Stadtrundgang in kleiner Gruppe

Das Projekt „Zukunft Innenstadt“ ist mit einem Stadtrundgang am Samstag in die zweite Runde gegangen. Dabei waren Bürger, Vertreter von Vereinen und Eigentümer von Innenstadt-Immobilien eingeladen, zusammen mit dem Stadtplanungsbüro Stadt + Handel durch die Innenstadt zu gehen, um eine Bestandsaufnahme zu machen und Ideen für Verbesserungen zu sammeln.
Erlensee – Bei herrlichem Herbstwetter kamen zu dieser Veranstaltung, die Teil des Innenstadt-Prozesses zur Attraktivitätssteigerung der Erlenseer Ortsmitte war, leider nur rund zwölf interessierte Bürger. Unter der Moderation von Hannah Eschert vom beauftragten Planungsbüro führte der rund zweistündige Rundgang über sechs Stationen.
Startpunkt war der Platz vor der Erlenhalle, es ging über die Kita Am Rathaus zum Rathausvorplatz, weiter zur Ladenzeile am Rathaus, zur Langendiebacher Straße gegenüber des Rewe-Getränkemarktes, zum Vorplatz der Georg-Büchner-Schule und schließlich vorbei an der Stadtbücherei wieder zur Erlenhalle.
Bürgermeister beantwortete viele Fragen
Mit dabei war auch Bürgermeister Stefan Erb (SPD), der anfangs betonte, ihm sei wichtig, bei diesem Rundgang die Ideen und Ansichten der Bürger zu hören. Zwar hatte Wolfgang Rittershauß, rechte Hand des Bürgermeisters und in der Verwaltung verantwortlich für das Projekt „Zukunft Innenstadt“, im Vorfeld alle Immobilien-Eigentümer zu dem Rundgang eingeladen. Auch die Schulen und Vereine seien angesprochen worden. Trotzdem beteiligten sich am Ende lediglich zwölf Bürger. Unter ihnen Karlheinz Greb mit seinem blinden Schwiegersohn Jörg Inderwisch. „Wir wollen für die Belange von Blinden und Sehbehinderten sensibilisieren. Ich will dazu beitragen, dass sich etwas verändert“, so Inderwisch. Und dass bei zukünftigen Planungen möglichst die Anforderungen von Blinden gleich zu Beginn mit einfließen.
Im Bereich der Erlenhalle mit den gegenüberliegenden Sporthallen und dem neuen Limesspielplatz würden öffentliche Toiletten fehlen, meinte ein 23-jähriger Teilnehmer, der mit seiner Freundin gekommen war. Für ihn hatte der Bürgermeister gute Nachrichten. „Diese Toiletten sind bestellt“, so Erb. Über einem Mietvertrag und mit Reinigungsservice inbegriffen habe die Stadt Toiletten angeschafft, die im Limespark stehen sollen. Kostenpunkt: 55 000 Euro. „Wir hoffen, dass sie es überleben, denn das Thema Vandalismus ist da.“ Auch am Rathaus soll es im Zuge des Neubaus öffentliche Toiletten geben.
Viele wünschen sich mehr Gastronomie

Ein Teilnehmer, der auch als Kirchenvorstand aktiv ist, fragte nach besseren Radwegeverbindungen. Es fehle ein Café am Limespark oder auch im Hallenbad, meinte ein anderer. „Wo man mal sitzen kann, das fehlt hier.“ Die kleine Gruppe war sich einige, dass zwar die Fußgänger-Anbindung der Erlenhalle zum Rathaus gut, aber nicht besonders sichtbar ausgeschildert sei. Ein weiterer Teilnehmer schlug einen Zebrastreifen zwischen dem Fußweg zum Rathaus und dem Eingang zum Erlenwäldchen vor. Ein Vorschlag, der vom Bürgermeister aufgegriffen wurde und den er prüfen lassen will.
Vor der Kita Am Rathaus überlegte die Gruppe, was es dort für Nutzungsmöglichkeiten geben könnte, wenn die Kita ab November komplett in die Kita Leipziger Straße gezogen ist. Die Ideen reichten von Parkplätzen (um die Innenstadt von Autos zu befreien) bis hin zu einer Gastronomie mit Biergarten unter dem alten Baumbestand. Eine Frau meinte, das Gelände sollte weiterhin Spielangebote für Kinder bieten. „Die haben sonst nichts in der Innenstadt.“
Ein Bürger fragte nach mehr Polizeipräsenz, um insbesondere abends bestimmte Plätze sicherer zu machen. Erb meinte dazu, dass aufgrund der fehlenden personellen Ausstattung bei der Polizei eine Ausweitung von Polizeistreifen nicht möglich sei.
Dilemma der Innenstadt

Am Rathaus schließlich wurde das Dilemma der Innenstadt deutlich. Denn sowohl der große Vorplatz als auch die Ladenzeile bieten zwar Raum für Angebote. Aber es finden sich keine attraktiven Einzelhändler, Gastronomiebetreiber oder Marktbeschicker, die nach Erlensee kommen wollen. Zwar meinte eine junge Frau, dass sie sich Bekleidungsgeschäfte wie H&M wünsche, einen Buchladen oder ein Kindergeschäft. Dies sei aber ein Teufelskreis, so ein anderer Teilnehmer. Denn Geschäftsinhaber gingen dahin, wo es schon viel Kundschaft gebe. Es sei sehr schwierig, einen Frequenzbringer zu gewinnen. „Aber hier ist ja auch nichts“, stellte die junge Frau fest.
Vor der Georg-Büchner-Schule erläuterte Erb, dass der bisher nicht nutzbare große Platz mittelfristig der Stadt zur Verfügung stehen werde. Die Gruppe sammelte Ideen für mögliche Nutzungen. Ein von Schülern betriebenes Café wurde vorgeschlagen, bessere Wegeverbindungen zum Rathaus auch. Vor allem ein langfristiges Konzept sei wichtig, so Sabine Pabst vom Kunstraum. Auch ein Ideen-Wettbewerb wurde vorgeschlagen.
(Von Monica Bielesch)