„Katzenschutzverordnung würde den Tierschutz erleichtern“

Kleine schwarze, getigerte und gefleckte Fellknäuel toben an diesem Morgen im Keller von Petra Wiegand herum. Dort betreibt sie gemeinsam mit Tania Niewalda eine tierheimähnliche Einrichtung und päppelte gerettet streunende Katzen und ihre Babies wieder auf. Unter dem Namen Katzenburg ist die Erlenseer Einrichtung in der ganzen Region bekannt.
Erlensee – Gerade sind 14 Katzen in den drei Räumen untergebracht, drei erwachsene Katzen und ihre Babies. „Eine kam trächtig zu uns und hat hier ihre Kitten geworfen. Wir haben aber fast immer hauptsächlich Katzenbabies“, erzählt Niewalda.
Oft melden Spaziergänger eine trächtige oder kranke streunende Katze
Die vier jetzt zehn Wochen alten schwarzen Katzenkinder und ihre Mutter haben die zwei Tierschützerinnen im Feld zwischen Erlensee und Langenselbold gefunden. Meistens werden sie von Spaziergängern benachrichtigt, die eine streunende kranke oder trächtige Katze sichten. Ein kleines schwarz-weißes Katzenbaby haben sie retten können, weil deren Mutter totgefahren auf der Straße gefunden worden war. Bei der Bergung der toten Katze stellten sie fest, dass sie gesäugt haben muss und konnten mithilfe von Kameras und Geduld das mutterlose Kätzchen finden und retten. Die zwei Frauen von der Katzenburg haben extra zehn Fallen und den dazu gehörigen Fallenschein, um Tiere einfangen zu dürfen. Durchschnittlich 200 Katzen betreuen sie jährlich in ihrer Katzenburg.
Oft sind die Katzen und Katzenbabies, die sie finden krank und schwach. „Auf einem sechs Wochen alten Baby hat die Tierärztin über 100 Flöhe gefunden“, erzählt Niewalda von einem Fall. Andere sind vom Katzenschnupfen derart befallen, dass ihre Augen von dem Virus zerstört sind und sie blind sind.
Tierschützerinnen sind auf Spenden angewiesen
Die Katzenburg-Frauen fangen die Tiere nicht nur ein, sondern bringen sie auch zum Tierarzt, kümmern sich um Impfungen, Kastrationen und die Kennzeichnung der Katzen. Seit rund drei Jahren betreiben sie ihre Einrichtung, die vom Veterinäramt geprüft und genehmigt ist, im Wiegandschen Keller. Seit knapp zehn Jahren sind sie bei der Facebook-Gruppe „Vermisste und gefundene Tiere in MKK und Umgebung“ aktiv. Über diese Seite haben sich Wiegand und Niewalda, die beide in Erlensee wohnen, kennengelernt. „Daraus hat sich dann irgendwann die Katzenburg entwickelt, das ist ein Selbstläufer geworden“, erzählt Wiegand. „Ihr macht doch was mit Katzen“, werden sie oft angesprochen.
Beide sind aber schon seit langem im Tierschutz aktiv, Wiegand hat ehrenamtlich beim Tierheim in Gelnhausen mitgeholfen, Niewalda bei Tauben- und Vogelschutzprojekten in Frankfurt.
Aber die Katzenburg ist ihr Herzensprojekt. Die anfallenden Kosten für die Impfungen und den Registrierungschip würden gerade so von den Schutzgebühren gedeckt, die sie bei Abgabe von Katzen an Privatleute erheben. Braucht ein Tier kleinere oder auch umfangreichere medizinische Versorgung oder eine große Operation zahlen sie privat drauf oder versuchen Spenden zu akquirieren. Wegen Corona seien die Spenden jedoch zurückgegangen. Froh sind sie darum auch um einen Zuschuss der Stadt Erlensee. Und um Abnehmer für die vielen Katzenbabies.

Aktuell sei das Problem, dass es immer mehr ausgesetzte Katzen gebe, berichten sie. Personen, die sich in der Pandemie aus Langeweile ein Tier zugelegt haben und jetzt damit überfordert seien. „Die schmeissen die Katze einfach raus“, so Wiegand. Auch für eine Kastration oder einen Registrierungs-Chip wollen immer weniger Tierhalter Geld ausgeben. „Die sollen doch ihren Spaß haben“, heißt es bei denen oft.
Katzenschutzverordnung würde rechtliche Sicherheit für alle bringen
Diese privaten, nicht-kastrierten Freigänger-Kater würden die Population der streunenden, wilden Katzen immer wieder in die Höhe treiben, so Niewalda. „Dadurch werden wir der Sache auch nicht Herr. Die Privatbesitzer, die ihre Katzen nicht kastrieren, tragen zur Vermehrung der Streuner-Katzen bei.“ Eine mögliche Lösung wäre in ihren Augen eine Katzenschutzverordnung. Dadurch könnte geregelt werden, dass jeder Katzenbesitzer seine Tiere kastrieren, kennzeichnen und registrieren lassen muss. Dann wären auch Aussetzungen von Tieren ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Eine Kennzeichnungspflicht wäre auch positiv für die Tierbesitzer, die die Gewissheit hätten, dass ihre Katze - wenn sie gefunden wird - wieder zu ihm zurückgebracht wird. Wie eine Kommune zudem die Kastrationspflicht für Freigängerkatzen geltend machen würde, könnte jede Kommune jeweils selbst ausarbeiten.
Einige Städte und Gemeinden in der Region haben bereits eine Katzenschutzverordnung erlassen. In Hanau gibt es schon länger eine solche Verordnung, deren Erlass das Land den Kommunen überlassen hat. Ab 1. Januar 2022 tritt in Nidderau und Bruchköbel eine in Kraft. Niewalda und Wiegand befürworten aus Sicht des Tierschutzes auch für Erlensee eine solche Verordnung. Das würde nicht nur die weitere Vermehrung der wilden Katzenpopulationen bremsen, sondern würde auch ihre Arbeit rechtlich besser absichern. Denn wenn sie etwa heute eine nicht kastrierte aber registrierte Katze aufgreifen, müssen sie diese ihrem Besitzer zurückgeben, auch wenn dieser sich weigert, das Tier kastrieren zu lassen. Zwar würde eine Katzenschutzverordnung keine Zwangskastrationen ermöglichen, betonen Wiegand und Niewalda, aber es gäbe dann zumindest eine andere rechtliche Handhabe.
In Erlensee hatten die Grünen kürzlich in der Stadtverordnetenversammlung einen Antrag auf Einführung einer Katzenschutzverordnung gestellt. Weil sich dafür im ersten Anlauf keine Mehrheit finden wollte, erreichten die Grünen zumindest eine Verweisung des Themas in den Bau- und Umweltausschuss. Den Katzenburg-Frauen würde eine Verordnung ihre Arbeit erleichtern. „Tierschutz wäre dann einfacher.“
Weitere Infos im Internet: www.katzenburg-erlensee.com.
Dort finden sich auch Informationen für Interessenten, die gerne einer Katze ein neues Zuhause geben wollen.
Spenden an die Katzenburg, Petra Wiegand: DKB Bank, DE31 1203 0000 1078 8702 41.
(Von Monica Bielesch)