1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Großkrotzenburg

Flüchtlingshilfe wird nicht gefragt

Erstellt:

Von: Christine Semmler

Kommentare

Im Frühjahr sollen in Großkrotzenburg die ersten Deutschkurse für ukrainische Flüchtlinge durch hilfsbereite Bürger stattfinden. In der Gemeinde sind ehrenamtliche Angebote bisher schlecht vernetzt.
Im Frühjahr sollen in Großkrotzenburg die ersten Deutschkurse für ukrainische Flüchtlinge durch hilfsbereite Bürger stattfinden. In der Gemeinde sind ehrenamtliche Angebote bisher schlecht vernetzt. © DPA

Die Gemeinde braucht eine bessere Koordination der Menschen, die sich ehrenamtlich für Geflüchtete einsetzen wollen. Es geht in erster Linie um die insgesamt 26 Ukrainer, die bis Ende des Jahres in Großkrotzenburg untergebracht sein sollen.

Jüngst hat sich die örtliche Integrationskommission mit dem Thema befasst. In einem ersten Schritt solle es einen öffentlichen Aufruf geben, um Ehrenamtler zu finden, berichtet Bürgermeisterin Theresa Neumann (CDU). „Im Januar oder Februar wollen wir einen Runden Tisch veranstalten, um die Personen zusammen zu bringen.“

Dabei könnte das Problem längst gelöst sein. Das meint zumindest Anka Schmidt. Sie hat im Jahr 2014 in Großkrotzenburg die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe mitgegründet. „In enger erfolgreicher und sehr vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den in der Gemeindeverwaltung jeweils dafür Zuständigen sind unzählige kleine und große Probleme gelöst worden“, erklärt die Mitinitiatorin unserer Zeitung.

Flüchtlinghilfe verfügt über Erfahrung

Weil diese Flüchtlingshilfe längst über professionelle Strukturen, eine Homepage und entsprechendes Know-How verfügte, hat sich Schmidt eigenen Angaben zufolge bereits im April an die Gemeinde gewandt, mit dem Angebot, Unterstützung in der Ukrainehilfe zu geben. Im August habe sie das Angebot in Richtung Sozialausschuss erneuert: „Ich habe nie eine Antwort bekommen“, berichtet sie.

Das aktuelle Problem sei verschleppt worden und damit hausgemacht, finden Schmidt und ihre Ehrenamtskollegin Claudia Kerl, sie sind heute der übrig gebliebenen Kern der Initiative.

Zwar wollen die ehemaligen Flüchtlingshelferinnen nicht mehr unbedingt selbst aktiv werden. Aber ihre jahrelange Erfahrung möchten sie gerne weitergeben: „Sonst geht das alles verloren.“ Um ganz von Neuem eine effektive Koordination auf die Beine zu stellen, brauche es hohen persönlichen und zeitlichen Einsatz, das könne sie aus der eigenen Erfahrung berichten, sagt Schmidt „Ob das nun die neue Integrationskommission adhoc so zu leisten vermag – ganz großes Fragezeichen.“

Runder Tisch geplant

Warum die Gemeinde trotzdem so wenig Interesse an ihrem Angebot gezeigt hat, liegt möglicherweise auch rund um die Geschehnisse begründet, die sich vergangenes Jahr in der Flüchtlingsunterkunft Schulstraße zugetragen haben.Denn die ehemals gute Zusammenarbeit der ehrenamtliche Flüchtlingshilfe mit der Gemeinde sei im Sommer 2021 abgebrochen, berichtet Schmidt. Es sei die Zeit gewesen, als die beiden für Flüchtlinge zuständige Gemeindemitarbeiter wegen Verdachts auf Vorteilsnahme und Körperverletzung entlassen wurden. Da einer der beiden selbst ein Flüchtling sei, sei sie eine Weile als sein Beistand gegenüber der Gemeinde aufgetreten, so Schmidt.

Bürgermeisterin Theresa Neumann sitzt erst wenige Monate im Rathaus, sie habe Schmidts Angebot nicht persönlich erhalten, sagt sie. „Sie hätte sich aber gerne an mich wenden können.“ Neumann erklärt, sie habe nichts dagegen, wenn sich die ehemaligen Flüchtlingshelferinnen am nächsten Runden Tisch mit einfinden. Armin Klab, heute ein Mitglied der Integrationskommission, bringe ebenfalls Erfahrung aus der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe mit.

Erstes Ziel sei es jetzt, unzertifizierte Deutschkurse anbieten, als Zusatzangebot zu den offiziellen Kursen des Main-Kinzig-Kreises. Eine Lehrkraft habe man schon gefunden, Räume stelle die evangelische Kirche zur Verfügung, berichtet die Bürgermeisterin. „Das Angebot könnte im Januar starten.“ Auch die Organisation von Dingen des täglichen Bedarfs, von Sportangeboten, Spieletreffs oder Kreativkursen seien wünschenswert. Da die Unterkunft in der Schulstraße bis Ende des Jahres voraussichtlich mit Flüchtlingen aus Drittstaaten belegt sei, suche die Gemeinde auch weiter nach Wohnraum. Christine Semmler

Auch interessant

Kommentare