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Grundschülerinnen auf dem Weg von der Schule nach Hause angegriffen

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Von: Monica Bielesch

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Auf Höhe des Spielplatzes am Pfingstweidweg wurden am Montagmittag drei afghanische Mädchen von einem ganz in schwarz gekleideten Mann angegriffen. Sie waren auf ihrem Weg von der Schule nach Hause.
Auf Höhe des Spielplatzes am Pfingstweidweg wurden am Montagmittag drei afghanische Mädchen von einem ganz in schwarz gekleideten Mann angegriffen. Sie waren auf ihrem Weg von der Schule nach Hause. © Axel Häsler

In Erlensee bei Hanau greift ein Unbekannter drei Mädchen aus einer Geflüchtetenfamilie auf dem Nachhauseweg an. Der Pate der Familie macht den Vorfall publik.

Erlensee – Bereits am Montagmittag (17.01.2022) sind drei Mädchen auf dem Weg von der Eulenhof Grundschule nach Hause von einem Mann auf der Straße angegriffen worden. Auf Höhe des Spielplatzes am Pfingstweidweg Ecke Thomas-Mann-Straße hat laut Polizei gegen 14 Uhr ein bisher unbekannter Täter die drei sieben bis elf Jahre alten Schwestern angegriffen. Das älteste Mädchen hat er mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, zwei der Mädchen wurden von dem Mann in die Wangen gekniffen.

Zuerst öffentlich gemacht wurde dieser Angriff von Dieter Nentwig. Er und seine Frau engagieren sich seit 2015 als Flüchtlingspaten und betreuen die afghanische Familie der drei betroffenen Mädchen seit Jahren. Vor sechs Jahren flüchtete die Familie aus Afghanistan und fand in Erlensee eine neue Heimat. „Bis jetzt haben sie sich hier sicher gefühlt, aber jetzt geht die Angst immer mit“, sagt Nentwig zwei Tage nach dem Vorfall auf Nachfrage unserer Zeitung.

Erlensee bei Hanau: Flüchtlingspate macht Vorfall publik

Er habe die Sache publik gemacht, weil ein solcher Vorfall nicht unter den Teppich gekehrt werden dürfte, so Nentwig, der auch für die Grünen im Stadtparlament sitzt.

Die Mädchen hätten bei dem Angriff sofort laut zu schreien begonnen, woraufhin der Täter wegrannte, berichtet Nentwig. Die Mädchen seien weinend nach Hause gerannt und berichteten dort ihrer Mutter über den Vorfall.

Die Mutter rief sowohl die Polizei als auch Dieter Nentwig an. „Ich fuhr sofort mit ihr und den Kindern zum Rodenbacher Kinderarzt, der die Kinder, die beide noch Hautrötungen im Gesicht hatten, eingehend untersuchte und einen Bericht verfasste. Mit einer Beamtin im Erlenseer Polizeiposten vereinbarte ich telefonisch, dass die Mutter am Dienstag zur Wache kommen kann, um eine Anzeige zu erstatten“, erzählt der Flüchtlingspate, der auch berichtet, das er und seine Frau mittlerweile sehr freundschaftlich mit der afghanischen Familie verbunden wären.

Familie erstattet Anzeige wegen Körperverletzung nach Vorfall in Erlensee

Zwei Tage nach dem Vorfall gehe es den Mädchen so weit gut. „Aber der richtige Schock kommt sicherlich noch.“ Vorerst gehen sie nur noch in Begleitung der Eltern zur Schule. Auch für das afghanische Ehepaar sei der Vorfall ein Schock gewesen. „Die machen sich schon genug Sorgen, weil sie noch Verwandte haben, die in Afghanistan in der Nähe von Kabul leben“, so Nentwig.

Bisher habe sich die Familie sehr wohl in Erlensee gefühlt. „Aber das hat jetzt einen Knacks gegeben. Das bringt Unsicherheit in uns alle.“

Die Familie hat gegen den unbekannten Täter Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Der Täter wird als Mann mit heller Haut und dunklen Augen beschrieben, er soll zirka 1,80 Meter groß sein, war ganz in Schwarz gekleidet und zwischen 20 bis 30 Jahre alt. Er trug auch eine schwarze Mütze sowie schwarze Handschuhe. Die Polizei bittet mögliche Zeugen, sich zu melden.

Angriff in Erlensee bei Hanau hinterlässt schockierte Angehörige

Nentwig: „Und man fragt sich auch, welcher Geisteskranke kleine Mädchen auf dem Schulweg angreift und sie verletzt und schockiert.“ Auch Bärbel Scholz, die sich beim Förderverein Soziales Erlensee unter anderem für die Koordinierung der Flüchtlingspaten engagiert, zeigt sich über den Vorfall entsetzt. Sie berichtet, dass durch Corona die Arbeit der örtlichen Flüchtlingshilfe massiv beeinträchtigt sei. Die regelmäßigen Treffen oder das monatliche Flüchtlingscafé hätten seit dem Ausbruch der Pandemie nicht mehr stattfinden können. Scholz erzählt aber auch, dass die meisten Flüchtlinge, die in Erlensee wohnen, mittlerweile sehr gut integriert seien, sie wären berufstätig und im Alltag selbstständig. Viele geflüchtete Familien und ihre Paten hätten heute ein freundschaftliches Verhältnis.

Info der Polizei

Die Polizei bittet Zeugen, die am Montag gegen 14 Uhr den Vorfall im Pfingstweidweg Ecke Thomas-Mann-Straße beobachtet haben, sich zu melden. Die Beamten der Ermittlungsgruppe Hanau II sind für Hinweise unter der Telefonnummer 06181 9010-0 zu erreichen.

So wie das Ehepaar Nentwig und die Familie der angegriffenen Mädchen. Dieter Nentwig hat auch die Schulleiterin der Eulenhof Grundschule über den Vorfall informiert. Eine Schulpsychologin habe ihm und der Familie den Rat gegeben, dass die Schulkinder zum Schutz vor Angriffen nur noch in Gruppen laufen sollten. „Aber das ist ja nicht immer möglich“, so Nentwig abschließend. (Von Monica Bielesch)

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