau hätte die Qualität eines Neubaus, hatte Bürgermeister Stefan Erb (SPD) im Gespräch mit unserer Zeitung an dieser Variante besonders gelobt. Die Mitglieder beider Ausschüsse folgten dem Magistratsvorschlag und stimmten einstimmig für den Grundsatzbeschluss, das alte Rathaus im Kern zu sanieren und an alter Stelle wieder aufzubauen. Beide Ausschüsse empfehlen damit der Stadtverordnetenversammlung, diesen Grundsatzbeschluss abschließend ebenfalls abzunicken.
Thomas Müller, Geschäftsführer der Terramag GmbH präsentierte und erläuterte in der Ausschusssitzung am Montagabend die Entscheidungsfindung und das favorisierte Modell. Geprüft worden waren auch ein Neubau an anderer Stelle, Kauf und Miete von einem Investor sowie ein technisches Rathaus im Gewerbegebiet.
Erb zum Rathaus: „Energetisch eine Vollkatastrophe“
Er war Teil einer sechsköpfigen Arbeitsgruppe, die rund neun Monate lang Möglichkeiten für das alte Rathaus abgewägt hatte. Denn schon seit einigen Jahren sucht die Stadt nach einer Lösung für den Verwaltungssitz, der 1973 erbaut wurde. Bereits eingestellte Haushaltsmittel für einen Neubau mussten vor fünf Jahren aufgrund von massiven Engpässen in der Kinderbetreuung in den Bau der heutigen Kita Leipziger Straße gesteckt werden.
Zu wenig Platz, im Winter zugig und im Sommer zu heiß: So lauten nur einige Punkte der Mängelliste für den 50 Jahre alten Rathausbau. „Energetisch eine Vollkatastrophe“, wie der Bürgermeister nicht müde wird, es immer wieder auf den Punkt zu bringen.
Und auch Müller fand in der Erlenhalle klare Worte: „Das Rathaus ist am Ende seiner Lebenszeit angekommen. Die Arbeitsverhältnisse für die Mitarbeiter sind an der Zumutbarkeitsgrenze angekommen.“ Ein schnelles Handeln sei alternativlos. „Eine Entscheidung in eine Investition ist nicht mehr aufschiebbar“, mahnte Müller.
Detaillierte Kostenrechnung
Bei der Kernsanierung soll nur noch das Betonskelett stehen bleiben. Darauf aufbauend soll ein Neubau samt neuer Fassade entstehen. Kostenpunkt: 15,58 Millionen Euro. Diese Variante hat sich sowohl bei der Kosten- und Finanzierungsanalyse als auch bei der Nutzwertanalyse gegenüber den Alternativen durchgesetzt. Bei der Nutzwertbetrachtung sei die Arbeitsgruppe nach den Kriterien Zentralität und Frequenz, Städtebauliche Perspektiven und Chanchen, Risiken sowie Funktionalität gegangen. Zu den Kosten sagte der Bürgermeister, dass immer das Worst-Case-Szenario gerechnet worden sei. Müller bekräftigte ebenfalls, dass bei den Kostenberechnungen auf Detailtreue geachtet worden sei.
Der Terramag-Geschäftsführer, der schon unzählige Projekte in der Region begleitet und entwickelt hat, betonte nach den Ausführungen des Architekten: „Es ist für Erlensee eine städtebauliche Chance, ein solches Gebäude mit einer solchen Anmutung im Zentrum zu haben.“ Das habe auf Bürger und Besucher eine Wirkung.
Architekten schlagen vollverglasten Versammlungsraum vor
Andreas Grossmann von jsk Architekten aus Frankfurt, präsentierte den Zuschauern und den Ausschussmitgliedern mit seinen Visualisierungen eine Idee davon, wie das neue Rathaus aussehen könnte. Mit einer hellen, freundlichen Fassade wahlweise mit Holz oder Naturstein oder auch Stahl und Beton. Ein neuer zweistöckiger Anbau soll einen großen, verglasten Versammlungssaal beherbergen, den nicht nur die politischen Gremien, sondern auch die Vereine nutzen könnten.
Doch mit den optischen Details und Ausstattungen werden sich die politischen Gremien beschäftigen, wenn auch das Stadtparlament den Grundsatzbeschluss zur Kernsanierung mehrheitlich beschließt. Die Fraktionsführer von SPD, Grünen und CDU waren am Montagabend ebenfalls in der Erlenhalle.
Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte Renate Tonnecker-Bös, dass die Grünen eine Kernsanierung befürworten, weil es gelte, so viele Ressourcen wie möglich zu sparen. In den nun anstehenden Diskussionen um die Details, werden die Grünen insbesondere auf die ökologischen und nachhaltigen Aspekte des Neubaus hinweisen, so Tonnecker-Bös. Zwar sei die Höhe der Baukosten erschreckend, aber da die ersten fünf Jahre noch keine Kosten anfallen, hoffe sie, dass Erlensee danach andere Einnahmen aufweisen könne.
Keine Alternativen zum Grundsatzbeschluss
Zwar könne die Stadt heute nicht anders, als diesen Grundsatzbeschluss zu fassen, so Horst Pabst (CDU). Aber er erinnert daran, dass bessere Möglichkeiten vor Jahren vergeben worden seien, als die Stadt das zentrale Gelände an der Langendiebacher Straße an die SHK gegeben habe. „Dort hätte in Ruhe in neues Rathaus gebaut werden können.“ Auch der Zustand der Bausubstanz des alten Rathauses sei vor Jahren schon Thema gewesen. „Damals wurde uns gesagt, der Bau sei gänzlich marode.“ Nun müsse er den heutigen Gutachtern vertrauen. Auf Nachfrage sagte Martin Maul (SPD): „Der Vorschlag ist alternativlos. Sonst haben wir kein Rathaus. Aber das ist meine persönliche Meinung.“
Noch in 2022 sollen die Kosten in den Haushalt gestellt werden und die Planungen beginnen. Spätestens im Jahr 2027 soll das neue Rathaus dann bezugsfertig sein.
Weiteres Vorgehen:
Das Stadtparlament tagt am Donnerstag, 18. November, in der Erlenhalle (19.30 Uhr) und stimmt abschließend über den Grundsatzbeschluss zum Rathaus ab.
(Von Monica Bielesch)