Das Ende von Kreide und Tafel

Bei einem Besuch an der Haingartenschule ließ sich Kreis-Schuldezernent Winfried Ottmann (CDU) einen Einblick geben, wie die Digitalisierung der Schulen im Kreis voranschreitet. Ottmann kam, ebenso wie Bürgermeisterin Sylvia Braun (FDP) und Mitglieder des Fördervereins auf Einladung von Schulleiter Matthias Doebel, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Landesverbandes Hessischer Schulleiterinnen und Schulleiter (HIS) sagte: „Der Main-Kinzig-Kreis liegt in puncto Digitalisierung der Schulen ganz weit vorne.“
Bruchköbel/Region – Ein wichtiges Puzzleteil bei diesem Prozess sind Joachim Kiwitz und Jürgen Hummel. Die beiden IT-Experten gehören zum Amt für Finanz- und Rechnungswesen sowie EDV in der Kreisverwaltung. Sie sind die Ansprechpartner für alle 100 Schulen im MKK in Sachen IT, begleiten den Anschluss der interaktiven Displays in den Klassenzimmern und das Ausliefern der Tablets an die Lehrerschaft. „Sie sind die Schaltstelle zwischen Verwaltung und Schulen, das geht nur Hand in Hand“, betonte Ottmann. Auch mit dem Amt für Schulwesen gebe es eine intensive Zusammenarbeit.
Alle rund 2700 Klassenräume im MKK bekommen interaktives Display
Schon seit einigen Jahren, also schon vor Corona, kümmert sich eine IT-Steuerungsgruppe Schulen im MKK um eine einheitliche Digitalisierung. Das Fundament dafür sei der Anschluss aller Schulen im Kreis an das Glasfasernetz, betonte Kiwitz. Das sei 2019 schon erreicht worden. Aktuell hätten bereits rund 700 interaktive Displays die Tafeln in vielen Schulen ersetzt. Bis Ende Dezember sollen es 800 sein. Am Ende sollen alle rund 2700 Klassenräume im MKK mit einem solchen Gerät ausgestattet sein.
Auch in den Klassenräumen der Haingartenschule haben Kreide und die grünen Tafeln ausgedient. Nun können Lehrer auf den Displays im Internet recherchieren, Filme zeigen, ihre Tablets direkt mit dem Display verbinden, aber auch noch per Stift darauf schreiben. Bei der Installation der Geräte genauso wie bei der Einführung der Lehrer-I-Pads hatte die Schule in Kiwitz und Hummel einen ständigen IT-Support, für den sich Schulleiter Doebel bedankte. „Ich konnte jederzeit mit einem Problem bei Ihnen anrufen.“
Und wenn es Probleme gibt, dann müssen die IT-Experten nicht mehr direkt vor Ort sein. „Wir können die rund 10 000 mobilen Geräte der Lehrer zentral aus der Cloud heraus managen“, so Kiwitz. Im Sommer beziehungsweise Herbst des kommenden Jahres sollen schließlich alle Schulen und Lehrer im MKK versorgt sein. Insgesamt rund 30 000 digitale Geräte werden dann an den rund 100 Schulen im MKK ausgeliefert und installiert worden sein. Darunter fallen Displays, I-Pads und Apple TV-Geräte„Das können wir alles aus der Ferne installieren“, erklärt Hummel. Technisch möglich ist das durch eine zentrale Breitbandanbindung aller Schulstandorte an das MKK-Forum, dem Sitz der Kreisverwaltung. Mit Bandbreiten von 1000 Mbit in beide Richtungen (synchron), mit einer zentralen Firewall sowie WLAN und Kinder- und Jugendschutzfiltern.
Gelder aus dem Digitalpakt decken fast alle Kosten
Kostenpunkt für die Displays inklusive Beamergeräten sind rund 8,5 Millionen Euro. Insgesamt kostet die Ausstattung der Schulen im Kreis über 20 Millionen Euro, sagt Ottmann. 17,8 Millionen Euro kommen aus dem Digitalpakt des Bundes. Der MKK muss zehn Prozent der Gesamtkosten tragen.
Viele Lehrerinnen und Lehrer wurden bereits von den EDV-Experten des Kreises geschult. So auch das Kollegium der Haingartenschule. Für die Fortbildungen wurde im Sommer eigens an der Tümpelgartenschule in Hanau ein kleines Schulungszentrum eingerichtet. Im Rahmen einer interkommunalen Kooperation arbeiten hier der MKK, Hanau sowie Offenbach zusammen, berichtet Kiwitz. Er ist seit 22 Jahren in der EDV-Abteilung der Kreisverwaltung. „Wir haben schon vor Langem angefangen, die IT an den Schulen zu zentralisieren“, sagt er. An keiner Schule im MKK stünde heute noch ein Server.
MKK setzt weiter auf MS Teams
Der MKK setzt bei der Software auf die Pakete von Microsoft sowie auf das Schulportal der hessischen Landesregierung. Bezüglich der Datenschutzrechtlichen Probleme mit der Videokonferenzfunktion von MS Teams (wir berichteten) sagte Ottmann, dass er froh sei, dass die Nutzung von Teams an den Schulen zumindest weiter geduldet werde. Der Lizenzvertrag des MKK mit Microsoft laufe erst in zwei Jahren aus und er hoffe, dass auch das Land diese Nutzung weiter erlaube. Denn: „Das als Alternative vom Land versprochene Hessenportal gibt es bis heute nicht.“
In einem Klassenraum der Haingartenschule demonstrierten Kiwitz und Hummel schließlich eines der neuen Displays. Auch Vertreterinnen und Vertreter des Fördervereins der Haingartenschule waren dabei. In den 28 Jahren ihres Bestehens habe der Förderverein bereits über eine halbe Million Euro an Zuwendungen für die Schule gesammelt, berichtete Fördervereins-Vorsitzender Michael Odenwäller. Auch die Digitalisierung der Schule will der Verein mit seinen Möglichkeiten so gut es ginge unterstützen, so Odenwäller. Und Ottmann ergänzte: „Wir machen viel als Schulträger, aber wir brauchen solche Fördervereine an den Schulen.“
(Von Monica Bielesch)