Südanbindung des Fliegerhorsts eröffnet

Erlensee/Bruchköbel – Vier Jahre nachdem sie beschlossen wurde, ist die Südanbindung des Fliegerhorsts am gestrigen Freitag offiziell eröffnet worden. Die knapp 600 Meter lange Trasse führt nördlich der Markwaldsiedlung und der Siedlung „An der Sandwiese“ entlang zum ehemaligen Militärflughafen. Sie soll die Hauptzufahrt über den nördlich gelegenen Kreisverkehr am Toom-Baumarkt entlasten.
Der Bau der Straße war bei den Anwohnern zunächst umstritten, jedoch von Beginn an bei der Entwicklung des ehemaligen Militärflughafens zum Logistik- und Gewerbepark eingeplant gewesen. Schon beim Ankauf des Fliegerhorsts von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) hatte der aus den beiden Kommunen Erlensee und Bruchköbel bestehende Zweckverband einen Rabatt von 900 000 Euro bekommen – mit der Maßgabe aus Gründen der Sicherheit und der zu erwartenden Verkehrsbelastung in dem Logistikpark eine zweite Anbindung zu bauen.
„Eine bedeutente Investition“
„Die Südanbindung ist nicht nur eine einfache Straße, sondern es ist für uns eine bedeutende Investition gewesen“, sagte Bruchköbels Bürgermeisterin Sylvia Braun, die gestern stellvertretend auch für ihren erkrankten Erlenseer Amtskollegen Stefan Erb die Ansprache zur Eröffnung hielt. Der Zweckverband hat insgesamt 3,5 Millionen Euro investiert, etwa 1,5 Millionen Euro mehr als ursprünglich veranschlagt worden war. Die Kostensteigerung kam unter anderem dadurch zustande, dass auch noch das Brückenbauwerk kurz vor der ehemaligen Wache erneuert worden ist. Das alte Bauwerk, über die jahrzehntelang schwere Militärfahrzeuge gefahren waren, war marode und hätte langfristig ein Sicherheitsrisiko dargestellt, erläuterte Klaus Brauer, der Chef der Erlenseer Wirtschaftsförderung, unserer Zeitung.
Sylvia Braun betonte, dass die Trasse, die einige hundert Meter durch ein Landschaftsschutzgebiet geführt werden musste, mit einer Vielzahl von Ausgleichsmaßnahmen kompensiert worden sei. Insgesamt seien an der Wegstrecke 56 Bäume, Sommerlinden und Eichen, gepflanzt worden, die einmal eine Allee bilden sollen. Hinzu kommen rund 600 Stauden und ein 11 000 Quadratmeter großes Wiesenstück, das als Ausgleichsmaßnahme angelegt worden sei. Für den Lärmschutz wurde zudem ein großer Wall zwischen den Häusern „Am Sandweg“ und der Straße errichtet.
95 Prozent des Areals ist verkauft
Die errechnete maximale Verkehrsbelastung hat der Fliegerhorst auch rund zehn Jahre nach der Übernahme durch den Zweckverband noch nicht erreicht. Zwar sind 95 Prozent des Areals verkauft, doch viele große Projekte warten noch auf ihre Umsetzung – allen voran das Megaprojekt Brandenburg. Der zum REWE- Konzern gehörende Großmetzger will, so die bisherigen Pläne, seine Produktionsstätten in Dreieich und Frankfurt am Fliegerhorst zusammenführen. Im Jahre 2018 hatte der Konzern das 18 Hektar große Areal am westlichen Ende des Fliegerhorsts für rund acht Millionen Euro gekauft. Die Investitionssumme war damals auf rund eine Viertelmilliarde Euro geschätzt worden. Seitdem hat sich jedoch nichts mehr getan. Ursprünglich sollte mit dem Bau 2020 begonnen werden, die Fertigstellung war für 2022 geplant. 2019 hatte das Unternehmen dann erklärt, der erste Spatenstich werde sich auf 2022 verschieben. Einen neuen Termin für den Baubeginn gibt es immer noch nicht. Zuletzt hieß es, der Baubeginn werde voraussichtlich nicht vor 2028 erfolgen. Und immer noch ist nicht ganz klar, was Brandenburg jetzt bauen möchte. 2021 hatte das Unternehmen angekündigt, das Projekt angesichts sich verändernder Essgewohnheiten noch einmal analysieren und neu konzipieren zu wollen.
Stillstand herrscht jedoch nicht nur auf der größten Fläche, auch im sogenannten Dreieck, das von einem russischen Oligarchen zunächst zu einer Autostadt für Oldtimer, später dann zu einem Megareitzentrum für Pferde ausgebaut werden sollte und letztlich in Einzelteilen verkauft wurde, tut sich nichts. Einer der Käufer war der Google-Konzern, der damals ankündigte, auf dem Fliegerhorst ein Rechenzentrum zu errichten. Auch auf dem Google-Grundstück ist bisher kein einziger Stein gesetzt worden. (Von Holger Weber-stoppacher)