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Schneller Anschluss? Gar nicht so einfach.

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Von: Christine Semmler

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Antje Keils Haus steht in zweiter Reihe: Die Leitungen müssen von der Straße aus über eine lange Zufahrt hinweg verlegt werden.
Antje Keils Haus steht in zweiter Reihe: Die Leitungen müssen von der Straße aus über eine lange Zufahrt hinweg verlegt werden. © Christine Semmler

„Glasfaser zu haben, ist etwas Tolles“, sagt Antje Keil. Als klar war, dass auch Großkrotzenburg schnelles Internet bekommen soll, hat sie nicht lange gezögert: Im April füllte sie den Vertrag für drei Wohnungen beim Netzbetreiber Deutsche Giganetz aus, der inzwischen im gesamten Ort Glasfaserleitungen verlegt. Schließlich sollten ihre Mieter in der Lindenstraße auch von der Entwicklung profitieren.

Eine Wohnung im Haus wird überdies bald wieder von ihrem Sohn Lukas bewohnt, er lebt derzeit noch im Großbritannien, ist von Beruf Programmierer.

Damals wusste sie noch nicht, dass eine lange Odyssee folgen würde: etliche Anrufe im Giganetz-Callcenter, erfolglose Behördengänge und E-Mails an Giganetz und die Gemeinde. Offenbar das Problem: Der Hauseingang liegt nicht direkt an der Straße. Das Gebäude ist in zweiter Reihe gebaut, so wie viele andere in der Lindenstraße. Die Crux liegt in der Zufahrt: Sie führt am Vorderhaus vorbei nach hinten zu ihrem Haus und liegt damit auf einem anderen Grundstück. Das Haus, sagt sie, hat ihr Vater ihr kürzlich überschrieben.

Zusatzkosten will Keil nicht zahlen

„Ich musste eine Grundstücks- und Gebäudenutzungsvereinbarung unterschreiben“, erzählt sie. „Außerdem habe ich auch den Grundbuchauszug von 2020 über die Grunddienstbarkeit des Wegerechts mitgeschickt.“ Dieses Papier belegt, dass Keil das Recht hat, wichtige Leitungen wie Wasser, Gas oder Kanäle unter dem Weg legen zu lassen, um die Versorgung ihres Hauses zu sichern.

Damit aber kam Keil bei der Giganetz nicht weit. Im Callcenter bekam sie die Information, dass sie auch von den beiden benachbarten Hauseigentümern eine Grundstücksnutzungsvereinbarung bräuchte. Eigentlich, fand Keil, sei sie rechtlich auf der sicheren Seite. Dennoch versuchte sie die geforderten Unterlagen zu bekommen, stieß dabei schnell an Grenzen. „Ein Eigentümer ist nach meiner Recherche 2020 gestorben“, sagt sie. „Es könnte also sein, dass sie Erben irgendwo auf dieser Welt leben.“ Im Grundbuchamt sei ihr ebenfalls nicht weitergeholfen worden, hier bekam sie den Hinweis, sie solle sich an ihre Notarin wenden. Diese Zusatzkosten wollte Keil aber nicht zahlen.

Keil rief weiter vergeblich im Callcenter an, bemühte erfolglos das gemeindliche Bauamt und schrieb E-Mails an die Bürgermeisterin, die unbeantwortet blieben. Irgendwann hatte sie genug. „Ich habe beschlossen, niemandem mehr hinterherzulaufen, dessen Unterschrift ich gar nicht brauche“, sagt sie. Aus der Not schaffte sie sich eine Starlink-Schüssel für das Dach an, mit der das Haus Internet über Satellit empfangen kann. „Das ist schnell und hat kaum Aussetzer“, sagt sie. Gleichzeitig wandte sie sich an unsere Zeitung, um ihrem Ärger Luft zu machen. Und ein letztes Mal ans Giganetz-Callcenter, um über den anstehenden Besuch der Presse in ihrem Haus zu informieren.

„Reihe unglücklicher Umstände

Da sei die Sache plötzlich in Gang gekommen, erzählt sie. Inzwischen hat sie immerhin eine Standard-Auftragsbestätigung bekommen, weiß aber immer noch nicht, ob jetzt wirklich alles geklärt ist, und ob das Glasfaser tatsächlich zu ihr kommt. Simone Gerrits, Pressesprecherin der Deutschen Giganetz, bringt auf unsere Anfrage hin Licht ins Dunkel, was da schief gelaufen ist. Im Fall von Keil habe es „leider eine Reihe unglücklicher Umstände“ gegeben, sagt sie. Einmal sei ihr Fall versehentlich auf „gelöst“ gesetzt und daher nicht weiterbearbeitet worden, dann habe es einen internen Zuordnungsfehler gegeben. „Daher können wir uns nur bei Frau Keil entschuldigen. Das sollte nicht passieren, Menschen machen aber Fehler und das ist hier auf unserer Seite leider erfolgt“, so Gerrits.

Keil darf sich also endlich auf einen Anschluss freuen. Ihre Adresse, so Gerrits, liege im Zentrum und vom nächsten „Point of Presence“, einem Knotenpunkt der Erschließungsgebiete, rund 50 Meter Luftlinie entfernt. „Aktuell haben wir jedoch die Querung über die Bahnhofstraße noch nicht gebaut, um die Kundinnen und Kunden anschließen zu können.“ Das sei für die kommenden Wochen vorgesehen, bis Ende des Jahres soll das Wohngebiet in der Lindenstraße angeschlossen werden.

„Auch während der Ausbauphase besteht noch die Möglichkeit, Verträge abzuschließen und sich dadurch einen kostenlosen Anschluss zu sichern“, erklärt Gerrits. „Danach sind diese Baukosten von den Eigentümern selbst zu tragen. Im Fall von Frau Keil erfolgte der Auftrag rechtzeitig, so dass die Ausbaukosten zu ihrem Haus von der Deutschen Giganetz übernommen werden.“ (Christine Semmler)

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