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Schwertransporte verärgern Anwohner

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Weil auf den Autobahnen A45 und A66 einige Brücken den Schwerlastverkehr nicht mehr aushalten, leitet die Autobahn GmbH schwere und/oder große Laster durch MKK-Orte wie Erlensee um. Viele der Lastwagen haben ihr Ziel im Gewerbepark Fliegerhorst und müssen durch den Kreisel am Toom-Markt.
Weil auf den Autobahnen A45 und A66 einige Brücken den Schwerlastverkehr nicht mehr aushalten, leitet die Autobahn GmbH schwere und/oder große Laster durch MKK-Orte wie Erlensee um. Viele der Lastwagen haben ihr Ziel im Gewerbepark Fliegerhorst und müssen durch den Kreisel am Toom-Markt. © detlef sundermann

Erlensee – Viele Fahrzeuge dürfen wegen ihres Gewichts oder ihrer Größe nicht auf die Autobahn und rollen durch die Ortschaften. Eine Klärung auf Landes- und Bundesebene wird erwartet. Wegen einiger altersschwacher Brücken der Autobahnen A45 und A66 müssen Groß- und Schwertransporte (GST) bis auf Weiteres durch die Ortschaften fahren. Nicht unerheblich betroffen sind hiervon etwa die Bürger in Erlensee. Die Stadt sieht jedoch keine Handhabe, diese Verkehre außen vor zu halten.

Die bundeseigene Autobahn GmbH verweist auf Vorschriften des „fachlichen Prüfmoduls“, das zur Anwendung kommt, wenn Transportunternehmen einen anmeldepflichtigen GST bei der Autobahn GmbH beantragen. Doch hierin sieht die Verkehrsbehörde des Kreises ein Problem. Es geht um Fahrzeuge, die 44 Tonnen und mehr wiegen, mit einer Achslast von 11,5 Tonnen und höher fahren oder deren Abmessungen beim Durchfahren etwa einer Brücke Schäden verursachen. Wie viele dieser GST, so die offizielle Abkürzung für diese Fahrzeuge, in den vergangenen Monaten durch Erlensee gerollt sind, kann Marc Schilling, Leiter des Verkehrsordnungsamtes der Stadt, nicht sagen. „Wir wurden von den zuständigen Behörden und den Main-Kinzig-Kreis nicht informiert“, sagt er auf Anfrage dieser Zeitung.

Anwohner der Leipziger Straße haben sich bei Stadt beklagt

„Wir haben erst davon erfahren, als sich Anwohner der Leipziger Straße bei uns über die vielen Schwertransporte beklagten“, sagt Schilling. Ursache seien wohl verschiedene Großbaustellen entlang der A45 und A66. Da die Stadt dagegen selbst nichts unternehmen könne, habe man sich an die Verkehrsbehörde des Main-Kinzig-Kreises gewandt. Dort sei mittlerweile die Angelegenheit an das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt weitergeleitet worden.

Beim RP heißt es, dass die Niederlassung West der Autobahn GmbH seit August dieses Jahres Anträge für GST bearbeite. Das RP sei über die „geänderten Rahmenbedingungen informiert“ worden. Die Beschwerde aus Erlensee sei dem RP bekannt und „wird mit weiteren von den nachgeordneten Behörden gemeldeten Fällen an das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen weitergeleitet, um Klärung mit den Verantwortlichen auf Bundesebene zu erreichen“, heißt es aus Darmstadt. Hinsichtlich des GST-Aufkommens weiß der Kreis ebenso keine Zahlen. Betroffen seien möglicherweise neben Erlensee noch Langenselbold, Hasselroth, Biebergemünd und Gelnhausen. Bei den GST handele es sich zudem nicht allein um Baustellenfahrzeuge, sondern auch um solche, die große Boot-, Industrie- oder Hausteile transportieren.

Der Kreis verweist jedoch darauf, dass sich nicht jeder GST durch die Ortschaften bewegen müsste, hätte die Autobahn GmbH bei der Erstellung des Prüfmoduls die „ausführenden nachgeordneten Behörden“ zuvor informiert. So erkenne offenbar das Modul nicht, „dass die A66 und die A45 zwischen Langenselbolder Dreieck und dem Hanauer Kreuz parallel verlaufende Autobahnen sind und schickte eine Ablehnung für diesen Streckenabschnitt an die Transportfirmen“, heißt es vom Kreis.

Dass das „fachliche Prüfmodul“ fehlerhaft sei, dementiert die Autobahn GmbH. Mit dem Modul werde der Prüfprozess für GST-Anträge vereinheitlicht und automatisiert, heißt es von dort aus der Presseabteilung. Die Genehmigung dieser Transporte werde auf diese Weise vereinfacht und beschleunigt. Mit der Effizienz und Bündelung von Aufgaben werde ein „zentrales Ziel der Autobahnreform umgesetzt“, heißt es.

Bei GST stehe die Verkehrssicherheit an oberster Stelle. „Daher wurde der Genehmigungsprozess auch mit Blick auf ältere Brückenbauwerke angepasst“, so die Autobahn GmbH. Offenbar ist der Ursache-Wirkung-Radius groß. Denn laut Autobahn GmbH gibt es auf der A45 und der A66 drei lastbeschränkte Abschnitte: die Talbrücke zwischen Gießen-Süd und Gambacher Kreuz, die Mainbrücke Mainflingen (beide A45) und die Umfahrung für die derzeit noch bestehende A66-Lücke bei Wiesbaden nach der Sprengung der einsturzgefährdeten Salzbachtalbrücke im Juni 2021, die nun neu gebaut wird.

(von Detlef Sundermann)

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