Eine vierte Grundschule ist im Gespräch

Dass Erlensee seit Jahren in Sachen Wachstum auch hessenweit vorne liegt, schlägt sich natürlich auch bei den Zahlen der in der Stadt lebenden Kinder nieder. Aktuell gibt es drei Grundschulen in Erlensee: die Schule am Eulenhof, eine in Rückingen und eine in Langendiebach. Die Kapazitäten dort reichen jedoch nicht mehr aus.
Erlensee – „Das ist klar und das ist auch beim Main-Kinzig-Kreis bekannt“, sagt Bürgermeister Stefan Erb (SPD) auf Nachfrage unserer Zeitung. In den kommenden zwei bis drei Jahren werden mindestens drei Klassenzüge mehr in Erlensee Platz in den Grundschulen brauchen. „Tendenz steigend“, so Erb. Zum Schuljahr 2022/23 werden laut Main-Kinzig-Kreis in Erlensee insgesamt 194 Schülerinnen und Schüler die erste Jahrgangsstufe besuchen. Dazu komme sehr wahrscheinlich eine Vorklasse an der Schule im Eulenhof mit maximal 20 Kindern.
Seit einiger Zeit laufen intensive Gespräche unter allen Verantwortlichen
Der Kreis als Schulträger sei seit einiger Zeit in „sehr intensiven Gesprächen zur Lösung der kommenden offensichtlichen Raumproblematik“, heißt es weiter von der Pressestelle des Kreises. Insbesondere in den Grundschulen Langendiebach und am Eulenhof sei diese Problematik akut.
An diesen Gesprächen seien auch die Schulleitungen, das Staatliche Schulamt und Bürgermeister Erb beteiligt. „Die Idee, in Erlensee eine weitere, vierte Grundschule zu bauen, ist dabei eine mögliche Lösungsoption“, so der Kreis weiter. Aktueller Stand der Gespräche ist laut Kreis, dass die Stadt ein passendes Grundstück beziehungsweise Gelände suche, das dem Schulträger angeboten werden und auf dem eine vierte Grundschule geplant werden könnte.
Die Stadt muss bei diesen Gedankenspielen viele Rahmenbedingungen berücksichtigen. So ist die Schule am Eulenhof laut dem Bürgermeister dringend sanierungsbedürftig. Denkbar wäre darum, im Zuge einer Sanierung auch eine Erweiterung durch einen Anbau oder eine Aufstockung vorzunehmen.
Erb: „Interimslösungen sind nicht zielführend“
Erb betont: „Interimslösungen sind nicht zielführend. Die Kinder sind da, es geht darum, bauliche Lösungen zu finden.“ Dazu müsse aber der Kreis als Schulträger entsprechende finanzielle Mittel in den Haushalt einstellen.
In einem offenen Brief hatte Heinz Hunn, Vorsitzender des Vereins Leben mit Kindern in Erlensee, kürzlich auch auf die Situation aufmerksam gemacht. Unter dem Titel „Erlensee braucht jetzt eine zusätzliche neue Grundschule“ schreibt Hunn, der sich seit Jahrzehnten für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und für die Belange von Kindern einsetzt: „Es steht nicht seit jetzt und heute eine Entscheidung des MKK, von Landrat Stolz und seines Schuldezernenten Ottmann aus. Weder der andiskutierte und immer noch nicht entschiedene Schulentwicklungsplan des MKK, sondern auch der Haushaltsentwurf für 2022 des MKK stellt sich nicht der dringenden Notwendigkeit, hier Nägel mit Köpfen zu machen und die Entscheidung zu treffen und zu handeln.“
Hunn appelliert an die Erlenseer Kreistagsabgeordneten aller Parteien, sich mehr für dieses Thema einzusetzen. Im Hinblick auf die Haushaltsdebatte im Kreistag fordert Hunn: „Jetzt ist die Zeit, die Entscheidung zu treffen und in dem vorliegenden Haushaltsentwurf das Geld bereitzustellen.“
Heinz Hunn fordert schnelle Entscheidungen
Dass Erlensee eine neue Ganztagsgrundschule in der Stadtmitte brauche, sei schon lange vor der Kommunalwahl bekannt gewesen. „Es ist nicht damit getan, vielleicht mit Sanierungsgedanken und vielleicht mit Erweiterungsbauplänen, mit weiteren Containerlösungen, mit Provisorien zu reagieren. Nein, hier muss eine gute und qualifizierte Entscheidung für unsere Kinder her, es muss eine weitere neue Ganztagsgrundschule gebaut werden, und zwar dort, wo sich Erlensee entwickelt, im Inneren, mitten drin und nicht irgendwo am Stadtrand, denn die Nachverdichtung findet im Inneren statt“, schreibt Hunn weiter.
Der Verein Leben mit Kindern in Erlensee arbeitet seit Jahren insbesondere mit der Grundschule Langendiebach in Sachen Grundschulkinder-Betreuung zusammen. Beim Projekt „Pakt für den Nachmittag“ fungiert er als Trägerverein der Ganztagsbetreuung.
Der von Hunn angesprochene Schulentwicklungsplan des MKK lässt schon länger auf sich warten. Bereits Ende 2020 legte Kreisschuldezernent Winfried Ottmann (CDU) einen ersten Schulentwicklungsplan vor, dieser wurde vom Kreistag jedoch zur weiteren Bearbeitung an den Bildungsausschuss zurückverwiesen. In dem damaligen Entwurf war noch geplant gewesen, für die Grundschulen in Erlensee eine Veränderung der Schulbezirkssatzung anzustreben, um eine Entlastung des Schulbezirks der Grundschule Langendiebach zu erzielen.
(Von Monica Bielesch)