Schüler sollen in Container

Die dringend benötige vierte Grundschule wird wohl erst in einigen Jahren den Schülern und ihren Familien zur Verfügung stehen. Das geht nun aus einer Antwort des Main-Kinzig-Kreises auf eine Nachfrage unserer Zeitung hervor. Zum jetzigen Stand sei davon auszugehen, dass mit dem Bau einer zusätzlichen Grundschule in Erlensee frühestens 2024/2025 begonnen werden könne, weil noch Grundstücksfragen zu klären seien, so die Pressestelle des MKK.
Erlensee – Danach sei von einer circa zweijährigen Bauzeit auszugehen. Das heißt: Frühestens 2026, also in vier Jahren, könnte es in Erlensee genug Grundschulen geben, um den Bedarf zu decken.
Das eine weitere Schule nötig ist, wissen die Verantwortlichen schon seit Jahren
Dabei gibt sogar der Kreis zu, dass bereits seit Mitte 2021 feststehe, dass eine vierte Grundschule in Erlensee notwendig ist. Laut Heinz Hunn, seit langem Vorsitzender des „Vereins Leben mit Kindern in Erlensee“, der die öffentliche Diskussion mit offenen Briefen an die Verantwortlichen angestoßen hatte (wir berichteten ausführlich), ist der Bedarf schon seit mindestens zwei Jahren bekannt.
Bis es eine vierte Grundschule gibt, sollen laut Kreis Container an der Grundschule in Langendiebach sowie an der Eulenhofschule in Rückingen als provisorische Lösung herhalten. Die Kosten für diese Containerlösungen seien aktuell noch unklar, da noch nicht absehbar sei, in welchen Umfang Container benötigt werden.
Hunn, der mit dem Verein „Leben mit Kindern in Erlensee“ als Träger für die Ganztagsbetreuung und den Pakt für den Nachmittag an der Grundschule Langendiebach fungiert, spricht sich vehement für eine Innenstadtlage der neuen Grundschule aus. Ein geeignetes Gelände sei mit der Fläche vor der Georg-Büchner-Schule schon vorhanden, so Hunn.
Experten lehnen zweite Grundschule neben integrierter Gesamtschule als „pädagogisch nicht vertretbar“ ab
Diese angesprochene Fläche zwischen Georg-Büchner-Schule und der Langendiebacher Straße befindet sich sogar im Eigentum des MKK, teilt die Pressestelle mit. Sie sei auch in die Überlegungen für eine Erweiterung einbezogen worden. Der Kreis führt weiter aus: „Nach einem Termin mit Schulträger, Stadt Erlensee und Schulaufsichtsbehörde wurde jedoch festgestellt, dass diese Fläche nicht geeignet ist, da durch eine Bebauung des Geländes der Georg-Büchner-Schule mit einer zusätzlichen Grundschule am Standort ein zu enger (Sozial-)Raum entstehen würde.“ Insgesamt halten die Experten eine zweite Grundschule und eine integrierte Gesamtschule an diesem Standort und die damit verbundene starke Konzentration von Schülerinnen und Schülern für nicht zweckmäßig und pädagogisch nicht vertretbar, so der Kreis.
Die Konsequenz: Stadt und Kreis müssen weiterhin nach einer geeigneten Fläche suchen. Befindet sich diese nicht im Eigentum von Stadt oder Kreis, muss mit erheblichen Grundstückskosten gerechnet werden. Hunn hält diese Diskussion für eine unnötige Verzögerung: „Für mich ist es nach wie vor unverständlich, dass hier keine Entscheidung getroffen wird und jetzt das Ganze auf eine mysteriöse Grundstückssuche geschoben wird. Zwischenzeitlich wird nur an Überbrückungslösungen gearbeitet und ich kann mich des Eindruckes nicht erwähnen, dass der Schulträger sich um eine umfassende und zielorientierte Lösung herummogeln will.“ Gerade bei der rasanten Entwicklung der Stadt und der zu erwartenden Nachverdichtung gerade in der Stadtmitte sei eine zentral gelegene Grundschule die nachhaltigste und zukunftsfähigste Lösung, so Hunn.
Nächster Entwurf des Schulentwicklungsplans soll im Mai dem Kreistag vorgelegt werden
Auch das Fehlen eines aktuellen Schulentwicklungsplans hatte der Kreis in früheren Auskünften auf Presseanfragen immer als Grund genannt, warum noch keine Entscheidung zur vierten Grundschule getroffen werden könnte. Zumindest hier scheint Bewegung reingekommen zu sein. Der Schulentwicklungsplan werde dem Kreistag in der Sitzung am 20. Mai vorgelegt, heißt es dazu nun auf Nachfrage unserer Zeitung.
Die entsprechende Beteiligung der notwendigen Gremien (Ausschuss für Bildung, Kultur, Sport und Partnerschaften sowie Schulkommission) werde vorher stattfinden.
Der Plan ist seit nunmehr zwei Jahren überfällig, ein erster Entwurf wurde schon 2020 dem Kreistag vorgelegt. Warum das so lange dauert? Die Erstellung eines Schulentwicklungsplans sei eine komplexe Angelegenheit, so der Kreis. Es müssen zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden, um die Bedarfe der rund 100 Schulstandorte im Kreis aufeinander abzustimmen. Hinzu kämen zahlreiche Baumaßnahmen an den Schulen, die ebenso bei den Planungen berücksichtigt werden müssten. „Eine zeitliche Vorgabe, bis wann der Schulentwicklungsplan vorzuliegen hat, gibt es nicht. Wichtig ist, dass verlässliche Daten vorliegen“, heißt es abschließend.
(Von Monica Bielesch)