Ein Garten lädt zur Weltreise ein

In einer kleinen Seitenstraße in Rückingen wachsen Palmen, Bonsaibäume und sogar ein Bambushain. Es plätschert ein Wasserlauf, im Sommer liegen Wasserschildkröten an einem Teich in der Sonne und pummelige schwarze Holzbienen oder schlanke Libellen summen durch die Luft. Der Garten von Manfred und Kerstin Mutz ist ein grünes Paradies und hat kürzlich sehr verdient den Gartenwettbewerb unserer Zeitung gewonnen.
Erlensee – Für die Reporterin öffnet das Ehepaar seine Gartenpforte, so wie sie es auch schon seit einigen Jahren für interessierte Besucher bei der Veranstaltung „Die offene Gartenpforte Erlensee“ machen. Denn auch im Herbst ist der kapp 500 Quadratmeter große Garten eine Augenweide – obwohl einige Bewohner nicht mehr da sind.
„Unsere Wasserschildkröten sind schon im Winterschlaf“, sagt Kerstin Mutz beim Blick auf den mediterranen Teich im Vorgarten. Eine mannshohe Palme und ein kleiner Sandstrand säumen diesen Teich. „Den Strand haben wir extra für die Schildkröten gemacht, die sonnen sich da immer“, so die Hausherrin. Auch auf einem großen Stein inmitten des Teichs liegen die Schildkröten gerne. Zwölf Stück hat Ehepaar Mutz mittlerweile. „Die meisten wurden uns geschenkt“, so Kerstin Mutz. Von Leuten, die ihren im Aquarium gehaltenen Schildkröte ein Leben mit Strand gönnen wollten. Bis zu 80 Jahren können die kleinen Tierchen werden.
Grünen Daumen von Großmutter geerbt
Sie sind nicht die einzigen, die in diesem Garten viele Jahre auf dem Buckel haben. Doch dazu später. Seit 16 Jahren lebt das Ehepaar in dem Haus, das schon den Großeltern von Kerstin Mutz gehörte. Die Großmutter bewirtschaftete einen großen Nutzgarten und viele Obstbäume. Den grünen Daumen hat Kerstin Mutz also geerbt. Als sie und ihr Mann wieder nach Erlensee zogen, gestalteten sie nach und nach Haus und Garten um. Heute ist von Großmutters Garten nur noch eine große Magnolie und der knapp 60 Jahre alter Fliederbaum übrig, dessen imposanter Stamm von seinem Alter erzählt und direkt am Limes steht, der zufälligerweise quer durch das Grundstück von Ehepaar Mutz verläuft.
Einen Lieblingsplatz in ihrem grünen Reich zu benennen fällt den beiden schwer. „Wir haben so viele“, lacht Kerstin Mutz. Und in der Tat: Überall wohin das Auge des Besuchers schweift, stehen Sitzgelegenheiten, an Teichen, unter Bäumen,umgeben von Pflanzen und Skulpturen. Das Ehepaar hat die einzelnen Gartenbereiche thematisch aufgeteilt und eine Weltreise daraus gemacht.
Im hinteren Vorgarten dominiert ein herrlicher Amberbaum die Azaleen und Rhododenron-Büsche an den Rändern. „Unser deutscher Vorgarten“, schmunzelt Kerstin Mutz. Vor dem Hauseingang ist ein mediterraner Garten angelegt mit dem Schildkröten-Teich, der großen Palme und viel Terrakotta-Elementen. Dahinter schließt sich ein Sitzlaube an, die im Sommer von Blauregen eingerahmt wird. Rund um darin stehende Tischgruppe ist Afrika das Thema, akzentuiert durch Skulpturen und Farben.
Afrika, Asien und das Mittelmeer treffen aufeinander

Hinter einer Holztür geht die Reise weiter – nach Asien. Von außen nicht einsehbar hat das Ehepaar hier einen Rückzugsort mit asiatischem Flair geschaffen. Die Bonsai-Bäume von Manfred Mutz sind nicht die einzige Augenweide. Seit rund 35 Jahren geht er diesem Hobby nach, macht sogar aus im Gartencenter gekauften Sträuchern Bonsaibäume. Dafür bringt er viel Geduld und Langmut auf. Ihn fasziniert das Handwerk aus einer normalen Pflanze ein Kunstobjekt zu machen. „Das kann ich nicht“, lacht seine Frau, „ich muss sehen, dass es sofort schön ist.“
Beide haben den Garten nicht nur selbst geplant, sondern auch gebaut. Jedes Jahr stehen neue Projekt an. So ist auch der große Schwimmteich im asiatischen Garten über die Jahre gewachsen, erzählen sie. Heute fasst er knapp 40 Kubikmeter Wasser ist stellenweise zwei Meter tief und mittendrin ist eine Sitzgruppe versenkt, eingerahmt von einem Ahornbaum.
Überall wohin das Auge schweift, gibt es Schätze zu entdecken. So wie die Bonsai-Prachtglocke. Die wächst nur zwei Zentimeter im Jahr und kann über 50 Jahre alt werden.
Sie ist die Kreative, er der Handwerker

„Der Garten wird nie fertig“, meint Manfred Mutz. Aber da es ihrer beider Hobby ist, genießen sie auch die Arbeit, die er macht. „Wenn man jeden Tag ein bisschen macht, dann ist es gar nicht so viel“, meint sogar Kerstin Mutz. Außerdem sei er möglichst pflegeleicht gestaltet, mit vielen Bodendeckern wie etwa Teppich-Thymian oder Dachwurz.
Bei der städtischen Veranstaltung „Offene Gartenpforte“ haben sie schon viel Zuspuch von Besuchern erhalten. Sogar Lob von Chefs von Gartenbaubetrieben, so Manfred Mutz stolz. Der 59-jährige Maschinenbauer ist für das Handwerkliche zuständig, hat alles selbst gemacht. Kerstin Mutz ist Frisörin und für das Kreative zuständig.
Beide lesen viel über Pflanzen und Gärten – und können ihr Wissen umsetzen. So haben sie verschiedene Höhen und Sichtachsen geschaffen. „Man soll nicht alles auf einmal sehen können“, erklärt die 56-Jährige.
Für das naturverbundene Ehepaar mit den vier grünen Daumen ist ihr Garten Erholung, Inspiration und Selbstverwirklichung. Kerstin Mutz: „Da steckt viel Herzblut drin, und das klappt auch nur, weil wir es zu zweit machen.“
(Von Monica Bielesch)