Schritt in Richtung Energiewende

Gleich fünf Tagesordnungspunkte der Gemeindevertretersitzung am Freitag standen im Zeichen der Großprojekte rund um das Staudinger-Areal, die die Zukunft der Energieversorgung in der Gemeinde und in der ganzen Region sicherstellen sollen. Das Kohlekraftwerk, betrieben vom inzwischen verstaatlichten Unternehmen Uniper, steigt vermutlich im April 2024 aus der kommerziellen Kohleverstromung aus.
Bis 2025 muss es eine Folgelösung geben.
Nach einstimmigem Beschluss steht der Gründung einer Kooperationsgesellschaft durch die örtlichen Gemeindewerke und der EAM Natur Energie GmbH nichts mehr im Wege.
Großkrotzenburg sieht sich in Vorreiterrolle
Die EAM hatte im Rahmen eines Bieterverfahrens das beste Angebot abgegeben, sie soll zusammen mit dem kommunalen Versorger bis 2025 ein eigenes Fernwärme-Kraftwerk errichten und betreiben.
Die knapp 40 Millionen Euro teure Anlage soll ihre Wärme größtenteils aus dem Mainwasser und durch Sonnenenergie beziehen (wir berichteten). Mit dieser Entscheidung, erklärte Bürgermeisterin Theresa Neumann (CDU) nehme die Gemeinde eine Vorreiterrolle ein. „Die Dekarbonisierung der Fernwärme ist in Deutschland bisher kaum vertreten.“
Der Konsortialvertrag sieht vor, dass die Gemeindewerke 51 Prozent der Anteile halten. Beide Partner stellen je einen Geschäftsführer. Der Aufsichtsrat soll aus fünf Mitgliedern bestehen, die Gemeindewerke stellen den Vorsitzenden. Der Pachtvertrag für das Gelände, das Uniper gehört, sei „rechtlich endverhandelt“, heißt es seitens der Gemeindewerke. Unterschrieben ist er noch nicht.
Der zweite Teil des Pakets umfasste die Partnerschaft der Gemeinde mit dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet. Das Parlament leitete die Satzung des Bebauungsplans „Auf dem Mittelfeld“ sowie mehrere Kaufverträge in die Wege.
Großkrotzenburg ist Knotenpunkt
Beschlossen wurde unter anderem ein Grundstückskaufvertrag mit Tennet, der eine Basis für die Erweiterung der Umspannanlagen ist. Um grünen Strom von Nord nach Süd transportieren zu können, erweitert das Unternehmen deutschlandweit seine Netzkapazität, Großkrotzenburg gilt als Knotenpunkt.
Die Inhalte der Kaufverträge sind nicht öffentlich. Dass es aber seitens aller Fraktionen Bedenken gibt, wurde schnell deutlich. „Wir haben schon feststellen können, wie volatil und unberechenbar Absprachen mit Partnern sein können“, fasste Lucas Bäuml (Grüne) zusammen und zielte mit dieser Aussage offenbar auf das schwierige Verhältnis der Gemeinde zu Uniper.
Die Verträge seien zu wenig verbindlich. „Wir haben große Bauchschmerzen und können deshalb nicht zustimmen.“ Die übrigen Fraktionen entschieden sich, trotz der Risiken für das Vertragspaket zu votieren. „Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alles bis zuletzt absehbar ist“, so Max Schad (CDU). „Wir vertrauen darauf, dass es gut für die Gemeinde ausgeht.“