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Was wird aus dem alten MP-Gebäude?

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Von: Monica Bielesch

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Das ehemalige MP-Gebäude steht gegenüber von der Alten Wache, die Harald Munk vor vier Jahren gekauft hat. Nun will er auch das lang gezogene Gebäude erwerben und dort kleinteilige Büroflächen anbieten.
Das ehemalige MP-Gebäude steht gegenüber von der Alten Wache, die Harald Munk vor vier Jahren gekauft hat. Nun will er auch das lang gezogene Gebäude erwerben und dort kleinteilige Büroflächen anbieten. © Monica Bielesch

Erlensee/Bruchköbel – Es ist eines der letzten Gebäude auf dem Fliegerhorst, das noch vermarktet werden kann: Das Gebäude, das den Amerikanern als Verwaltungs- und Wohntrakt gedient hat und gegenüber der Alten Wache am südöstlichen Rand des Geländes liegt. Hier war früher das Main-Gate, der Haupteingang des Fliegerhorsts. Das Gebäude ist auch bekannt als altes MP-Gebäude.

Nun hat Harald Munk, der vor vier Jahren schon die Alte Wache gekauft und saniert hat, sein Interesse an einem Teil des lang gezogenen Gebäudes öffentlich gemacht. Der Rechtsanwalt und Wirtschaftsberater aus Neuberg betreibt in der Alten Wache seine Kanzlei. Einen Großteil der dortigen rund 500 Quadratmeter Bürofläche hat er allerdings vermietet. Eine Zeitarbeitsfirma, ein Tierpflegesalon und ein Tattoo-Studio befinden sich seit geraumer Zeit in dem denkmalgeschützten Gebäude.

Nachfrage nach Büroflächen

„Noch heute bekomme ich so viele Anfragen von Interessenten, die Büroflächen suchen – so bin ich überhaupt auf die Idee gekommen“, berichtet Munk. Sein Plan: Er will einen Teil des gegenüberliegenden MP-Gebäudes kaufen und daraus kleinteilige Büroflächen machen und vermieten. Denn insbesondere kleine Firmen oder Firmengründer würden kostengünstige Büroflächen suchen, so seine Erfahrung. „Ich bin selbst Existenzgründer und weiß, wie das ist.“

Das Gebäudeteil, das er erwerben möchte, liegt genau gegenüber der Alten Wache. Der ehemalige Mannschaftsblock mit seinen vielen kleinen Räumen, alle etwa 13 Quadratmeter groß, wäre ideal für sein Vorhaben, meint er.

Im Sommer des vergangenen Jahres trägt er seine Idee erstmals Erlensees Bürgermeister Stefan Erb (SPD) vor. Erb ist gemeinsam mit seiner Bruchköbeler Amtskollegin Sylvia Braun (FDP) Vorsitzender des Zweckverbands Fliegerhorst, dem 92 Hektar des ehemaligen Militärgebiets gehören und der diese Fläche vermarktet. Die Antwort laut Munk lautete damals: Ein Teilverkauf des Gebäudes sei nicht vorgesehen. Auch Denkmal- und Brandschutz-Vorschriften würden Munks Idee entgegenstehen.

Munk ist aber so überzeugt von seinen Plänen, dass er sich damit nicht zufrieden gibt. Mit einem zwölfseitigen Konzept wendet er sich an alle Mitglieder des Zweckverbands und macht sein Kaufinteresse deutlich.

Historisches Flair des Gebäudes soll erhalten bleiben

Während er auf die Antwort wartet, holt er diverse Auskünfte ein. Aus seinen Erfahrungen mit der Sanierung der denkmalgeschützten Alten Wache kennt er die entsprechenden Ansprechpartner bei den Behörden, beispielsweise der Unteren Denkmalschutzbehörde. Er findet unter anderem heraus, dass die Strom-, Wasser- und Gasleitungen zu dem Gebäude neu gelegt werden müssten. Fein säuberlich hat er alle Dokumente und den Schriftwechsel zu der Sache in einem Aktenordner abgeheftet.

Er trifft sich mit einem Mitarbeiter der unteren Denkmalbehörde beim Main-Kinzig-Kreis. „Der hat mir dann gesagt, dass es gar keine Bedenken seitens des Denkmalschutzes gibt.“ Bei einem persönlichen Termin bespricht er mit den Denkmal- und Brandschutzexperten sogar schon Details seiner Ausbaupläne. Munk will das historische Flair des Gebäudes so weit wie möglich bewahren. „Mir geht es darum, das Gebäude zu erhalten.“ Schließlich würde es schon seit über zehn Jahren leerstehen und immer weiter verfallen. Die Behördenmitarbeiter teilen ihm mit – jedoch nur unverbindlich –, dass die von ihm vorgestellten Maßnahmen wohl genehmigungsfähig wären, berichtet Munk.

Sein Kaufangebot beläuft sich auf rund 400 000 Euro. „Für den Teil bis zu dem großen Durchgang. Es wird ja nur der Boden gekauft, das Gebäude gibt es dazu, das ist das Konzept der Fliegerhorst-Vermarktung.“ Das Teilstück, das er kaufen will, umfasst rund 5300 Quadratmeter Bodenfläche und 2400 Quadratmeter Nutzfläche. „Die Kellerfläche sind noch mal 600 Quadratmeter, aber der ist mittlerweile nicht mehr nutzbar.“

Für die Sanierung hat der Jurist 400 000 Euro an Kosten angesetzt. Er würde das lang gezogene Gebäude nach und nach nutzbar machen wollen. „Erst das Erdgeschoss und dann der erste Stock.“ Er meint, dass die Sanierung des über 200 Meter langen Gebäudes keine größere Herausforderung als die Instandsetzung der Alten Wache sei. Das Risiko halte sich in Grenzen, meint er.

Munk sieht für seine Geschäftsidee gute Chancen, denn sein Konzept unterscheide sich von den üblichen Co-Working-Spaces, wie es sie beispielsweise in Gelnhausen mit dem Kinzig Valley oder mit dem Brick37 oder Pioneer Makers in Hanau gibt. Er will erschwingliche Preise anbieten, die auch für Handwerker oder kleinere Firmen attraktiv wären.

Im vergangenen September lädt er alle Mitglieder des Zweckverbands sowie Vertreter der Parteien und Fraktionen aus Bruchköbel und Erlensee ein, um ihnen vor Ort sein Konzept vorzustellen. Er hofft damals, dass sein Kaufantrag bei der folgenden Sitzung des Zweckverbands beraten und entschieden wird.

Ende November 2022 findet diese Sitzung statt, sein Antrag steht nicht auf der Tagesordnung. Stattdessen informiert dort laut Protokoll der Projektleiter vom beauftragten Vermarkter Terramag, dass es für das MP-Gebäude mehrere Nachfragen nach Gewerbegrundstücken gebe, ein Teilverkauf des Gebäudes sei nicht möglich. Und: Für das denkmalgeschützte Gebäude sei ein Abbruchantrag gestellt worden.

Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt Erlensees Bürgermeister Erb als Vertreter des Zweckverbands, dass bei einem Verkauf des Gebäudes sichergestellt sein müsste, dass beide Gebäudeteile veräußert werden könnten. So sei zwar der Teil, den Rechtsanwalt Munk erwerben will, auf der Internet-Seite des Zweckverbands einzeln in der Vermarktung, aber der Zweckverband müsse beide Gebäudeteile im Blick haben.

Zweckverband hat Antrag auf Abriss gestellt

Der Abbruchantrag sei gestellt worden, weil die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt habe, dass das Gebäude für Investoren nicht attraktiv sei, das 23 000 Quadratmeter große Gelände hingegen schon. Erb schätzt die Abbruchkosten auf maximal 300 000 Euro. Ob dieser Antrag auf Abriss allerdings bei dem denkmalgeschützten Gebäude Aussicht auf Erfolg hat, liege im Ermessen der zuständigen Behörden, so der Bürgermeister.

Harald Munk hingegen meint, dass beide Gebäudeteile gut voneinander abtrennbar wären und weist auf den immer schlimmer werdenden Zustand des Gebäudes hin. Nicht nur der Zahn der Zeit, sondern auch Vandalismus und Diebstahl von Kupferkabeln haben dort ihre Zeichen hinterlassen (wir berichteten). Er hält weiterhin an seinem Kaufinteresse fest und wartet nun auf die nächste Versammlung des Zweckverbandes.

(Von Monica Bielesch)

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