Erlensee: Im Sommer schließt das Hallenbad

Was sich bereits mit dem einstimmigen Magistratsbeschluss und dem interfraktionellen Antrag abzeichnete, fand am Donnerstagabend im Stadtparlament seine finale Bestätigung. Mit zwei Gegenstimmen aus der Fraktion der Grünen votierten die Erlenseer Stadtverordneten für eine vorübergehende Schließung des Hallenbads inklusive der Sauna. Gebäude und Grundstück sollen „bis auf Weiteres, mindestens jedoch für fünf Jahre“ bevorratet werden, heißt es in der Vorlage des Magistrats.
Erlensee – In dieser Zeit soll eine noch zu gründende Arbeitsgruppe die Kosten für eine Sanierung und einen Neubau ausloten. Überdies geht es um eine deutliche Senkung des Betriebskostenanteils der Stadt, die für das kommende Jahr mit einem Defizit in Höhe von 1,5 Millionen Euro rechnet.
Entscheidung über endgültige Schließung noch offen
„Diese Entscheidung ist keinem leichtgefallen“, sagte Bürgermeister Stefan Erb (SPD) nach der Sitzung dieser Zeitung. Ab 1. Juli 2023 wird das 1976 eröffnete Bad auf unbestimmte Zeit geschlossen. Laut Erb soll die Zeit genutzt werden, um „die tatsächlichen Kosten für eine Sanierung zu ermitteln“. Dies sei wegen notwendiger bautechnischer Untersuchungen während des Betriebs nicht möglich. Nach aktueller Schätzung der Stadt sind voraussichtlich 20 Millionen Euro in Gebäude, Becken und Anlagentechnik zu stecken. Ein Betrag, für den es auch schon ein „neues Bad von der Stange“ gebe, so Erb. Allerdings kann die Summe nicht aus den Rücklagen bestritten werden. Einschließlich aller möglichen Zuschüsse würde die Abzahlung des Kredits jährlich mit rund 400 000 Euro zu Buche schlagen, zu dem ohnehin bestehenden Betriebsdefizit, das vor allem ob der Personalkosten entstünde, so Erb.
Vor zehn Jahren habe der städtische Zuschuss noch rund 600 000 Euro betragen. Der Bürgermeister machte deutlich, dass das Hallenbad mittlerweile gut ein Drittel aller freiwilligen Leistungen der Stadt beanspruche. Zwar habe es seit 2011 bis heute bei der Gewerbesteuer einen Anstieg um rund fünf Millionen Euro gegeben, aber die freiwilligen Ausgaben im Sozialbereich, insbesondere Kinderbetreuung, Jugendarbeit und Senioren, seien um den gleichen Betrag gestiegen. Dass eine Kommune die Vereinbarkeit etwa von Familie und Beruf unterstütze, sei genau so wichtig wie die Förderung des Schulschwimmens, erläuterte Erb. Er betonte jedoch, der Entscheidungsprozesses über das Bad sei offen. Erlensee soll wieder ein Hallenbad besitzen, wenn die Voraussetzungen für die Stadt stimmen, so Erb.
Neustart nur mit einer finanziellen Beteiligung durch Dritte
Der Bürgermeister verbindet den Neustart des Bads im hohen Maß mit einer Beteiligung bei den Betriebsausgaben durch Dritte, die den „überwiegenden Teil der Kosten“ tragen. Gegenstand der Magistratsvorlage ist daher auch eine Petition an den Landtag mit der Forderung, dass das Land sich mehr finanziell einbringen müsse. „Das Betreiben von Schwimmbädern ist Teil des Staatsziels des Artikels 26g ‘Schutz und Pflege des Sports’ der Hessischen Verfassung“, heißt es in der Vorlage. Die Option Zweckverband sei bereits vor dem Bau des Bades diskutiert und mangels Interesse der Nachbarkommunen zu den Akten gelegt worden. Immerhin habe die Freizeitstätte mit 100 000 Besuchern eine Zugkraft wie in den „goldenen 1980er Jahren“, darunter mit 5000 Vereinssportlern und 11 000 Jugendlichen beim Schulschwimmen. „Die Erlenseer Schüler werden künftig den Bus zum Schwimmunterricht nehmen, so wie etwa die Rodenbacher Kinder auch“, sagte Erb.
Einen konkreten Plan zum Einmotten des Hallenbads gibt es noch nicht, heißt es aus dem Hochbauamt auf Anfrage. Die technischen Einrichtungen würden auf jeden Fall stillgelegt und das Wasser aus den Becken abgelassen.
Möglicherweise werde es zu einer Zwischennutzung kommen. etwa als Lager, was für den Erhalt der Bausubstanz besser sei als ein kompletter Leerstand. Überdies solle so auch verhindert werden, dass das Gebäude zu einem „lost place“ für selbst organisierte Partys oder fotografische Abenteuer werde, heißt es.
Von Detlef Sundermann