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Eine Erfolgsgeschichte

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Von: Monica Bielesch

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Total digital: Schulleiterin Stefanie Smith und Stufenleiter André Bürkle vor einem der Displays in den Klassen.
Total digital: Schulleiterin Stefanie Smith und Stufenleiter André Bürkle vor einem der interaktiven Displays, die in allen Klassen hängen © Monica Bielesch

Die Georg-Büchner-Schule ist eine von sechs Integrierten Gesamtschulen im Kreis. Sie feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Ein Grund für einen Besuch.

Erlensee – „Wir sind eine Schule für alle.“ Ein kleiner Satz mit großer Wirkung. Schulleiterin Stefanie Smith sagt ihn mit viel Überzeugung in ihrem Büro, bevor es durch die breiten Flure der Schule an der Langendiebacher Straße mitten im Herzen der Stadt geht.

Diese extrabreiten Flure waren in den Anfängen der Schule für ein offenes Raumkonzept gedacht, die Klassenräume hatten keine Türen und waren nur durch eine Wand von einander getrennt. Von diesem Experiment ist man schnell abgekommen, heißt es in der Schulbroschüre zum 50-jährigen Jubiläum.

Den höchstmöglichen Abschluss für jedes Kind ermöglichen

Aber die Idee, dass jedes Kind den für sich höchstmöglichen Abschluss erreichen soll, ohne die Schule verlassen zu müssen, ist geblieben. Stufenleiter André Bürkle, der selbst Schüler der Integrierten Gesamtschule Käthe-Kollwitz in Langenselbold war: „Schüler sind keine linearen Maschinen, Kinder machen Entwicklungen durch.“ Er habe oft erlebt, dass es bei vielen Jugendlichen in der achten oder neunten Klasse eine Neuorientierung gebe. „Da macht es Klick und es werden dann plötzlich Fähigkeiten aktiviert und die geben Gas.“

Aktuell hat die GBS 620 Schüler, die Anmeldezahlen seien steigend, so Smith, die seit sieben Jahren an der Schule ist, 2016 die kommissarische Leitung übernahm und 2018 offiziell Schulleiterin wurde. Die Schüler kommen vor allem aus Erlensee und Hammersbach, aber auch aus Rodenbach und sogar aus Hanau. Vier bis fünf Klassen gibt es pro Jahrgang. Mit einer Tendenz zu mehr Schülern in den höheren Jahrgängen, beobachtet Smith. „Die kommen in den höheren Klassen von allen Gymnasien aus dem Umkreis zu uns, von der Hola, der Otto-Hahn, der Rehbein und der Kopernikus.“

Und auch diese Schüler kann die Gesamtschule integrieren. Das gelingt durch eine besondere Binnendifferenzierung, so die Pädagogen. „In der fünften Klasse legen wir besonderen Wert auf eine sozial funktionierende Gruppe, damit die Kinder angstfrei und somit besser lernen können“, betont Smith. Nach der 7. Klasse gibt es in den Hauptfächern Kurse, differenziert nach Leistungsniveau, aber der Klassenverbund bleibt bestehen. In Klasse neun nehmen alle Schüler an der Hauptschulprüfung teil, ebenso wie im Jahrgang zehn alle die Realschulprüfung mitmachen.

Engagiertes, junges Kollegium

Geprägt wird die GBS von einem sehr engagierten Kollegium mit 60 Kolleginnen und Kollegen in dem laut Bürkle ein positives Klima herrsche. „Es gibt kaum Fluktuationen und es ist ein junges Team.“ In der Schülerschaft sind viele Nationalitäten vertreten, das sieht die Schule als Bereicherung. In Türkisch und Italienisch gibt es sogar Muttersprachlichen Unterricht.

Wird Stefanie Smith gefragt, was an der GBS das Besondere sei, lacht sie und strahlt und weiß nicht, wo sie anfangen soll aufzuzählen. Und in der Tat, die Schule, die von außen ein mehr oder weniger unscheinbarer Betonbau der 1970er-Jahre ist, offenbart im Inneren viele Projekte, Arbeitsgruppen und Lernmöglichkeiten abseits des Frontalunterrichts.

Zum Beispiel die Schülerfirmen: die Nähgruppe „Kunterbunt“, ein Café, das Catering-Service anbietet, ein „Laden“, der Schreibmaterialien in der Schule verkauft. In diesen Projekten lernen Schüler anders und auch wer in Mathe kein Ass ist, kann hier seine Talente entdecken.

Die Georg-Büchner-Schule profitiert als Integrierte Gesamtschule vom Verbund mit dem LOG in Bruchköbel.
Die Georg-Büchner-Schule profitiert als Integrierte Gesamtschule vom Verbund mit dem LOG in Bruchköbel. © Monica Bielesch

Schule will stärker in die Stadtgemeinschaft wirken

In Zukunft will die Schule mit solchen Projekten stärker auch nach außen wirken und sich in der Stadt präsentieren. Denkbar seien Kooperationen mit Kitas und Altenheimen, der Seniorenwerkstatt oder Kirchengemeinden, so die Schulleiterin.

Daneben hat die GBS diverse Auszeichnungen: als Umweltschule und als Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage. Bei landesweiten Projekten fungiert die GBS als Pilotschule: Etwa bei dem Projekt digitaler Berufswahlpass 4.0: Dabei ist die GBS eine von hessenweit fünf Schulen, die diesen neuen Berufswahlpass gemeinsam mit der Arbeitsagentur entwickeln und erproben dürfen.

Angelehnt an das Design und die Funktionen von Instagram können Schüler sich eigene Accounts zulegen und bestücken. Beim Rundgang zeigt sich die ganze Vielfalt des weiteren Schulangebotes. Passend zu den Werten der Schule gibt es außerdem eine digitale Partnerschaft mit Schulen in Chile und Brasilien. Gemeinsam gehen die Schüler dabei der Frage nach, wie der jeweilige Umgang mit Diskriminierung ist.

Die vor drei Jahren eingeweihten naturwissenschaftlichen Laborräume sind noch immer eines der Glanzpunkte. Der Werkraum mit seinen alten Werkbänken voller Patina und vielen Holzwerkzeugen lädt zum Werkeln ein. Überhaupt: Bei vielem können Schüler nicht nur auf der Schulbank lernen. Etwa in der Fahrradwerkstatt, dem Schulgarten, in der neuen großen Küche, bei der Wassersport-AG.

Digital sehr gut aufgestellt

Auch digital ist die GBS gut aufgestellt. Im ganzen Gebäude gibt es schon lange WLAN, nicht nur in den zwei gut ausgestatteten IT-Räumen, alle Lehrer haben ein Ipad und bald sollen auch einzelne Klassen mit Schul-Ipads versorgt werden. In den Klassenräumen haben interaktive Displays die Tafeln abgelöst. „Unsere Aufstellung als digitale Schule macht und schnell und kollaborativ“, betonen Bürkle und Smith. Kollegium und alle Klassen haben ihre Ordnerstrukturen in Teams abgelegt.

Nicht nur Frontalunterricht: Die sanierte Schulküche ist eines der Highlights an der Gesamtschule.
Nicht nur Frontalunterricht: Die sanierte Schulküche ist eines der Highlights an der Gesamtschule. © Monica Bielesch

Was die GBS als integrierte Gesamtschule auszeichnet? „Wir haben den ganzen Menschen im Blick. Bei der IGS gibt es keine Aussortierung von Kindern“, meint Smith. Jedes Kind soll einen ihm angemessenen Schulabschluss machen können. Und wenn es das Abitur sein soll, dann greift die Kooperation mit dem Lichtenberg-Oberstufen-Gymnasium (LOG) in Bruchköbel. Dort können GBS-Schüler mit entsprechenden Leistungen nach der zehnten Klasse ihre Hochschulreife machen.

So wie auch Schüler aller anderen Integrierten Gesamtschulen im Westen des Kreises, wie die Bertha-von-Suttner-Schule in Nidderau, die Käthe-Kollwitz-Schule in Langenselbold, Erich-Kästner-Schule in Maintal sowie die Heinrich-Böll-Schule in Bruchköbel. Dabei hat jede IGS ihr eigenes Profil und Programm.

Diese Schulen sind auf mehreren Ebenen eng mit dem LOG verzahnt. Schon der Realschulabschluss sei so gestaltet, dass die leistungsstarken Schüler direkt im LOG weitermachen könnten, so Bürkle.

Auch Abiturlaufbahn ist möglich

Von 61 Realschulabsolventen an der GBS im vergangenen Jahr haben 41 die Befähigung fürs LOG gehabt. Bürkle erzählt, wie Schüler aller Leistungsniveau zusammen in den Klassen sitzen und sich gegenseitig helfen. „Das ist ein anderer Spirit.“ Und Smith ergänzt: „Wir als integrierendes Schulsystem sind wichtig, weil wir allen Kindern Bildungschancen bieten. Das ist auch für eine Demokratie wichtig.“

Halbjährlich gibt es zwischen den Integrierten Gesamtschulen und dem LOG einen intensiven Austausch. Auch auf Schulleitungsebene gibt es regelmäßige Treffen. Das LOG sei für das Konzept der Integrierten Gesamtschulen als schulformübergreifende Schulen essenziell. Smith: „Wir kategorisieren unsere Schüler nicht, wir können hier genauso gymnasialfähige Schüler beschulen, denn das LOG bietet ihnen dann das Abitur.“

Eigentlich war zum 50-jährigen Jubiläum eine große mehrtägige Feier geplant. Wegen Corona wird auch das nachgeholt werden. Aber zumindest in einer liebevoll gestalteten Broschüre können Interessierte in die Geschichte der Schule eintauchen.

„Die Integrierten Gesamtschulen sind nichts Experimentelles mehr, wir sind eine Erfolgsgeschichte“, ist Bürkle überzeugt.

Das wollte die Schule beim Tag der offenen Tür eigentlich zeigen und vorführen, aber wegen der Corona-Lage musste der Tag, wie schon im vergangenen Jahr, abgesagt werden. Er soll Anfang des kommenden Jahres nachgeholt werden.

Überblick über den Schulverbund der Integrierten Gesamtschulen im MKK:

Integrierte Gesamtschule (IGS): Alle Schüler, ob mit Hauptschul-, Realschul- oder Gymnasialempfehlung, werden gemeinsam unterrichtet. Ziel der IGS ist es, dass die Schüler das gemeinsame Lernen und den sozialen Umgang miteinander erleben und zugleich ihrem individuellen Leistungsvermögen gemäß unterrichtet und gefördert werden.

Kooperative Gesamtschule: Hier werden die Schüler zwar unter einem Dach unterrichtet, sind aber grundsätzlich in Haupt-, Real- und Gymnasialklassen getrennt.

Oberstufen-Gymnasium: Ein Oberstufengymnasium ist eine spezielle Form des Gymnasiums in Hessen. Sie unterscheidet sich dadurch, dass das Oberstufengymnasium erst ab der elften Klasse beginnt. Oberstufengymnasien werden in der Regel im Verbund mit integrierten Gesamtschulen eingesetzt.

Dies hat den Vorteil, dass den Schülern aller integrierten Gesamtschulen der Weg zum Abitur offensteht, ohne dass an jeder einzelnen IGS eine gymnasiale Oberstufe eingerichtet werden muss. Auch fällt die Integration in das Gymnasialleben einfacher, weil alle Schüler auf einem Oberstufengymnasium gemeinsam neu beginnen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass aufgrund der im Verhältnis sehr großen Anzahl von Schülern ein reichhaltiges Kursangebot in der Qualifizierungsphase angeboten werden kann (so ist etwa das Lichtenberg-Oberstufengymnasium in Bruchköbel zehnzügig)  Quelle Wikipedia/mcb

Infos im Internet georg.buechner.schule

(Von Monica Bielesch)

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