Neue Wege für den Wald

Gemeindevertreter Erich Fischers (CDU) minutenlanges Plädoyer für den Wald in der jüngsten Gemeindevertretersitzung beeindruckte so manchen Zuhörer tief. „Knapp 90 Prozent der Menschen“, zitierte er eine Studie, „verbringen gerne Zeit im Wald.“ Es folgte ein lebendiger Vortrag über die Vorzüge eines intakten Waldes, über zu ambitionierte Eingriffe durch Förster und die Möglichkeiten der Gemeinde, den Forst als Erholungsort zu nutzen.
Der fraktionslose Gemeindevertreter Aloys Lenz titulierte Fischer im Anschluss an seine Ausführung scherzhaft als „Waldbeauftragten“, Lucas Bäuml von den Grünen merkte freudig an, dass er nie erwartet hätte, dass einmal ein derart ur-grünes Thema von der Union angestoßen würde.
Fischers Fraktion hatte beantragt, die Nutzung des Gemeindewaldes auf den Prüfstand zu stellen. Schließlich endet Ende März auch in Großkrotzenburg die Holzbewirtschaftung durch Hessen Forst. Der Landesbetrieb hat sich in den vergangenen Jahren aufgrund Kartellvorwürfen aus der Holzvermarktung im Privat- und Kommunalwald zurückgezogen. Zahlreiche Kommunen der Region, darunter Hanau, Bruchköbel oder Schöneck, haben sich inzwischen im Holzkontor Darmstadt-Dieburg-Offenbach organisiert.
Waldfläche ist nicht sehr groß
Auch Großkrotzenburg müsse sich Gedanken machen, wie ihr Wald in Zukunft aussehen solle und welche Einflussmöglichkeiten die Gemeinde auf die Gestaltung habe, fordern die Christdemokraten.
Die Waldfläche in Großkrotzenburg ist nicht sehr groß, sie beträgt 13,6 Prozent der Gesamtfläche von rund 7,5 Quadratkilometern. In den vergangenen Jahren hätten die politischen Gremien dieser Fläche, auch wegen der verlässlichen Bewirtschaftung durch Hessen Forst, keine Priorität eingeräumt.
Nun stehe man am Scheideweg. Die Erträge der Holzwirtschaft beliefen sich lediglich auf einen niedrigen vierstelligen Betrag. Die Frage, so Fischer, sei, ob man nun einen neuen Partner finden solle – oder den kleinen Gemeindewald, zu dem auch ein Teil des Naturschutzgebietes an der Schifflache gehört, künftig aus der Bewirtschaftung herausnehmen und sich weitestgehend selbst überlassen solle.
Wichtig sei in jedem Fall, dass der Wald nachhaltig bewirtschaftet werde. Das sei „die beste Option für einen zukünftigen Wald“, so die CDU in ihrem Antrag. „Die Gemeinde sollte ihn aktiv gestalten und ihn so für die nachfolgenden Generationen bewahren. Eine nachhaltige Forstwirtschaft erhält die Produktivität des Waldes und fördert seine biologische Vielfalt, Vitalität und Stabilität.“
Waldlehrpfad und Trimm-Dich-Parcours
Es sei überdies wichtig, den Wald als Naherholungsgebiet für die Bürger attraktiv zu machen. Zum Beispiel durch das erneute Schaffen eines Waldlehrpfades. So einen Pfad gab es schon einmal in Großkrotzenburg. beginnend mit dem Waldweg gegenüber des Haupteingangs des Klosters Kreuzberg.
Es soll auch geprüft werden, ob ein Trimm-Dich-Parcours errichtet werden kann, ähnlich dem im benachbarten Kahl. Der werde sehr gut von der Bevölkerung angenommen: „Seit der Pandemie stellen wir fest, dass die Menschen draußen mehr Sport machen“, so Fischer.

Schließlich solle auch geprüft werden, ob sich ein Friedwald in der Gemeinde errichten lasse. Baumgräber und letzte Ruhestätten im Wald würden immer mehr nachgefragt. Diese Frage könnte allerdings an zu wenig geeigneten Flächen scheitern. Zumal das Waldstück gut erreichbar und mit Parkmöglichkeiten ausgestattet sein muss.
Das Votum des Parlaments für den Sympathieträger Wald fiel wie zu erwarten einstimmig aus: Der Gemeindevorstand soll in den kommenden Monaten eine Handlungsempfehlung ausarbeiten.
Mit ins Boot geholt werden dabei Vertreter des Nabu, des TV Großkrotzenburg, die Naturschutzbeauftragte und der Waldkindergarten.