Ab April könnten die ersten Geflüchteten auf dem Fliegerhorst einziehen
Das Erlenseer Containerdorf wächst
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Erlensee – Voraussichtlich ab April werden die ersten von bis zu 160 Personen im Gewerbegebiet Fliegerhorst ihr Quartier beziehen, das aus einer Containeranlage besteht. Die Stadt Erlensee und der Main-Kinzig-Kreis bauen neben dem ehemaligen Gebäude der Militärpolizei der US-Army, die bis 2007 das Gelände als Helikopterbasis nutzte, eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete.
Derzeit hievt ein schwerer Autokran die stählernen Wohnbehältnisse für das Containerhaus des Kreises von Lastwagen auf den sorgsam mit Schotter präparierten Grund, um sie zu einem zweigeschossigen Gebäude zusammenzusetzen. In den nächsten Tagen wird auf der gleichen Fläche die ebenso große, aber um 90 Grad versetzte Unterkunft der Stadt entstehen, wo 80 Personen untergebracht werden. Es sind Flüchtlinge, die der Stadt zugewiesen werden.
In den einfachen, mit Stockbetten, Schränken und zwei Stühlen ausgestatteten Zimmern werden immer zwei Personen wohnen, besser übernachten. Die Enge des Raumes lässt ein richtiges Wohnen eher nicht zu. Gemeinschaftsräume wie Küchen, Duschen oder Waschküchen befinden sich in den Wohncontainern. Ein dritter, aber kleiner Containerbau soll für Betreuung, Sprachkurse und als Aufenthaltsbereich genutzt werden. Auch werde es eine Spielecke für die Kinder geben.
Stadt setzt auf eigene Mitarbeiter
Gleichwohl die Anlage auf getrennte Rechnung von Stadt und Kreis aufgebaut und betrieben wird, soll in der Betreuung der dort lebenden Menschen kooperativ verfahren werden, sagen Kreispressesprecher Frank Walzer und Wolfgang Rittershauß, Referent des Bürgermeisters der Stadt Erlensee. Während die Stadt gleich auf eigene Mitarbeiter für die Betreuung setzt, will der Kreis diese Aufgabe zunächst extern vergeben, später jedoch in Eigenregie übernehmen. Walzer verweist dazu nach Freigericht, wo der Kreis jüngst eine ähnliche Containeranlage für bis zu 80 Asylsuchende errichtet hat.
Mit beiden Einrichtungen und den bald bezugsbereiten Häusern der ehemaligen Underwood-Kaserne im Hanauer Stadtteil Großauheim hofft der Kreis die Notlager in Turnhallen auflösen zu können. Zurzeit gibt es solche Notunterkünfte noch in Mittelbuchen, Langenselbold und Wächtersbach. Im vergangenen Jahr habe der Kreis gut 9200 Schutzsuchende aufgenommen, etwas mehr als zwei Drittel davon kamen aus der Ukraine, erläutert Walzer. In diesem Jahr seien in den ersten sechs Wochen mehr als 500 hinzugekommen. Für den Kreis und seine Kommunen sei die Belastung hinsichtlich der Kosten und Betreuungsarbeit hoch, heißt es. Im vergangenen September haben der Kreis und im Oktober die Bürgermeister in einem Schreiben der Landesregierung die Situation geschildert und um Antworten gebeten. „Aus Wiesbaden kam bislang keine Antwort. Dabei gibt es viele drängende Dinge zu klären“, sagt Walzer.
Laut Rittershauß und Walzer werden in Erlensee die Geflüchteten zunächst auf unbestimmte Zeit auf den Fliegerhorstareal leben. Dass daneben stehende riesige MP-Gebäude dafür zu Wohnraum umzubauen, der möglicherweise komfortabler wäre, ist laut Rittershauß aus zwei Gründen nicht möglich. Zum einen verbiete der Bebauungsplan Wohnen in dem Gewerbegebiet; die Containeranlage stehe dort mit einer auf zunächst drei Jahre befristeten Sondergenehmigung des Landes. Zum anderen wären die Instandsetzungskosten für den knapp 300 Meter langen, maroden Gebäuderiegel sehr hoch, so Rittershauß. Wie hoch die Kosten für die Containeranlage sind, können Kreis und Stadt nach eigenen Angaben derzeit nicht sagen.
Bewohner noch nicht bekannt
Noch nicht bekannt ist, wer auf dem Fliegerhorst einziehen wird. Laut Walzer könnten sich unter den Bewohnern auch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine befinden. „Anders als bei einer Notunterkunft gibt es in einer Gemeinschaftsunterkunft wie auf dem Fliegerhorst wenig Fluktuation“, so Walzer. Das Zusammenleben der Menschen aus verschiedenen Nationen sei daher aus bisheriger Erfahrung konfliktarm. (Von Detlef Sundermann )