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Corona fordert auch im Einzelhandel Opfer

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Von: Monica Bielesch

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In der Ladenzeile am Rathaus hat Floristin Anja Schnitzler ihr Blumengeschäft „Flowers“. Nach der langen Zeit der Einschränkungen durch die Pandemie kämpft die Einzelhändlerin nun um den Fortbestand ihres Ladens. archiv
In der Ladenzeile am Rathaus hat Floristin Anja Schnitzler ihr Blumengeschäft „Flowers“. Nach der langen Zeit der Einschränkungen durch die Pandemie kämpft die Einzelhändlerin nun um den Fortbestand ihres Ladens. © bielesch

Erlensee – Knapp acht Jahre lang hatte Anja Schnitzler ihren Blumenladen in der Ladenzeile am Rathaus. Jetzt hängt an ihrem Geschäft ein großes Schild: „Räumungsverkauf“. Die Floristin sieht keine andere Möglichkeit, als ihren Laden, an dem ihr Herz hängt, zu schließen. „Ich würde fast alles machen, um das hier zu retten.“ Aber nach der langen Durststrecke durch die Corona-Zeit haben sich bei der Einzelhändlerin rund 15 000 Euro an Schulden angehäuft.

In den Sozialen Medien entbrannte unter ihrem Post über die Ladenschließung eine rege Diskussion zum Thema Einzelhandel in Erlensee. Mit diesem Post wollte Schnitzler einen letzten Versuch zur Rettung ihres Ladens starten und fragte in der Facebook-Gruppe „Stadt Erlensee“ nach möglichen Ideen, um wieder mehr Kunden in ihr Blumengeschäft zu locken. Viele Vorschläge wurden dort gemacht, die Bandbreite reichte von Catering, Schuhladen, Marmeladenverkauf bis hin zu Kunstausstellungen und Bücher- sowie Weinverkauf.

Discounter haben nicht die Kompetenz eines Fachhändlers

Viele Kommentare bedauerten, dass gerade die Blumenabteilungen großer Baumarkt- und Supermarkt-Ketten für kleine, inhabergeführte Blumenläden eine nicht zu schlagende Konkurrenz sind. Anja Schnitzler: „Viele Leute sehen nicht, dass sie mit ihrem Kaufverhalten dazu beitragen, wenn kleine Fachgeschäfte schließen müssen.“ Blumen-Discounter hätten nicht die Fachkompetenz, die eine Floristin vorweisen könne. Vor Corona hat Schnitzler viele Hochzeiten, Beerdigungen, Firmen- sowie private Feiern mit ihren floralen Kunstwerken bestückt. Während der Lockdowns konnte sie zwar ihren Laden öffnen, aber die Kunden blieben weg. „Die Corona-Zeit ist der Grund, warum ich jetzt da bin, wo ich bin“, sagt sie. Als Folge der Diskussion in Facebook gab es einen kleinen Lichtblick für die Floristin, so sei ein großer in Erlensee ansässiger Supermarkt-Inhaber auf sie zugekommen, mit der Idee, eine Kooperation einzugehen, berichtet Schnitzler. „Ich könnte Geschenkkörbe von denen bei mir verkaufen und mit Blumen aufwerten.“ Leider hat die Floristin ihren Mietvertrag bereits gekündigt, er läuft Ende September aus. Nachdem der Supermarkt ihr die Kooperation angeboten hat, habe sie versucht, bei ihren Vermietern eine Verlängerung ihres Mietvertrags zu erreichen. Ob die Vermieter ihr Ersuchen akzeptieren, entscheide sich am heutigen Mittwoch.

Auf die Frage, ob die Stadt sich in einem solchen Fall einer Ladenschließung einschalten sollte, meinte Bürgermeister Stefan Erb (SPD) auf Nachfrage: „Wir haben drei Blumenläden im Ort. Das wäre Wettbewerbsverzerrung, wenn die Stadt nur einem Laden davon helfen würde. Das steht uns nicht zu.“ Natürlich stünde die Ladenzeile am Rathaus durch ihre Lage besonders im Fokus, aber Leerstand sei in der ganzen Stadt zu beobachten. Der Bürgermeister betonte, dass aber die Stadt versuche, durch strukturelle Maßnahmen Wege zu finden, um allen Einzelhändlern zu helfen.

Stadt arbeitet an Konzepten

Dazu habe es jüngst mehrere Workshops zum Thema Stadtmarketing gegeben. Dabei sei die Stadt zu dem Ergebnis gekommen, dass es vor allem gelingen müsse, wieder mit den Bürgern in den Dialog zu kommen, um sie für die lokalen Angebote zu begeistern. Wie das gelingen soll, daran arbeite die Stadt zur Zeit, so Erb.

Floristin Anja Schnitzler jedenfalls hängt am Standort Erlensee. „Wenn ich das Geschäft am Rathaus nicht weitermachen kann, dann finde ich vielleicht an einem anderen guten Standort neue Räume.“

(Von Monica Bielesch)

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