Werden die Wildgänse bald zum Abschuss freigegeben?

Das Thema sorgt seit Wochen für Diskussionsstoff: Die Wildgänsepopulation ist vielen Badegästen am Großkrotzenburger See ein Dorn im Auge. Demnächst wird sich wohl auch die Gemeindevertretung mit diesem Thema auseinandersetzen. Denn der fraktionslose Gemeindevertreter Aloys Lenz fordert in einem Antrag den Abschuss des Federviehs als letzte Möglichkeit.
Großkrotzenburg - Aloys Lenz, der auch Mitglied des Seebeirats ist, – hat ein Gespräch mit dem Betreiber des Strandbads „Spessartblick“ geführt und teilt dessen Ansicht: Trotz eines traumhaften Sommers geht die Zahl der Badegäste deutlich zurück.
In Gesprächen mit einheimischen und auswärtigen Badegästen werde immer wieder als wesentlicher Grund die Gänseplage genannt. „Nicht nur deren Kot auf der Wiese und am Seeufer schreckt die Besucher ab, sondern vor allem die Befürchtung, dass er die Qualität des Wassers beeinträchtigen und dadurch gesundheitliche Gefahren durch Übertragung von Krankheitserregern auslösen könnte“, schreibt Lenz in einer Pressemitteilung.
Angesichts einer Population von rund 100 Gänsen seien diese Ängste nachvollziehbar. Eine Abschreckung der Gänse durch einen Zaun – wie andernorts bei kleineren Gewässern geschehen – sei seiner Meinung nach unrealistisch. Auch der Einsatz von Hunden oder Falknern scheint zu keiner Reduzierung der unzähligen Gänseschar geführt zu haben.
Kommt ein Jäger an den Krotzenburger See?
In Frankfurt seien im vergangenen Jahr im „Brentanobad“ über 100 Abschüsse getätigt worden, was eine Vertreibung der Gänse zur Folge gehabt habe. Wie Lenz von der Jagd- und Fischereibehörde des Main-Kinzig-Kreises erfahren hat, sei der Gemeindeverwaltung Großkrotzenburg bereits vor zwei Jahren eine grundsätzliche Genehmigung zur Bejagung der Wildgänse erteilt worden. Diese dürfe jedoch nur in der regulären Jagdzeit geschehen. Lenz hat deshalb für die Gemeindevertretersitzung Mitte September einen Antrag vorgelegt, der den Gemeindevorstand als „Ultima Ratio“ auffordert, in Abstimmung mit der Kreisjagdbehörde und mit Hilfe eines Jägers die Anzahl der Gänse zu reduzieren und sie somit zu vertreiben.
Ansonsten fürchtet Lenz, dass das Strandbad Spessartblick als „Juwel“ der Gemeinde in Zukunft deutlich an Attraktion verliere. Im Rathaus dürfte das Problem bestens bekannt sein. Bereits vor vier Wochen hatte Großkrotzenburgs neue Bürgermeisterin Theresa Neumann auf Anfrage unserer Zeitung erklärt, die Gemeinde sei „bemüht, zusammen mit dem Pächter eine Lösung zu finden. Auch wir haben ein Interesse daran, dass die Menschen sich an unserem Strandbad wohlfühlen.“
Krotzenburger See: Badegäste nennen die Zustände „unerträglich“
Zahlreiche Badegäste haben berichtet, dass es ein „unerträglicher Zustand“ sei, denn die Kanadagänse fühlten sich am Großkrotzenburger See immer wohler. Wie viele tierische Besucher regelmäßig einfliegen, lässt sich deshalb schwer beziffern. Während manche Gäste von „ein paar Dutzend“ berichten, hätten andere schon „mehr als 200 gezählt“. Ein Grund dafür, dass die Gänse offenbar gerne kommen, sei außerdem, dass die Tiere von Gästen gefüttert würden.
Dagegen scheinen auch die Betreiber machtlos zu sein. Cihan Virit, Objektleiter der Betreiberfirma Bäderservice Deutschland (BSD), hatte berichtet, dass alle Versuche, die Tiere zu vergrämen, bislang gescheitert seien. Auch der Einsatz eines Falkners sei erfolglos geblieben. Die ebenfalls am See beheimateten Vereine haben sich offenbar bislang erfolgreich gegen die gefiederten Plagegeister geweht. Ein mobiler Zaun am Ufer führte zum Erfolg. Am 300 Meter langen Strandbad ist das nicht möglich.
Anders als der Gemeindevertreter Lenz hat der Objektleiter bislang kein grünes Licht für eine Jagd bekommen. Virit hatte gegenüber unserer Zeitung gesagt, dass der „Bereich um das Strandbad für die Jagd weiträumig abgesperrt werden müsste“. Das sei nicht realisierbar. Von Thorsten Becker