Markt soll erhalten bleiben

Der monatliche Markt im alten Ortskern zog in den vergangenen Monaten immer weniger Besucher an. Im Rahmen des letzten Markttags 2022 hoben die Organisatoren deshalb noch einmal dessen Bedeutung hervor und machten sich Gedanken über die Zukunft der Veranstaltung.
Im Frühjahr 2019 fand zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder ein Markt in Großkrotzenburg statt. Initiiert von einer kleinen Gruppe engagierter Menschen, sollte er das Gemeindeleben in Großkrotzenburg wieder ankurbeln, Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit bieten, regionale Produkte vor der eigenen Haustür einzukaufen.
Mehrere Markttage mussten ausfallen
Im ersten Jahr strömten zum Markttag teilweise mehrere hundert Menschen auf den Platz vor dem Römerkastell, dann kam die Corona-Pandemie und damit verbundene Hygieneauflagen. Mehrere Markttage mussten ganz ausfallen, insgesamt verzeichneten die Organisatoren deutlich weniger Besucher. Mittlerweile gibt es zwar keine Auflagen mehr, „aber es kommen immer noch deutlich weniger Menschen als vor der Pandemie“, beobachtet der Vorsitzendes des Backhausvereins Ralf Meuche.
Der junge Verein wurde nur wenige Monate vor dem Start des monatlichen Markts gegründet und ist seit der ersten Stunde dabei. Die Backwaren aus dem mobilen Holzbackofen zählen seit jeher zu den beliebtesten Produkten auf dem Markt. „In der Anfangszeit gab es teilweise eine lange Schlange vor unserem Stand“, erinnert sich Meuche. Wer sicher gehen wollte, einen der begehrten Laibe zu bekommen, musste sogar vorbestellen.
Mittlerweile müssen Besucher an den Marktständen nicht mehr warten. Die Organisatoren machen sich Gedanken, wie der Negativtrend in Sachen Besucherzahlen gestoppt werden kann. „Der Backhausverein ist zusammen mit dem Markt gewachsen, für uns ist das der wichtigste Termin im Monat“, stellt Meuche klar.
Regionale Produkte vor der Haustür
Nicht nur die Nachfrage nach frischen Backwaren habe nachgelassen, beobachtet auch Cecilia Oliveira von Füssels Frischmarkt aus Mömbris. Sie ist ebenfalls eine Frau der ersten Stunde, bietet ihr Obst und Gemüse sowie weitere Lebensmittel aus der Region bereits seit 2019 auf dem Krotzenburger Markt an. „Die Händler haben mittlerweile eine kleine Gemeinschaft gebildet, die sich gegenseitig unterstützt“, freut sich Oliveira und sie habe – ebenfalls wichtig – „neue Stammkunden gewonnen“.
Aber auch die Chefin von Füssels Frischmarkt beobachtet den Rückgang der Besucherzahlen mit Sorge. Märkte können „das soziale Leben in der Gemeinde fördern“, ist sich Oliveira sicher. „Wenn wir nicht ein bisschen dafür kämpfen, werden solche Möglichkeiten immer weniger.“ Gerade für ältere Menschen, „die im alten Ortskern leben“, biete der Markt die einzige Gelegenheit, „regionale Produkte praktisch vor der Haustür einkaufen zu können“.
Im vergangenen Jahr erweiterten regelmäßig neue Händler das Angebot auf dem Markt. Neben Craftbeer, Kaffee, Grillspezialitäten, Edelbränden und Wein werden mittlerweile auch Second-Hand-Kleidung und Schuhe angeboten. Zuletzt beteiligte sich der Unverpackt-Laden „Sorglos“ aus der Nachbargemeinde Kahl mit einem eigenen Stand. Doch vereinzelt zogen sich auch Händler wieder zurück, weil sie der Absatz nicht zufriedenstellte.
„Wenn der Negativtrend in Sachen Besucher so weitergeht, müssen wir uns überlegen, ob der Markt so weitergeführt werden kann“, schlägt mit Michael Thieroff, der sein Craftbeer aus heimischer Produktion anbietet, ein weiter Initiator Alarm. Nach der Pause zwischen den Jahren werde es „im Januar und Februar aber vorerst auf jeden Fall weitergehen“.
Die Organisatoren werden sich weiter für den Markt einsetzen. Ihre Hoffnung setzen sie auch in weitere Menschen und Vereine, „die den Markt für sich nutzen und sich hier präsentieren wollen“, so Thieroff. „Insgesamt wurde mit dem Markt ein Rahmen geschaffen, der noch viel Potenzial bietet und den wir unbedingt erhalten sollten.“ (Per Bergmann)