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Leserbriefschreiber Jürgen Riepl aus Erlensee ist vielfältig engagiert

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Schreibt auch Büttenreden, Drehbücher für Kindergartenaufführungen und textet Gedichte um: Leserbriefschreiber Jürgen Riepl aus Erlensee engagiert sich ehrenamtlich und greift gerne zu Stift und Papier.
Schreibt auch Büttenreden, Drehbücher für Kindergartenaufführungen und textet Gedichte um: Leserbriefschreiber Jürgen Riepl aus Erlensee engagiert sich ehrenamtlich und greift gerne zu Stift und Papier. © privat

Vor 30 Jahren, im Winter 1991, hat Jürgen Riepl aus Erlensee eine Persiflage des Gedichts „Knecht Ruprecht“ verfasst. „Von drauß´ vom Walde komm ich her und kann euch sagen, da wächst bald nichts mehr“, lauten die ersten Zeilen. Und sie sind noch immer gültig.

Erlensee – „Damals war das Waldsterben das aktuelle Thema“, sagt Jürgen Riepl. „Bis heute hat sich die Situation nicht verbessert, eher im Gegenteil, die Bedrohung durch den Klimawandel ist noch größer geworden. Unter dem massiven Eindruck einer immer schlechter werdenden politischen Arbeit in unserem Land – die letzten zehn Jahre waren eine einzige Katastrophe – habe ich mich zusehends grün radikalisiert. So kamen dann auch mehr und mehr politische Texte hinzu“, so Riepl. Zwei Beiträge wurden im Sommer als Leserbriefe im HA veröffentlicht.

Jürgen Riepl ist Vater und Großvater, der sich schlicht um die Zukunft seiner beiden Enkel sorgt. Seit 1977 lebt er mit seiner Frau Christa in Erlensee. In seiner Gemeinde ist Riepl in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich aktiv. Politisch habe er sich allerdings bisher nicht engagiert. Als Sohn aus einem Hanauer Arbeiterhaushalt stand er der SPD am nächsten. Doch das Handeln der Bundesregierung in puncto Klimawandel und Umweltschutz, das war Riepl einfach nicht genug.

„Da hat´s mich gepackt.“ „Die Fragen eines lesenden Arbeiters“ von Bert Brecht aus dem 1935 hat er umgeschrieben, acht Seiten lang hat er „Alexa“ fragen lassen. Zur Bundestagswahl hat er sich mit mehreren Leserbriefen zu Wort gemeldet.

Mit Jürgen Riepl ließe sich vermutlich im besten Sinne „streiten“, darüber diskutieren, wie es weitergehen soll in diesem Land. Für seine Themen recherchiert er intensiv. Gut informiert, sachlich und besonnen – das ist der erste Eindruck, den der 70-Jährige vermittelt. Seit 2014 ist der ehemalige Leiter der Personalabteilung bei ALD Vacuum Technologies in Hanau im Ruhestand. Zur ALD kam er von der Degussa in Wolfgang, wo Riepl nach dem Studium der Betriebswirtschaft und Ausbildung zum Industriekaufmann über Jahrzehnte tätig war.

Seine literarische Seite begann Riepl mit seinem eigenen Nachwuchs zu entdecken. „Die Kinder sind das Beste, was mir passieren konnte“, sagt er. Angefangen hat alles mit der Kindergartenzeit. Ein Teil der Elternarbeit bestand in der Organisation von Festen, für die auch Theaterstücke aufgeführt wurden. „Hier habe ich mein erstes "Drehbuch" geschrieben, für Schneewittchen! Das Gedicht "Knecht Ruprecht" entstand für meinen Auftritt als Nikolaus mit dem Hintergrund des damaligen Waldsterbens“, erinnert sich Riepl, der sich in Kita und Schule in den verschiedenen Gremien ehrenamtlich engagierte.

Das Schreiben von Gedichten fiel ihm leicht, und so war er als Redenschreiber und Dichter für Kollegen und Freunde zu allerlei Anlässen wie Geburtstagen oder Weihnachtsfeiern sehr gefragt. Riepl: „Mit dem Eintritt in den Volkschor Rückingen folgten meine ersten Soloauftritte in der Faschingszeit, darauf bald die ersten selbstgedichteten Lieder.“ Bei den legendären Faschingsveranstaltungen stand Riepl als Solist mit Büttenreden und eigenen Liedern auf der Bühne. Besonders gut gelungen war ihm das Lied vom „Handkäs und vom Äbbelwoi“, zumindest kam ein sehr positives Feedback von Freunden.

2015 ließ sich Riepl auf eine ganz andere und neue Herausforderung ein. Als „väterlicher Freund und Ratgeber“ einer syrischen Familie unterstützte er die Geflohenen bei der Familienzusammenführung, bei Behördengängen, Wohnungssuche und vielem mehr. Der Vater der Familie, so Riepl, hat mit 36 Jahren noch eine Ausbildung begonnen und sich anschließend gut in den Betrieb integriert. Auch die Mutter und die drei Töchter sind gut hier angekommen.

Die Hilfe für die syrische Familie, sein Engagement in Kita und Schule, sein später Eintritt in den Gesangverein wie auch sein Ehrenamt als Jugendleiter in der Badminton-Abteilung haben ihn bereichert und in vielen Dingen weitergebracht. Bis heute ist das Lebensmotto von Jürgen Riepl: „Man muss sich immer wieder neu ausprobieren, auch an seine Grenzen gehen und immer wieder neue Sachen versuchen. Auch durch Scheitern lernt man dazu.“ (Von Ulrike Pongratz)

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