Seit 35 Jahren geht sie jeden Tag ins Wasser

Erlensee – „Das Hallenbad in Erlensee ist kaum zu vergleichen mit anderen Bädern in der Region.“ Sagt eine, die es wissen muss, denn Erika Ackermann zieht seit 35 Jahren jeden Tag eine Stunde ihre Bahnen im Schwimmbad. „Im Winter in Erlensee, im Sommer in den Freibädern in Bruchköbel oder Langenselbold“, berichtet die 72-jährige Seniorin am Telefon.
„Das schöne in Erlensee ist die Kinderabteilung mit dem Baby- und Kinderbecken“, so Ackermann, der schon an der Stimme und an ihrem herzhaften Lachen anzuhören ist, dass sie noch sehr rüstig ist. „Ich habe nicht einen Tag beim Schwimmen gefehlt, außer wenn ich mal im Urlaub war“, sagt sie stolz. Und: „Ich war in der Zeit noch nie krank und muss auch keine einzige Tablette nehmen.“
Für sie ist das Schwimmen im Hallenbad aber nicht nur Gesundheitsvorsorge, sondern auch ein sozialer Ort. „Wir treffen uns jeden morgen beim Schwimmen und anschließend gehen wir noch Kaffee trinken oder frühstücken.“ Es sei eine Gruppe von bis zu 20 zumeist älteren Damen. Einige seien sogar schon über 80, berichtet Erika Ackermann. „Wir kennen uns teilweise seit 30, 35 Jahren.“
Was es für Auswirkungen hat, wenn das Schwimmen für die Seniorinnen wegfällt, habe sie während der Corona-Pandemie beobachtet, so Ackermann. „Die älteren von uns mussten dann plötzlich ständig zum Orthopäden, hatten was am Knie oder an der Schulter. Es war eine Katastrophe.“ Sie sei während der Pandemie auf das Fahrrad gestiegen und habe in den vergangenen knapp drei Jahren 13 800 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt.
Zum Schwimmen ist sie wegen der langen Öffnungzeiten des Bades gekommen. „Früher war ich eine Joggerin.“ Aber als sie aus beruflichen Gründen nicht mehr zu den Zeiten des Lauftreffs gehen konnte, fängt sie mit dem Schwimmen an. „Denn das Hallenbad hatte bis 22 Uhr offen.“ Sport sei schon immer ihre Leidenschaft gewesen und das Schwimmen hat es ihr besonders angetan. Sie berichtet eingehend von den vielen gesundheitlichen Vorteilen, die das Schwimmen hat. „Die Bewegung hält auch geistig fit“, meint sie.
Die Liebe zum Schwimmen will sie auch an die nächste Generation weitergeben. Darum geht sie auch mit ihrem vierjährigen Enkel regelmäßig ins Hallenbad. „Mit dem mache ich gerade einen Schwimmkurs. Ich finde es wichtig, dass die Kinder schwimmen können, wenn sie in die Grundschule kommen.“
Seit nunmehr 40 Jahren wohnt die gebürtige Heidelbergerin in Erlensee. Und das Hallenbad gehört für sie einfach zu ihrer Wahlheimatstadt dazu. „Sogar aus Frankfurt und Seligenstadt kommen Leute ins Erlenseer Hallenbad“, berichtet Ackermann, die natürlich eine Jahreskarte hat. Denn ein Vorteil in Erlensee sei, dass man für den Einritt von 4,50 Euro für einen Erwachsenen den ganzen Tag im Bad verbringen könnte. Allerdings kostet eine Tageskarte in den Frankfurter Bädern für eine Familie auch nur 13 Euro.
Für Erika Ackermann hat das Bad in Erlensee ein besonderes Flair – vor allem für die Kinder. Das es geschlossen werden könnte, mag sie sich gar nicht vorstellen.
Infos im Internet
Die geplante Schließung des Hallenbades wird bei der kommenden Stadtverordnetenversammlung im Rahmen des Hauhaltsentwurfs 2023 vorgeschlagen. Termin ist am Donnerstag, 17. November, 19.30 Uhr, Erlenhalle.
Am Montag, 28. November findet eine Bürgerversammlung zum Thema Hallenbad statt, um 19 Uhr in der Erlenhalle.
Von Monica Bielesch