Zwischen Lieferengpässen und Abstandsgebot: Ehrenamtler bauen das Heimatmuseum um

Gerade ist er eingetroffen, der neue Fußboden für den Römerraum im Heimatmuseum. Ein geschlagenes Dreivierteljahr haben Museumsleiter Ralf Eltner und seine Mitstreiter aus dem Heimat- und Geschichtsverein auf die robusten, anthrazitfarbenen Platten gewartet. „Als wir im Winter 2019 mit dem Umbau angefangen haben, hätten wir nie gedacht, dass es so lange dauern wird“, sagt er.
Großkrotzenburg - Zunächst hatte der fünfköpfige Vorstand lediglich den Plan gehabt, dem Raum für Ortsgeschichte umzugestalten. „Aber dann haben wir gemerkt, dass sich der Fußboden teilweise löst. Und dann ist einer der alten Heizkörper ausgelaufen.“ Fazit: Die Heizung musste raus. „Einen Wasserschaden können wir uns im Museum nicht leisten“, sagt Eltner. Die Korpusse waren so marode, dass den Helfern einer davon beim Heraustragen auseinandergebrochen sei.
Die alten Bodenplatten stammen aus den 1960er Jahren, einer Zeit, als im Gebäude noch die örtliche Schule beheimatet war. Der Vorstand beschloss, dass sie im ganzen Obergeschoss ersetzt werden sollten. Mit den Lieferengpässen, die die Baubranche derzeit erschüttern, hatte er nicht gerechnet.
Corona machte dem Zeitplan einen Strich durch die Rechnung
Corona machte dem Zeitplan einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. „Im ersten Jahr hatten wir eine Zwangspause“, sagt Eltner. Seither geht der Umbau nur schrittweise voran. Beim Rundgang durch das Haus wird klar: Die Renovierung des mittleren Geschosses wirkt sich inzwischen auf alle Stockwerke aus, ein Ende ist so schnell nicht in Sicht. Im Eingang und den Räumen des Erdgeschosses sammeln sich ausgeräumte Exponate. Auch auf dem frisch verlegten Fußboden des Raums für Ortsgeschichte lagern schon wieder Funde aus der Römerabteilung.
Das Dachgeschoss, das durch neue Vitrinen und eine Glastür modernisiert wurde, dient ebenfalls als Ausweichfläche für Verräumtes. Die historische Einrichtung im Speicher, normalerweise Darstellung des Lebens im Alten Großkrotzenburg, staubt vor sich hin und dient auch mal als Ablage für einen Hammer, einen Eimer oder anderes zeitgenössisches Werkzeug.
Originalteile des römischen Mithras-Heiligtums
Nun soll der Römerraum endlich seinen neuen Fußboden bekommen. Die ehemals olivgrünen Wände sind schon weiß gestrichen. Wenn die Vereinsmitglieder dann wieder einräumen, wollen sie die Ausstellungen mit neuen Exponaten ergänzen. Dazu gehören zum Beispiel Originalteile des fast 2000 Jahre alten römischen Mithras-Heiligtums, das vor 100 Jahren in Großkrotzenburg ausgegraben wurde. „Die hat uns der Hanauer Geschichtsverein kürzlich übergeben“, sagt Eltner. Leider nur in Bruchteilen: Das sensationelle, zwei Mal zwei Meter große Fundstück hat den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden.
Im Treppenhaus haben die rund zehn Ehrenamtler, die den Umbau in die Hand genommen haben, dicke Eichenbalken aufgerichtet. „Sie stellen das Vordach eines römischen Streifenhauses dar“, erklärt Eltner. Es muss nur noch mit Ziegeln eingedeckt werden.

Im Raum für Ortsgeschichte, der jetzt in einem hellen Taubenblau gestrichen ist, soll künftig auch das Judentum in Großkrotzenburg einen Platz bekommen, die Ausstellung hat derzeit noch einen recht versteckten Platz in der ehemaligen Synagoge. Eltner und seine Vorstandskollegen wollen außerdem das Multimedia-Element stärker einsetzen und haben Platz für zusätzliche Bildschirme geschaffen. Es gibt auch Überlegungen, das raumfüllende Diorama des Großkrotzenburger Kastells aus den 1980ern zu überarbeiten.
„Wir treffen uns wegen Corona aber nur in sehr kleinen Gruppen von zwei oder drei Leuten“, so Eltner. Folglich dauert alles ziemlich lange. Um beispielsweise die mehreren hundert Kilo schweren Sandsteinrelikte wieder an der Wand aufzuhängen, brauche es acht bis zehn Mann. Ein solches Menschenaufkommen sei aber derzeit einfach nicht angesagt.
20.000 Euro könnte der Umbau kosten
Rund 20 000 Euro könnte der Umbau am Ende kosten, finanziert zu etwa 50 Prozent von Gemeinde und Kreis, der Rest kommt aus der Vereinskasse und aus Spenden.
„Ich hoffe, dass wir im Lauf des Jahres zumindest Teile des Museums wieder öffnen können“, sagt der Leiter. Dazu solle auch das Museumscafé gehören. „Das vermissen wirklich viele Großkrotzenburger“, sagt Eltner. (Von Christine Semmler)