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Viele Wünsche und Ideen

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Von: Monica Bielesch

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Rund 50 Bürger kamen in die Erlenhalle, um sich am Prozess für die neue Innenstadt zu beteiligen.
Rund 50 Bürger kamen in die Erlenhalle, um sich am Prozess für die neue Innenstadt zu beteiligen. An sechs Dialogstationen konnten sie ihre Ideen und Meinungen einbringen. © Axel Häsler

Erlensee – Die junge Frau steht vor der Stellwand und klebt einen roten Punkt auf eine Karte der Erlenseer Innenstadt. Damit kennzeichnet sie Orte, die sie wenig attraktiv findet im zentralen Stadtgebiet. „Auf dem Weg hinter der Erlenhalle liegt immer viel Dreck, die Mülleimer quellen über“, begründet sie einen ihrer roten Punkte. „Da werden auch Drogen gehandelt“, ergänzt ein anderer Bürger, der das als Anwohner beobachtet haben will.

„Gerade als Mutter mit Kindern da durchzulaufen, dabei fühle ich mich nicht wohl“, erzählt die junge Frau weiter. Beide Bürger sind am Donnerstagabend zur Auftaktveranstaltung zum Projekt „Zukunft Innenstadt“ in die Erlenhalle gekommen, um ihre Wünsche und Anregungen für eine attraktivere und verbesserte Innenstadt einzubringen.

Mit Punkten markierten Bürger das Bittner-Gebäude.
Auf einer Karte markierten Bürger das Bittner-Gebäude als besonders unansehnlichen Ort in der Innenstadt . © -
Ein Schandfleck mitten in der Innenstadt: Das Bittner-Gebäude schräg gegenüber vom Rathaus ist praktisch nur noch eine Ruine, umgeben von Müll und Verwahrlosung.
Ein Schandfleck mitten in der Innenstadt: Das Bittner-Gebäude schräg gegenüber vom Rathaus ist praktisch nur noch eine Ruine, umgeben von Müll und Verwahrlosung. © -

Eingeladen hatte die Stadt zusammen mit den zwei beauftragten Planungsbüros Stadt + Handel aus Dortmund und bb22 aus Frankfurt. Rund 50 Bürgerinnen und Bürger sind dieser Einladung gefolgt. Sie konnten an sechs Stationen auf Plakaten und Karten an Stellwänden ihre Meinungen, Ideen, Wünsche und Anregungen kundtun. Mit dieser Veranstaltung will Erlensee den Anfang zu einem Integrierten Stadtentwicklungskonzept machen (wir berichteten) und den Status Quo aus Sicht der Bürger erfassen. Eine Stunde lang absolvierten darum alle anwesenden Bürger in der Erlenhalle die sechs Stationen. Überall entstanden interessante und rege Diskussionen. Am Ende wurden die Ergebnisse jeder Station in großer Runde kurz präsentiert.

Zu wenig Aufenthaltsräume und Grünfläche

Die Stationen beschäftigen sich jeweils mit einem Thema. Auf einer Karte konnten die Bürger mit roten und grünen Punkten markieren, an welchen Orten in der Innenstadt sie sich besonders gerne aufhalten und welche Orte eher gemieden werden. Das nicht verwunderliche Ergebnis: Das Bittner-Gebäude am Rathaus ist allen ein optischer Dorn im Auge. Aber auch entlang der Langendiebacher Straße klebten einige rote Punkte, ebenso am dortigen Rewe-Gebäude. Bemängelt wurden zu wenig Aufenthaltsräume und zu wenig Grünflächen.

Bei der Frage „Welche Angebote vermissen Sie in der Innenstadt?“ klebten viele bunte Zettel mit den unterschiedlichsten Vorschlägen an der Stellwand. Viele Bürger wünschen sich ein attraktives Café oder ein Bistro und mehr ausgewählte gastronomische Angebote. Aber auch Boutiquen, kleine Geschäfte, eine Disco, mehr Fachärzte, ein Handarbeitsgeschäft, ein Treffpunkt für Jugendliche, mehr Bäume und Bänke und eine öffentliche Toilette waren weitere Ideen.

Bei der Frage, welche Immobilien im Fokus von Aufwertungsmaßnahmen stehen sollten, nannten viele Bürger neben der Bittner-Ruine auch den Rathaus-Vorplatz und die Ladenzeile. Auf dem Gelände der Kita Am Rathaus, die im Oktober komplett in die neue Kita Leipziger Straße umziehen wird, wurden auch Aufwertungen gewünscht, zum Beispiel eine Gastronomie mit Biergarten unter dem alten Baumbestand.

Positiv: die Beleuchtung in der Innenstadt

Auch das Thema Verkehr und Mobilität wurde an einer Station behandelt. Defizite sehen die Bürger dabei für Radfahrer und Fußgänger. So wurde die Verkehrssituation für Radfahrer und das Angebot an Fahrradabstellanlagen als tendenziell schlecht beurteilt. Bei der Frage nach den Qualitäten der Innenstadt konnten auf einer Skala von mangelhaft bis sehr gut mit blauen Klebepunkten sozusagen Noten vergeben werden. Dabei wurde die Sauberkeit eher nicht so gut beurteilt, ebenso die Barrierefreiheit. Die Beleuchtung wurde eher positiv gesehen und bei der Sicherheit tendierten die Meinungen von „schlecht“ bis „gut“.

An Stellwänden konnten die Bürger zu sechs verschiedenen Themen ihre Meinungen und Wünsche äußern.
An Stellwänden konnten die Bürger zu sechs verschiedenen Themen ihre Meinungen und Wünsche äußern. Zum Beispiel, was in der Innenstadt fehlt. © -

Weitere Qualitäten konnten ebenso auf Skalen bewertet werden. Dabei schnitten die Warenpräsentation und die Schaufenstergestaltung der Einzelhandelsgeschäfte sowie die Gestaltung der Außengastronomie in der Innenstadt eher schlecht bis mangelhaft ab. Bei den Öffnungszeiten war das Meinungsbild gemischter.

Alle Ergebnisse werden nun gesichtet und dokumentiert. „Alles, was hier von den Bürgern aufgeschrieben wurde, fließt in den Prozess ein und geht nicht verloren“, versprach Wolfgang Rittershauß am Ende der Veranstaltung.

Alle erstellten Schautafeln sollen fotografiert werden und Eingang in eine Präsentation finden, die am Ende auch auf der Homepage veröffentlich werde, so Rittershauß. Er ist seit einiger Zeit persönlicher Referent des Bürgermeisters und bei der Stadt federführend für das Projekt verantwortlich. Er freute sich insbesondere über die gute Resonanz auf die Auftaktveranstaltung. Für alle Bürger, die noch im Nachgang Fragen oder weitere Anregungen hätten, hat die Stadt laut Rittershauß eine Email-Adresse eingerichtet.

Aus der Analyse soll ein Leitbild entstehen

Jaqueline Suchanek vom Planungsbüro Stadt + Handel bedankte sich im Namen der beauftragten Planer für die gute Mitarbeit der Bürger. „Wir haben viel mitgenommen aus den Gesprächen und nun wartet einiges an Arbeit auf uns.“

Als nächstes soll am 22. Oktober eine Begehung der Innenstadt stattfinden. Dazu werde die Stadt die Teilnehmer aus der Stadtgesellschaft gezielt einladen, so Rittershauß. Interessierte Bürger könnten sich zwar anmelden, aber die Gruppe sollte überschaubar bleiben. Rittershauß freute sich, dass die Bürger so viele Ideen einbrachten und engagiert diskutierten. „Ich bin positiv überrascht über die vielen Ideen und Wünsche. Das ist ein guter Input.“

Aus der Analyse des Status quo und der Bürgerwünsche soll ein Leitbild für die Innenstadt entstehen, erklärte Marie Gunst von bb22. Und schlussendlich eine Konzeption mit Maßnahmen erarbeitet werden, um dieses Leitbild zu realisieren.

Anfang November soll es eine Strategie- und Maßnahmenwerkstatt geben mit Vertretern von Vereinen und Institutionen, um kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zu formulieren.

Bürger, die jetzt noch Anregungen oder Meinungen für die Planer und die Stadt haben, können die eigens eingerichteten Email-Adressen innenstadt@erlensee.de oder erlensee@stadt-handel.de nutzen.

(Von Monica Bielesch)

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