Michael Schäfer schlägt ruhigeren Ton in Großkrotzenburg an

Erst wirft der Bürgermeisterkandidat das Handtuch, dann hört der Fraktionsvorsitzende auf: Mit den Rückzügen von Marcus Rosen und Aloys Lenz hat die Initiative Zukunftssicheres Großkrotzenburg kurz vor Weihnachten gleich zwei schwere Rückschläge zu verkraften.
Großkrotzenburg - So rückte die Fraktion nur zögerlich mit der Information heraus, dass es bereits seit Donnerstag, 9. Dezember, einen neuen Fraktionsvorsitzenden gibt. Es ist der 62-jährige Michael Schäfer, bisher Lenz’ Stellvertreter. Aloys Lenz und Michael Schäfer hatten auf Anfrage unserer Zeitung am vorvergangenen Freitag den Rücktritt zunächst abgestritten. Erst vier Tage später folgte dann Klartext: Lenz bestätigte, dass er aufgrund gesundheitlicher Probleme sein Amt niederlegen müsse. Sein Mandat als Fraktionsmitglied will er behalten.
Mit Politikneuling Schäfer, der als technischer Angestellter bei einer Hamburger Firma arbeitet, wird wohl ein ruhigerer Ton in die Debatten einziehen. Politprofi Lenz war bekanntermaßen ein sehr streitbarer Fraktionschef. Sein oft provokanter Ton, vor allem gegenüber seinem Lieblingsfeind, dem parteilosen Bürgermeister Thorsten Bauroth, ist auch fraktionsintern umstritten.
„Mir ist wichtig, dass die Arbeit der Fraktion im Sinne unserer Themen weitergeführt wird“, sagt Schäfer. Dazu gehört auch, die Einigkeit der Fraktionen zu erhalten – eine Entwicklung, die Lenz in die Wege geleitet hat. „Großkrotzenburg mag vielen als unregierbar erscheinen“, sagt der neue Chef mit einem Augenzwinkern. „Aber ich bin überzeugt, es geht, wenn man an einem Strang zieht.“
Übers Knie brechen will er nichts. Die Probleme in der Gemeinde, sagt er, seien nicht von heute auf morgen zu bewältigen. Über die Feiertage wird in der Initiative erst einmal Ruhe einkehren. Am 8. Januar trifft sich die Fraktion zu einer Klausurtagung, um den Haushalt durchzuarbeiten. „Zu diesem Anlass werden wir unsere Position diskutieren“, kündigt Gemeindevertretungsvorsteher und Fraktionsmitglied Armin Klab an. Der pensionierte Jurist will Schäfer in der ersten Zeit unterstützen, beispielsweise wenn es um das regelkonforme Verfassen von Anträgen geht. Für 21. Januar ist die erste Parlamentssitzung des Jahres terminiert.
Für das neue Jahr wünscht sich Klab, dass der Verein und seine Arbeit „wieder mehr mit einbezogen wird“. Denn in der Basis der Wählergemeinschaft gebe es viele gute Ideen, die verwirklicht werden könnten. „Uns hat nur zuletzt die raue Wirklichkeit der Kommunalpolitik eingeholt“, so Klab.
Die 2020 gegründete Initiative hat bei der Kommunalwahl im März auf Anhieb rund 33 Prozent der Wählerstimmen geholt. Mit acht Sitzen ist die Fraktion die stärkste im Parlament. Die Initiative hat von Anfang an Koalitionen ausgeschlossen. Der neuen Kraft ist es gelungen, eine weitestgehende Einigkeit zwischen den Großkrotzenburger Fraktionen herzustellen. (Von Christine Semmler)