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Kreuzburg-Gymnasium ist bereit für den Start

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Von: Christine Semmler

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Die neuen Tablets sind da und jedes einzelne muss mit Software bespielt werden. Schulleiter Thomas Wolf, Pressesprecherin Birgit Floeth und vor allem IT-Experte Heiko Sauer (von links) haben jetzt viel zu tun.
Die neuen Tablets sind da und jedes einzelne muss mit Software bespielt werden. Schulleiter Thomas Wolf, Pressesprecherin Birgit Floeth und vor allem IT-Experte Heiko Sauer (von links) haben jetzt viel zu tun. © Per Bergmann

Noch sind Ferien. Aber das Leben im Kreuzburg-Gymnasium steht nicht still: Die Handwerker sind eifrig zugange. Das Sekretariat wurde modernisiert, und dieser Tage kommen neue Möbel für das Lehrerzimmer. Hier, im Obergeschoss, wurden aus fünf kleinen Räumen ein großer gemacht: „Wir richten das Lehrerzimmer nach einem modernen Konzept ein, das Arbeiten, Essen, Aufenthalt und Kommunikation miteinander verbindet“, erklärt Schulleiter Thomas Wolf. Das Kollegium sei deutlich gewachsen und brauche einen offenen und multifunktionalen Raum.

Großkrotzenburg - Vor wenigen Tagen wurden im Informatikraum außerdem 13 Paletten mit heiß ersehnter Ladung abgestellt: den rund 840 Schülertablets. Sie sollen Grundstock sein für die Digitaloffensive „Lernen der Zukunft“, die an der Schule schon seit mehreren Jahren vorbereitet wird. Mehr als die Hälfte der Schüler hat einheitliche Tablets bestellt, die an der Schule gewartet und repariert werden können. Der Rest, so Wolf, greift zum Lernen auf vorhandene Geräte aus dem eigenen Haushalt zurück.

840 Tablets für Schüler

Beim Lernen der Zukunft geht es nicht nur um das Beherrschen digitaler Technik, erklärt der Rektor. Es sei ein umfassendes Konzept, das Kinder auf die moderne Gesellschaft und den Arbeitsmarkt der Zukunft vorbereiten soll. Sprich: Schüler sollen, gestützt durch digitale Medien, lernen kritisch zu denken, kreativ zu sein, zu kommunizieren und zu kollaborieren. In Expertenkreisen nennt man dieses Konzept das „4K-Modell“.

Es beinhaltet auch, dass die Lehrkräfte dynamischer und individueller in das Lerngeschehen eingreifen. Schließlich sind die Arbeitsprozesse der Schüler im gemeinsamen Netzwerk für den Lehrer jederzeit einsehbar, ganz anders als bei einem Arbeitsprojekt auf dem Papier.

Der Lehrer, so Wolf,werde immer mehr Lernbegleiter anstelle eines reinen Vermittlers von Inhalten: „Das heißt auch für uns, unser Selbstbild in Frage zu stellen.“ 20 bis 40 Prozent des Unterrichts sollen künftig mithilfe digitaler Medien stattfinden. Die technische Aufrüstung in der Pandemie hat dem Kreuzburg-Gymnasium quasi in die Karten gespielt. „Alle Lehrkräfte haben zuletzt Unterricht gestreamt, auch die Kollegen, die zuvor skeptisch gegenüber der Technik waren“, sagt Wolf. Die Offenheit für moderne Lehrmittel sei erfreulich gestiegen.

Das vergangene Jahr sei aber auch über die Maßen anstrengend gewesen. In diesem Sommer gab es in der Kreuzburg keine Abiturienten: 2021 markierte den Schnitt zwischen G8 und G9. Unter normalen Umständen wäre es deshalb ein besonders entspanntes Schuljahr geworden. Aber so war das nicht. „Wir haben es am Ende deutlich gemerkt. Die Akkus waren einfach leer“, erzählt Wolf. „Im Normalfall können wir in Stress-Situationen auf bekannte Abläufe zurückgreifen, die uns Sicherheit geben. In diesem Jahr gab es keine Routine.“

Schüler und Lehrer hätten sich ständig auf neue Abläufe einstellen müssen. Wochenlange Komplett-Lockdown-Phasen wechselten sich ab mit verschiedensten Unterrichtsmodellen. Teilweise liefen in der Kreuzburg drei Unterrichtsformen parallel: Wechselunterricht für die Klassen 5 und 6, Distanzunterricht für die mittleren Stufen und Präsenzunterricht für die Q-Phase. „Die Leistungen und das eigenständige Arbeiten waren gar nicht das Hauptproblem“, so die Erfahrung des Rektors.

Im Haus gibt es eine IT-Fachkraft und drei spezialisierte Lehrkräfte. Deshalb habe es wenig Probleme mit der Technik gegeben. Der Messengerdienst Teams recht schnell stabil gelaufen, sagt Wolf. Nach und nach seien Bildschirme und Raummikrofone in die Unterrichtsräume eingezogen. So konnte der Unterricht später gestreamt werden, Schüler im Distanzunterricht schalteten sich zu. „Für die fünften und sechsten Klassen war der Wechselunterricht sicher besonders schwierig“, ist Wolf überzeugt. Gerade für Schulneulinge sei es schwer gewesen, sich zu orientieren und Freunde zu finden. Die höheren Jahrgangsstufen hatten es auch nicht leicht. Sie hatten teilweise elf Stunden gestreamten Unterricht am Tag.

Rektor sieht keine Lerndefizite

Zum Ende des Schuljahres hätten aber schließlich wieder alle Schüler zusammen lernen dürfen. Es wurden auch wieder Klassenarbeiten geschrieben. Nach Monaten ohne Lernstandserhebung war das für viele Kinder nicht einfach. Wolf glaubt nicht, dass die Lerndefizite in der Corona-Zeit so gravierend sind, dass es langfristige große Probleme mit dem Lehrplan gibt. „Ich habe fast durchgängig die Rückmeldung, dass die Klassen mit dem Stoff gut durchgekommen sind“, sagt er.

In den Klassenarbeiten hätten nur wenig mehr Schüler mit der Note „Fünf“ abgeschnitten als sonst. Das sei ein guter Indikator. „Deshalb haben wir auch keine Sommercamps oder ähnliches in den Ferien angeboten“, sagt Wolf. „Die Schüler sollten die Ferien zum Kräftetanken nutzen.“ Allerdings biete die Schule im neuen Schuljahr zusätzliche kleine Lerngruppen für Kinder mit Nachholbedarf an. Um das zu stemmen, will Wolf auch ehemalige Lehrkräfte mobilisieren.

Corona ist längst nicht vom Tisch und so startet das neue Schuljahr wieder mit vielen Ungewissheiten. Vorerst gilt für alle Schüler für zwei Wochen Maskenpflicht, auch am Platz, um Infektionen von Reiserückkehrern auszubremsen. Auch im Freien wird das Tragen von Masken empfohlen. In der Anfangszeit wird auch die wöchentliche Testfrequenz außerdem von zwei auf drei erhöht.

In seiner neuesten Mitteilung kündigt Kultusminister Alexander Lorz ein Testheft für alle Schüler an. Damit könnten die Jungen und Mädchen auch außerhalb der Schule Testungen nachweisen. Wann dieses Heft an die Schule gelangt, und wie gültige Nachweise für die einzelnen Schüler aussehen sollen, ist allerdings noch unklar. Zumindest ist trotz steigender Inzidenzwerte vorerst kein Wechsel- oder Distanzunterricht mehr vorgesehen: eine große Erleichterung für die Schulgemeinde. „Ab einer Marke von 100 ist das Tragen einer Maske am Platz im Unterricht vorgesehen“, heißt es.

Was die Raumluftüberwachung angeht, ist die Kreuzburg den meisten staatlichen Schulen ein gutes Stück voraus: Schon seit Monaten sind alle Unterrichtsräume mit CO2 Ampeln ausgestattet, die anzeigen, wann es wieder Zeit ist zu lüften. Für die Räume, in denen es keine geeigneten Fenster gibt, hat die Schule 18 UVC-Raumliftfilter der Firma Heraeus angeschafft. Das alles gibt Grund zur Hoffnung, dass im kommende Schuljahr mehr Planungssicherheit herrscht, als im vergangenen. Spannend wird es trotzdem. Denn 2021 startet die Kreuzburg dank des G9-Übergangs mit einem Jahrgang mehr und wächst auf rund 1400 Schüler. Auch zehn neue Lehrkräfte beginnen nun ihren Dienst an der Kreuzburg. „Es ist ein Jahr des Wandels“, sagt Wolf. Aber ein bisschen Unabsehbarkeit ist man ja inzwischen mehr als gewohnt. (Von Christine Semmler)

Letzte Arbeiten im neuen Lehrerzimmer, bevor die neuen Möbel kommen. Anfang kommender Woche muss alles fertig sein.
Letzte Arbeiten im neuen Lehrerzimmer, bevor die neuen Möbel kommen. Anfang kommender Woche muss alles fertig sein. © Per Bergmann

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