1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Großkrotzenburg

Besuch bei den Main-Line-Dancers: Von der Faszination des Tanzes in Reih und Glied

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Stilechte Schuhe gehören zum Auftritt dazu. Beim Üben dürfen es aber auch bequeme Schuhe sein.
Stilechte Schuhe gehören zum Auftritt dazu. Beim Üben dürfen es aber auch bequeme Schuhe sein. © -

„Nein, nein. Sie gehen bitte in die Mitte“, sagt Manuela Amend. Die Reihen öffnen sich und schon stehe ich inmitten der Main-Line-Dancer auf der Tanzfläche. „Side – Behind –- Side – Touch“ lautet die Ansage. Vor, neben und hinter mir bewegen sich alle im Gleichschritt.

Nach der ersten Drehung bin ich aus dem Takt und jetzt verstehe ich: Wie ein Fisch im Schwarm nehmen die Profis mich einfach mit, schnell kann ich mich wieder einreihen. Für meine erste Tanzstunde hat die Gruppe extra eine kurze Schrittfolge in einem gemächlichen Tempo gewählt.

„Im Herbst wollen wir wie-der einen Anfängerkurs starten lassen“, sagt Birgit Karnelka. „Da können Menschen, die Spaß am Tanzen haben, einfach mal reinschnuppern.“ Im Anfängerkurs lernt man Grundschritte und ihre Bezeichnungen wie „Grapevine“ oder „Shuffle“ kennen. Das ist die Basis, um Choreografien mit 32, 48 oder gar 64 Counts (Schritten) bewältigen zu können.

„Linedance ist ein Tanz für Körper, Herz und Geist“

Ich bin zu Besuch im Vereinsheim bei den Main-Line-Dancers des Sport-, Tanz- und Ringvereins 1899 Großkrotzenburg. Vor dem geplanten Workshop für Fortgeschrittene mit Tanzlehrerin Silvia Kersten aus Steinheim erzählen sie auf der Terrasse, was sie an ihrem Hobby so begeistert.

„Linedance ist ein Tanz für Körper, Herz und Geist“ , sagen alle. Wichtig ist besonders der Spaß am Tanzen und das fröhliche Miteinander in der Gruppe. Verbissenheit ist hier fehl am Platz. „Und man kann es alleine machen“, betonen einige Frauen, deren Partner ein anderes Hobby bevorzugen.

Zweimal pro Woche – montags und freitags – treffen sich die Line Dancer, um in Übung zu bleiben. Ungefähr 100 Mal muss ein Tanz wiederholt werden, ehe man ihn automatisch abrufen kann. „Wir können über 100 Choreos aus dem Stegreif abrufen“, sagt Jochen Amend. Von kurzen, langsamen Schrittfolgen bis zu schweißtreibender Beinarbeit, Paartanz und „Contra“ sei alles dabei: „Bei uns tanzen alle Generationen mit und sind willkommen, vom achtjährigen Enkel bis zur Endsiebzigerin haben alle Spaß. Keiner wird überfordert. Gäste sind bei uns gerne gesehen.“

Zum offiziellen Outfit gehören Cowboyhut und -stiefel

Diese können für einen kleinen Beitrag bei den wöchentlichen Tanzabenden oder bei einem der monatlichen Workshops mitmachen. Getanzt wird zu modernen Pop- und Rocksongs ebenso wie zu Evergreens und Country Music. Mit Country wird Line Dance häufig assoziiert. Zum offiziellen Outfit gehören Cowboystiefel und -hut sowie Jeans und Hemd.

An ihren leuchtend grünen Hemden sind die Main-Line-Dancers aus Großkrotzenburg bei Auftritten und Veranstaltungen zu erkennen. Auf diversen Vereinsfesten, Firmenjubiläen und privaten Familienfeiern wie Hochzeiten oder Geburtstagen sorgten sie bereits für Unterhaltung.

Leidenschaft für Tanz: Die Main-Line-Dancer Großkrotzenburg.
Leidenschaft für Tanz: Die Main-Line-Dancer Großkrotzenburg. © -

Besonders groß ist die Vorfreude auf die gemeinsame Vorführung mit den Line Dancers der französischen Partnerstadt Achères im September. „Das ist ein großer Vorteil des Line Dance. Die Choreografien, die zu den Songs kreiert wurden, werden weltweit identisch getanzt.“

Dach neu eingedeckt, im Freien einen Tanzboden gebaut

Während es im Training eher locker zugeht – hier sind auch Shorts und bequeme Sneakers erlaubt – darf bei den Auftritten der Line Dancers niemand aus der Reihe tanzen. „Oft stehen wir dicht an dicht. Wenn man sich in die falsche Richtung dreht, blickt man dem Nachbarn direkt in die Augen. Das darf nicht passieren, wie peinlich ist das denn“, so Amend.

Über 100 Choreografien können die Tänzer aus dem Stegreif abrufen. Bei den ersten Takten heißt es: „Kennen wir die? Wie fängt sie an?“ – und schon gehts los.
Über 100 Choreografien können die Tänzer aus dem Stegreif abrufen. Bei den ersten Takten heißt es: „Kennen wir die? Wie fängt sie an?“ – und schon gehts los. © Ulrike Pongratz

Die Gründung des Vereins geht auch auf die Initiative von Marliese und Manfred Jung zurück. Das Ehepaar hatte einen Grundkurs Line Dance bei der VHS besucht und war so begeistert, dass es nicht nur Tochter, Schwiegertochter und Enkelkind für das Hobby gewinnen konnte, sondern inzwischen etwa 50 Tänzerinnen und Tänzer. Für das Vereinsheim des Stemm- und Ringvereins fand sich so eine sinnvolle Nachnutzung. Die Nachfolger haben inzwischen viel Zeit und Geld in die Anlage investiert. „Wir haben das Dach neu eingedeckt und im Freien einen Tanzboden eingebaut“, sagen sie. Unterhalten und gepflegt werden muss zudem eine großzügige Wiesenfläche. „Wir sind der Kommune sehr dankbar, dass sie uns dieses Gelände zur Verfügung stellt“, meint Amend. In Zeiten der Pandemie konnten die Line Dancers auf der Wiese üben, mit genügend Abstand, jeder für sich, aber dennoch gemeinsam.

100 Wiederholungen nötig, um in den „Flow“ zu kommen

Für mich sind 16 Schritte auf dem Tanzboden bereits eine Herausforderung. Als Manuela Amend die Musik laufen lässt, da tanze ich ganz schön aus der Reihe. „Side“ holt mich eine Stimme wieder zurück.

Es dauert eben eine Weile, bis sich dieses Flow-Erlebnis einstellt, dieses gänzliche Aufgehen in einer glatt laufenden Bewegung, wie sie die Line Dancer mit „Black Coffee“ locker und leicht, mit einem zufriedenen Lächeln, vorführen: Es ist das Ergebnis von 100 Mal tanzen, tanzen, tanzen! Ulrike Pongratz

» main-line-dancers. jimdofree.com

Auch interessant

Kommentare