Neuer Anlauf für Mainradweg

Durch den Asphalt des Mainuferradwegs haben sich Baumwurzeln mit voller Kraft ihren Weg gebahnt. Er gleicht einer holprigen Buckelpiste, auf manchen Teilstücken mehr, auf anderen weniger. Fakt ist: Das Problem gilt nur für die Großkrotzenburger Gemarkung. Sobald Radler oder Spaziergänger die bayerische Grenze ins benachbarte Kahl passieren, wird der Weg unversehens wieder glatt und eben.
Die Meinungen über diesen Radweg und was mit ihm passieren soll, gehen in der Bürgerschaft weit auseinander. Hans Kunkel von der Initiative Zukunftssicheres Großkrotzenburg kann die Sanierung nicht schnell genug gehen: „Hier herrscht dringender Handlungsbedarf“, erklärte er in der jüngsten Gemeindevertretersitzung. Der holprige Weg berge eine hohe Sturzgefahr für Radler, Fußgänger oder Rollstuhlfahrer, und der Gemeinde obliege die Verkehrssicherungspflicht.
Anders sieht das sein ehemaliger Parteifreund, der Fraktionslose Michael Schäfer. „Es gibt wesentlich wichtigere Punkte, die in der Gemeinde angepackt werden müssen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Schließlich sei der Weg an der Hauptstraße in noch wesentlich schlechterem Zustand. Ganz zu schweigen von den zahlreichen hochstehenden Gehwegplatten, die nach der Glasfaserverlegung zu beklagen seien.
Das umstrittene Thema kam jetzt wieder einmal auf den Tisch – dank eines Antrags des Fraktionslosen Aloys Lenz. In seiner Vorlage zitiert er das Radwegekonzept der Kreisverwaltung, welches das Teilstück zwischen Grenze zu Kahl und Nato-Rampe als sanierungsbedürftig einordnet. Die schadhafte Asphaltdecke erhöhe die Sturzgefahr und mindere den Fahrkomfort, heißt es dort. Als „nahräumliche Verbindung zwischen Großkrotzenburg und Alzenau“ hat der Radweg für den Kreis Relevanz.
Sanierungskosten für Teilstück werden auf 400000 Euro geschätzt
Die Sanierungskosten des 950-Meter Teilstücks beliefen sich auf etwa 400 000 Euro, erklärt Lenz. „Da der Kreis in seinem Konzept eine Beseitigung der Schäden fordert, ist er auch bereit rund 50 Prozent des Kostenanteils der Gemeinde zu übernehmen.“ Auch von Land und Bund seien Zuschüsse zu erwarten, weshalb die Gemeinde prüfen solle, welche Beträge insgesamt aus Fördertöpfen fließen könnten. Im Frühjahr solle ein Beschlussvorschlag zur Sanierung vorgelegt werden. Sven Junior (Initiative), der betonte, es handele sich hier „um einen Fußweg, der auch für Radfahrer zugelassen ist“, legte Zahlen vor, die er bei einem Spaziergang mit dem Kinderwagen eingeholt habe: Zwischen alter Fähre und Tränkgasse habe er 50 Risse gezählt, die bis zu acht Zentimeter lang seien. Bis zur Nato-Rampe habe er weitere 30 Risse dokumentiert, und 150 mittelschwere Risse bis zur Kahlmündung.
Zuletzt wurde im April vergangenen Jahres im Umwelt- und Bauausschuss über den Radweg diskutiert. Damals hatte der ehemalige Bauamtsleiter die neuralgischen Stellen provisorisch mit Farbe markiert, um die Nutzer zu warnen. Von der Markierung ist heute nicht mehr viel übrig.
„Keine einfache Sache“
Schon damals war klar: Um die Wurzelschäden zu beheben, müssten die Bäume gekappt und die Wurzeln abgetrennt werden. Erst dann ist die Erneuerung des Weges möglich. Das aber, fürchten viele, könnte einige Bäume das Leben kosten.
Erich Fischer (CDU) plädierte dafür, die Kosten für die Sanierung des gesamten Radwegs zu prüfen. Die sei aber „keine einfache Sache“.
Punkt eins: Teile des Weges fielen in das Landschaftsschutzgebiet Mainauen, somit müsse die Untere Naturschutzbehörde bei den Plänen beteiligt werden. Auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt müsse als Beteiligte eingebunden werden.
Punkt zwei: Die Wurzeln dauerhaft zu entfernen, ohne den Baumbestand zu gefährden, sei kompliziert. Bei einem ähnlichen Sanierungsversuch bei Würzburg beispielsweise hätten sich nach der Kappung über viele Quadratmeter neue Baumschösslinge ausgebreitet.
Ansatz „mit der Natur“ wird diskutiert
Fischer plädierte für einen anderen Ansatz, einen „mit der Natur“. Man könne auf Asphalt verzichten oder den Weg weiter ins Landesinnere legen, wo kein Wurzelwerk mehr vorhanden sei. Dieser Vorschlag ist schon öfters in den Gremien diskutiert worden. Die Überlegungen seien möglicherweise in ein Gesamtkonzept für die Ortsmitte einzubinden, so Fischer.
Daniel Protzmann (FDP) machte schließlich noch auf die Kosten aufmerksam, die ein Bearbeiten der Bäume mit sich bringe, rund 2500 Euro pro Stück. „Wir sollten deshalb eine dauerhafte Lösung finden.“ Lenz’ Antrag, der sich lediglich auf ein Teilstück bezogen hatte, wurde schließlich von einer großen Mehrheit des Parlaments ausgeweitet. Die Gemeindeverwaltung soll jetzt prüfen, welche Kosten bei einer Sanierung des gesamten Weges auf sie zukäme.