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Kornblume schließt nach 34 Jahren

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„Das Kaufverhalten der Kunden hat sich verändert“: Monika und Britta Sauerstein müssen ihren Laden schweren Herzens aufgeben.
„Das Kaufverhalten der Kunden hat sich verändert“: Monika und Britta Sauerstein müssen ihren Blumenladen schweren Herzens aufgeben. © Per Bergmann

Mehr als drei Jahrzehnte versorgte die „Kornblume“ Menschen in Großkrotzenburg mit frischen Blumen und Geschenkideen. Nun ist Schluss für den Familienbetrieb mit langer Tradition, am Ostersamstag öffnet Floristin Britta Sauerstein zum letzten Mal die Türen ihres Blumenladens.

Großkrotzenburg - „Leider müssen wir nun unser Geschäft am Samstag, 8. April 2023, schließen“, kündigte Britta Sauerstein, Inhaberin des Blumengeschäftes „Kornblume“, vor einigen Wochen auf ihrer Internetseite an. Damit muss das nächste traditionsreiche Familienunternehmen „aus wirtschaftlichen Gründen“ schließen, wie Sauerstein im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt.

Nachdem der Betrieb im Mai 1989 von ihrer Mutter Monika Sauerstein unter dem Namen „Blumenecke“ ins Leben gerufen wurde, war das Eckhaus an der Goethestraße 1 die Anlaufstelle in der Gemeinde, nicht nur wenn es um Blumen und Gestecke für Hochzeiten und Trauerfeiern ging. Neben Hochzeits- und Trauerfloristik, die seit jeher das Kerngeschäft der Branche bilden, gab es stets ein breites Spektrum an frischen Blumen der Saison und ausgefallene Geschenkideen - individuell zugeschnitten auf Vorlieben und Geldbeutel.

Blumenladen hat in Großkrotzenburg keine Zukunft mehr

Wertvolle Tipps zur Haltbarkeit und Pflege der Pflanzen gab es im Hause Sauerstein seit jeher gratis dazu. Durch ihren individuellen Service und die Qualität der Blumen machte sich die „Blumenecke“ schnell einen Namen in der Gemeinde. „Der Laden lief gut“, erinnert sich Britta Sauerstein, die den Betrieb nach ihrer Ausbildung zur Floristmeisterin im September 1996 von ihrer Mutter übernahm.

Sauerstein führte das Familiengeschäft in die Zukunft, benannte es in „Kornblume“ um und versuchte, „immer auch aktuelle Trends aufzugreifen“. Als die Branche den Online-Handel entdeckte, schloss sich Sauerstein dem Blumenversand „Fleurop“ an. Ihre Werkstücke gab es künftig auch auf Bestellung im Internet. Die Floristin lieferte vor Ort gebundene Sträuße und personalisierte Grußkarten und Geschenke fortan pünktlich zum Wunschtermin nach Hause.

„In den ersten rund 15 Jahren lief es weiterhin gut“, so die 51-Jährige. Nicht nur an Valentins- und Muttertagen oder während der Advents- und Weihnachtszeit beriet sie ihre Kundinnen und Kunden bei der Zusammenstellung von Sträußen und Kränzen oder versorgte sie mit dem passenden Blumentopf. Neben zahlreichen Stammkunden fand auch immer wieder „Laufkundschaft“ den Weg zur „Kornblume“.

Kornblume schließt an Ostern für immer

Obwohl die Anlässe nicht weniger wurden, habe vor etwas mehr als zehn Jahren ein deutlicher Abwärtstrend begonnen. „Das Kaufverhalten der Kunden hat sich verändert“, fasst Sauerstein zusammen. Eine nahe gelegene Arztpraxis wechselte den Standort ebenso wie die örtliche Postfiliale an der Goethestraße. Als dann auch noch die fußläufig erreichbare Bäckerei dicht machte, „fanden spürbar weniger Menschen den Weg in unser Geschäft“. Dieser Abwärtstrend, der lange vor den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie begonnen habe, ging zuletzt ungebremst weiter. Zu kämpfen habe der Familienbetrieb vor allem „mit den großen Gärtnereien und Supermärkten, die alle mittlerweile Blumen anbieten und die Preise vorgeben“.

Im Umkreis von rund zwei Kilometern um die „Kornblume“ befinden sich nicht weniger als fünf Supermärkte, die Blumen und andere Pflanzen im Sortiment haben und ihre Eingangsbereiche nur allzu gerne damit schmücken.

Hinzu komme eine „Veränderung der Tradition bei Beerdigungen“. Mehr und mehr Urnenbeisetzungen sowie Wald- und Baumbestattungen führen auch dazu, dass weniger Trauerkränze verkauft werden und der Service der professionellen Grabpflege seltener gebucht wird.

Angesichts dieser Schwierigkeiten habe sie „seit jeher die Unterstützung der Gemeinde vermisst“, sagt Mutter Monika. Sei es „bei der Umsetzung der Hygieneregeln während Corona“ oder bei der Information über Umleitungen infolge von Baustellen. „Es ist noch nie ein Bürgermeister bei uns im Geschäft gewesen“, so die 81-Jährige, nicht einmal zum 30-jährigen Jubiläum.

„Es wird zu wenig für Gewerbetreibende getan“

„Es wird viel zu wenig für Gewerbetreibende getan“, findet Tochter Britta, auch deshalb hätten die negativen Entwicklungen „uns am Ende in die Knie gezwungen“, bedauert Sauerstein, die für sich die „Zeit für etwas Neues“ gekommen sieht. Neben dem Service der Grabpflege und Trauerfloristik für Beerdigungen, den sie freiberuflich weiter anbieten wird, will die zweifache Mutter „als Quereinsteigerin im Bereich Kinderbetreuung und der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen“ arbeiten.

Zudem werde die Floristmeisterin ihrem eigenen Garten künftig mehr Aufmerksamkeit widmen, sagt sie. Sie bedanke sich „bei unseren Kunden, die uns in den letzten Jahren die Treue gehalten haben“.

Bis Karsamstag, 8. April, bleibt die „Kornblume“ noch geöffnet und hat bis dahin viele Dekoartikel, Karten und Keramik um 50 Prozent reduziert. kornblume-grosskrotzenburg.de (Per Bergmann)

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