Ein Jahr nach dem Corona-Ausbruch hat sich das Seniorenheim Theresa neu aufgestellt

Das neue Logo prangt am Schild vor dem Haus und die neue Homepage geht dieser Tage an den Start. Es gibt frisch gedruckte Broschüren und in Kürze will das Haus auch auf zwei Stadtbussen Werbung machen: Das neue Führungsteam des Seniorenheims Theresa ist in die PR-Offensive gegangen.
Geschäftsführer Andreas Wicklein (34) und Pflegedienstleiterin Jennifer Yeida (39) haben im April das Ruder der Einrichtung in der Krise übernommen: Im Dezember 2020 gab es hier einen verheerenden Corona-Ausbruch, in kurzer Zeit waren mindestens sieben Bewohner in Folge der Infektion gestorben.
In der Zeit der Aufarbeitung hatte das Gesundheitsamt von „schweren hygienischen Mängeln“ berichtet. Das DRK war vor Ort, das Robert Koch-Institut machte Erhebungen. Noch immer laufen die Ermittlungen, wie es zu den Vorfällen kommen konnte.
Kapazitäten durch Neubau fast verdoppelt
Wicklein und Yeida haben in den vergangenen Monaten ein Krisenmanagement betrieben und dafür gesorgt, dass der Betrieb weiterlaufen kann. Denn just im Dezember 2020 hatte das Haus seine Kapazitäten durch einen Neubau nahezu verdoppelt.
Das Seniorenheim Theresa wird wie das Seniorenheim St. Vinzenz in Freigericht von der Gesellschafterfamilie Scharf-Germroth betrieben. Wicklein und seine Kollegin Yeida sind hier keine Fremden: Der neue Geschäftsführer und Heimleiter ist seit vier Jahren auch Geschäftsführer des Hauses in Freigericht. Yeida hat schon früher acht Jahre in der Großkrotzenburger Senioreneinrichtung gearbeitet, nach einem dreijährigen Ortswechsel ist sie wieder für die Theresa GmbH tätig.
„Wir hatten anfangs gemischte Gefühle“, sagt Wicklein. Es galt viel an Vertrauen zurückzugewinnen: das der Bewohner und Angehörigen, aber auch das der Belegschaft. Deshalb habe er versucht, mehr Transparenz zu schaffen. „Für unser Personal steht die Bürotür immer offen.“ Mit den Bewohnern und Angehörigen habe man verstärkt das Gespräch gesucht. Das sei von der alten Führung offenbar vernachlässigt worden, ist Wickleins Eindruck. „Viele hatten das Gefühl, dass ihre Probleme nicht ernst genommen werden.“

Hygienerichtlinien werden eingehalten
Inzwischen, sagt Wicklein, habe sich die Lage beruhigt. Hygienerichtlinien würden strikt eingehalten, unterstützt von Impfangeboten und verpflichtenden Schnelltests, vor allem für Besucher und für Bewohner, die sich längere Zeit außerhalb der Einrichtung aufgehalten haben. Das Personal muss sich täglich testen. Die Einrichtung sei fast täglich mit dem Gesundheitsamt in Kontakt. Seit April, so Yeida, habe es in der Einrichtung nur einen positiven Corona-Fall gegeben. Der symptomfreie Bewohner sei sofort isoliert worden. „Wir haben die Angehörigen informiert und sofort alle externen Besuche im Haus abgesagt“, so die Pflegedienstleiterin. Die Hauptkontaktperson sei aus dem Dienst genommen worden und alle Bewohner wurden täglich getestet. Dank großer Umsicht, sagt Yeida, sei es beim Einzelfall geblieben.
Selbst an Weihnachten und Silvester, einer Zeit, in der die meisten Bewohner die Familie besuchen, sei es zu keiner Neuinfektion gekommen. Gerade für die Senioren bedeutet die Ansteckung mit dem Virus immer noch ein hohes Risiko. Längst sind nicht alle geimpft. Grund seien unter anderem Kontraindikationen, so Wicklein.
Personal ist schwer zu bekommen
Für fast jedes Szenario, sagt Yeida, gebe es inzwischen einen Plan, an den sich das Personal halten muss. „Es ist alles durchdacht. Jede Führungskraft muss immer alles wissen.“ Gleichzeitig hat das Duo die Aufgabe, die Strukturen neu zu ordnen, die Abläufe in Alt- und Neubau sowie die auf fast das Doppelte angestiegenen Bewohner-Plätze aufeinander abzustimmen. Einer der wichtigsten Punkte: Das Personal, das bekanntermaßen in Pflegeberufen schwer zu bekommen ist. Das Seniorenheim hat seine Mitarbeiter inzwischen um 30 Prozent auf rund 90 aufgestockt. Das seien aber immer noch rund 25 Kräfte zu wenig, sagt Wicklein. Folglich ist das Heim auch nur zu 80 Prozent ausgelastet.
Rund 25 von 113 Zimmern, vornehmlich im Altbau, stehen leer. An der Nachfrage liege das nicht, versichert der Leiter. „Wir könnten in den nächsten vier Wochen problemlos alle Zimmer belegen.“ Zurzeit werden die Zimmer des Altbaus renoviert und ein neuer Begegnungsraum geschaffen. Wegen Lieferengpässen von Baumaterial dauert es aber länger als gedacht. Bis zum Sommer, so Wicklein, soll alles fertig und das nötige Personal gefunden sein. „Im Laufe des Jahres werden beide Häuser hoffentlich voll ausgelastet sein.“ Von Christine Semmler