Jetzt sind die Bürger gefragt

Erlensee – Die Innenstadt von Erlensee steht in den kommenden Monaten im Fokus von Stadtplanern. Um gemeinsam mit der Bürgerschaft ein Konzept für eine neue, vitalere Innenstadt zu erarbeiten, findet morgen Abend (am 22. September) in der Erlenhalle (19 Uhr) im Rahmen der Kampagne „Zukunft Innenstadt“ eine Werkstatt statt, um ein Innenstadtkonzept zu erarbeiten.
Wie viele Bürgerinnen und Bürger zu dieser großen Auftaktveranstaltungen des Gesamtprozesses kommen werden, ist im Vorfeld allerdings nicht klar. „Aktuell ist das ganz schwer einzuschätzen“, sagt Wolfgang Rittershauß, persönlicher Referent von Bürgermeister Stefan Erb (SPD) und in der Verwaltung verantwortlich für das integrierte Stadtentwicklungskonzept. Rittershauß hat persönlich eine Reihe von ansässigen Gewerbetreibenden besucht, um ihnen die Einladung zu der Veranstaltung zu übergeben.
Und auch auf dem Markt am vergangenen Samstag hat Rittershauß Einladungen an die Bürger verteilt. Sein Eindruck: Die Bereitschaft bei einigen Bürgern, sich in den Prozess einzubringen, sei groß, auch wenn viele an dem Termin morgen Abend keine Zeit hätten.
In der Einladung für den 22. September heißt es: „Die Innenstadt von Erlensee steht nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Auswirkungen des Online-Handels sowie der Corona-Pandemie vor städtebaulichen, strukturellen und funktionalen Herausforderungen. Eine Abnahme der Angebotsqualität, die Zunahme von Leerständen sowie Qualitätsmängel an Immobilien können dabei Einfluss auf den Gesamteindruck einer vitalen und attraktiven Innenstadt nehmen.“ Diesen Herausforderungen wolle die Stadt mit städtebaulichen und funktionalen Maßnahmen aktiv begegnen, um bereits ersichtliche oder drohende Funktions- und Strukturdefizite zu beseitigen, heißt es weiter.
Darum wurden zwei Planungsbüros beauftragt, die Stadt bei der Konzeptfindung und -umsetzung zu unterstützen. Das Büro „Stadt + Handel“ aus Dortmund hatte sich bereits kurz in einer Ausschusssitzung einigen Stadtverordneten vorgestellt (wir berichteten).
Gemeinsam mit dem Frankfurter Architekten- und Stadtplanerbüro „bb22“ wird „Stadt + Handel“ auch die Auftaktveranstaltung moderieren und gestalten. Für die Werkstatt morgen Abend ist folgender Ablauf vorgesehen: Um 19 Uhr eröffnet Bürgermeister Erb die Veranstaltung. Dann stellen sich die zwei beauftragten Büros vor und erklären, wie der Prozess laufen soll und was geplant ist. Im Anschluss werden „Stadt + Handel“ und „bb22“ zum Thema „Neue Herausforderungen für die Innenstadt“ einen kurzen Vortrag halten, der als Einstieg für die anschließenden Diskussionen dienen soll.
Um circa 19.45 Uhr startet die Arbeitsphase, in der der Status Quo der Innenstadt von Erlensee aus Sicht der Bürger erarbeitet werden soll. Dazu werden sechs Kleingruppen gebildet. „Das ist der Hauptteil der Veranstaltung“, betont Rittershauß.
Denn bei dem gesamten Prozess sollen Politik und Verwaltung möglichst außen vor bleiben. Rittershauß erklärt, dass der Fokus auf der Sicht der Bürger, Gewerbetreibenden, Anwohner und anderen Beteiligten liege. Es gibt sechs Kleingruppen, die sich jeweils mit einem Aspekt der Innenstadt beschäftigen: Funktionen und Nutzungen, Nutzungsmix, Nutzungsqualitäten, Stadtgestaltung und Städtebau, Immobilienqualitäten sowie Verkehr und Mobilität.
Am Ende der Auftaktveranstaltung sollen die Kleingruppen ihre Ergebnisse präsentieren. Nach dem offiziellen Programm haben die Bürger noch die Möglichkeit, mit den Stadtplanern und Experten ins Gespräch zu kommen.
Die Bürgerbeteiligung sei wichtig, betont auch Jaqueline Sucharek von „Stadt + Handel“. Bürger und Bürgerinnen sollten dabei sein, um ein Teil der positiven Entwicklung der Erlenseer Innenstadt zu sein, denn diese könne nur gemeinsam mit allen Beteiligten umgesetzt werden, so Suchaneck. Außerdem hätten immer die Bürger die beste Vor-Ort-Kenntnis ihrer Innenstadt.
Die Anregungen aus der Auftaktveranstaltung sowie der weiteren vorgesehenen Beteiligungsformate sollen in den Prozess eingearbeitet und durch die fachgutachterliche Expertise des Projektteams ergänzt werden, so Suchanek weiter. „Die Anregungen finden Eingang in die Analyse der Innenstadt sowie in die Erarbeitung konkreter Maßnahmen.“
Von Seiten der Planungsbüros werden am 22. September anwesend sein Jan Schulte, Jane Schulze und Marie Gust (alle bb22) sowie Katharina Ruhr, Jaqueline Suchanek und Silja Beste (alle Stadt + Handel). Aber auch die Verwaltung ist morgen mit geballter Expertise am Start: Dorothee Minnameyer (Leiterin Hochbau), Marc Schilling (Ordnungsamtsleiter), Reiner Mayer (Leiter Familien und Soziales) und Andreas Amberg (Tiefbau) werden die Stadtplaner unterstützen. Aber die Hauptrolle spielen die Bürger.
Sie können in den Arbeitsgruppen aus ihrer Sicht die Problempunkte der Innenstadt benennen und mögliche Änderungswünsche oder Ideen äußern, erklärt Rittershauß. So wie ein Vater mit seinem blinden Sohn, der auf dem Markt das Gespräch mit Rittershauß suchte. Der Vater berichtete aus eigener Anschauung von einigen Gefahrenbereichen für sehbehinderte Menschen in der Innenstadt. „Das war sehr interessant und aufschlussreich“, berichtet Rittershauß und betont, das genau solcher Input wichtig für die Planer und den Prozess „Zukunft Innenstadt“ seien.
Bürgermeister Erb hatte sich schon in der Ausschusssitzung zum Projekt „Zukunft Innenstadt“ geäußert und hervorgehoben, dass die Bürgerbeteiligung keine Alibifunktion habe. Und: „Es ist ein offenes Verfahren“.
Von Monica Bielesch
