Initiative sieht Zugang zu Schulen in Gefahr / Kreis hält Befürchtungen für unbegründet

Dass der Zugang der Kinder im Ort zu den weiterführenden Schulen Hanaus gefährdet sein könnte, ist ein Thema, das die Gemeindevertretung schon seit Sommer beschäftigt. „Nicht nur die Stadt Hanau wächst rasant, sondern auch der Main-Kinzig-Kreis, was den Druck auf die weiterführenden Schulen Hanaus in Zukunft verstärken wird“, berichtet Fraktionsvorsitzender Aloys Lenz von der Initiative.
Großkrotzenburg - Jüngst hat eine Mitarbeiterin des Kreises im Sozialausschuss die aktuellen Entwicklungen dargelegt. Der Ausschuss empfiehlt, der Gemeindevorstand solle mit dem Kreis im Gespräch bleiben. Die Initiative Zukunftssicheres Großkrotzenburg wünscht sich „knallharte Verhandlungen“ durch den Bürgermeister: Ein Ausbau von Schulen im Westen des Main-Kinzig-Kreises stelle aufgrund der schwierigen Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Großkrotzenburg aus keine Hilfe dar.
„Auch der mögliche Ausbau einer Schule der Stadt Hanau dürfte kaum weiterhelfen, da es sich nicht um eine von Großkrotzenburg aus mit dem ÖPNV gut erreichbare Schule handelt“, so Lenz. In den Schulen, die gut an die Gemeinde angebunden sind – die Lindenau-Schule, die Karl-Rehbein-Schule und die Hohe Landeschule – übersteige schon jetzt der Bedarf das Angebot. „Ein Ausbau dieser drei Schulen scheint nicht geplant. Das Wachstum in Hanau, besonders im Stadtteil Wolfgang, wird den Druck auf diese drei Schulen sogar erhöhen.“
„Im Bedarfsfall gehen Hanauer Schüler immer vor“
Der im Jahr 2025 auslaufende Kooperationsvertrag zwischen dem Main-Kinzig-Kreis und der Stadt Hanau, der eine Aufnahme von bis zu 350 Schülern des Kreises an Hanauer Schulen vorsehe, sei eine Scheinlösung: „Im Bedarfsfall gehen die Schülerinnen und Schüler Hanaus immer vor“, so Lenz. Ein priorisierter Zugang der Großkrotzenburger Schüler auf diese Plätze sei nicht vorgesehen.
„Die Insellage Großkrotzenburgs im Main-Kinzig-Kreis zusammen mit dem rasanten Bevölkerungswachstum westlich unserer Gemeinde führt uns schulisch in eine immer größer werdende Abhängigkeit von der Stadt Hanau“, erklärt der Fraktionsvorsitzende.
„Hier muss in politischen Gesprächen zwischen unserer Gemeinde, der Stadt Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis nach Lösungen gesucht werden.“
Die Verantwortlichen im Main-Kinzig-Kreis sehen die Sachlage ganz anders. „In der Vergangenheit konnten alle Schülerwünsche berücksichtigt werden“, versichert Kreis-Pressesprecher John Mewes auf Anfrage unserer Zeitung. „Und das wird auch zukünftig so bleiben.“
Die Kooperation, die 2025 endet, sei darauf angelegt, auf aktuelle Zahlen angepasst und verlängert zu werden.
Hälfte der Schulabgänger besuchen das Kreuzburg-Gymnasium
Die Zahlen der vergangenen fünf Jahre, die der Kreis unserer Zeitung vorlegt, zeigen: Etwa die Hälfte der durchschnittlich 50 bis 60 Schulabgänger aus Großkrotzenburg wechseln traditionell auf das Kreuzburg-Gymnasium. Die anderen verteilen sich auf andere Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien in der Umgebung..
Der Andrang auf die Hanauer Gymnasien ist vergleichsweise gering. Im Sommer 2020 beispielsweise sind von insgesamt 25 Gymnasiasten 21 auf das Franziskanergymnasium gewechselt. Zwei Schüler besuchen fortan die Karl-Rehbein-Schule, einer die Hola und einer die Paul--Gerhard-Schule.
Auch dürfe man die Bedeutung der durch den ÖPNV gut angebundenen Adolf Reichwein-Schule nicht vergessen, so Mewes. Auf die Haupt- und Realschule sind acht der 21 Schüler gewechselt, die kein Gymnasium besuchen.
Kreis: Kein Schulkind bleibt nach vierter Klasse unversorgt
Weitere Anlaufstellen Großkrotzenburger Schüler waren 2020 neben der Lindenauschule (drei Schüler) die Hessen-Homburg-Schule (ein Schüler), die St. Josef-Schule (fünf Schüler), die Paul-Gerhard-Realschule und die Kreuzburgschule (jeweils zwei Schüler).
„Großkrotzenburg ist in keiner Weise benachteiligt und die Bedarfe werden vom Main-Kinzig-Kreis – auch in Abstimmung mit dem Schulträger Hanau – in vollem Umfang berücksichtigt“, erklärt Mewes.
„Die für Großkrotzenburg geschilderten Entwicklungen betreffen auch andere Kommunen und werden vom Main-Kinzig-Kreis als Schulträger zudem perspektivisch in die Planungen aufgenommen, um entsprechende Lösungen und Angebote zu entwickeln.“
Die Botschaft der Kreis-Mitarbeiterin im Sozialausschuss sei gewesen, dass kein Schulkind nach der vierten Klasse unversorgt bleibe und alle Wünsche auch in Zukunft berücksichtigt werden könnten. Von Christine Semmler