1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Großkrotzenburg

Diskussion beim HA / Fünf Bürgermeisterkandidaten an einem Tisch

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Christine Semmler

Kommentare

Podiumsdiskussion in großer Runde unter 2Gplus-Bedingungen: Holger Weber-Stoppacher und Yvonne Backhaus-Armold (rechts) führten durch die eineinhalbstündige Veranstaltung, die live übertragen wurde.
Podiumsdiskussion in großer Runde unter 2Gplus-Bedingungen: Holger Weber-Stoppacher und Yvonne Backhaus-Armold (rechts) führten durch die eineinhalbstündige Veranstaltung, die live übertragen wurde. © Mike Bender

Die politische Stimmung in Großkrotzenburg ist bekanntlich angespannt und die Diskussionen im Ort werden hitzig geführt. Ganz anders war das bei der Podiumsdiskussion im Verlagshaus des HA, als die fünf Bürgermeisterkandidaten über die wichtigen Themen im Ort diskutierten: sachbezogen, eloquent und immer fair.

Hanau / Großkrotzenburg - Die Moderatoren Yvonne Backhaus-Arnold und Holger Weber-Stoppacher führten durch die rund eineinhalbstündige abendliche Diskussion, die live gestreamt wurde und weiterhin jederzeit auf den HA-Kanälen abrufbar ist.

Themen waren unter anderem die Zukunft der Ortsmitte und des Bürgerhauses, das Entwicklungspotenzial der Gemeinde oder die Möglichkeiten einer soliden Finanzpolitik. Auch Leserfragen wurden beantwortet, etwa zu Barrierefreiheit, Straßenbaubeiträgen, der Grundsteuer oder der jüngsten Protestaktion der Rathausmitarbeiter.

Alle fünf sind kompetente Bewerber

Alle fünf Kandidaten, Lucas Bäuml (Grüne), Detlef Protzmann (parteilos), Theresa Neumann (CDU), Thorsten Bauroth und Michael Ruf (beide parteilos) bewiesen, dass sie kompetente Kandidaten für den Posten sind. Jeder auf seine Weise, mit eigenem Profil, mit eigenem Programm.

Der parteilose Detlef Protzmann, den bisher nur wenige aus dem politischen Geschehen im Ort kennen, hatte die Gelegenheit, sich einem größeren Publikum vorzustellen und punktete überraschend mit seiner lockeren Art, mit Authentizität und Sachverstand. Anders als die übrigen vier, seit Jahrzehnten Vollblutpolitiker, kommt er aus der Wirtschaft und das prägt auch seinen Wahlkampf. „Ich möchte, dass das Rathaus ein Unternehmen wird und dass die Bürger von Großkrotzenburg die Kunden sind“, sagt er. Die kommunalpolitischen Eigenheiten des Ortes dürften ihm allerdings noch nicht ganz so vertraut sein.

Ruf verzichtet auf große Versprechungen

Der ehemalige Fraktionschef der Krotzebojer Grünen Michael Ruf, der als parteiunabhängiger Kandidat antritt, präsentiert sich, wie ihn seine Mitbürger kennen: Er ist ein unaufgeregter Politprofi, redet geradeheraus und verzichtet auf große Versprechungen. Sein Credo: „Ich habe den Anspruch, Großkrotzenburg in seiner Substanz als dörfliche Gemeinschaft zu erhalten.“ Die großen Ziele, den Ort ganz neu zu erfinden, sind nicht seins. „Wir können nur das umsetzen, was wir uns leisten können“, sagt er lapidar. Dass er den Bürgermeister in Schutz nahm, indem er betonte, der Verwaltungschef sei nicht für alles im Rathaus verantwortlich, irritierte vielleicht manche. Denn in seiner aktiven Zeit als KG-Sprecher gehörte er noch zu den größten Kritikern des Amtsinhabers.

Jeder der fünf hat sein eigenes Profil. Das wurde in der Diskussion deutlich.
Jeder der fünf hat sein eigenes Profil. Das wurde in der Diskussion deutlich. © -

Die kritische Haltung gegenüber der Arbeit Bauroths besitzt auch Lucas Bäuml (Grüne), der in der Diskussion aber sehr konzentriert bei den Sachthemen blieb. Bäuml, seit Jahren in der Ortspolitik aktiv, ist ein eher sachlicher und ruhiger Typ. Er fokussiert sich auf die Dinge, die seiner Ansicht nach gemacht werden müssen, um die Verwaltung zu reformieren, auch wenn das nicht unbedingt populäre Wahlversprechen seien. Seine Positionen vertritt er fundiert und redegewandt, er wirkt solide, hält sich mit großen Visionen eher zurück.

Neumann hinterlässt Eindruck

Theresa Neumann, die einzige Frau unter den Bewerbern, hinterließ ebenfalls Eindruck. Sie hat Ausstrahlung, ist eine Kennerin der politischen Verhältnisse, hat großen Sachverstand und spricht eine klare Sprache, was ihre Ziele angeht: Dazu gehören eine bessere Kommunikation mit Politik, Entscheidern und Bürgern oder ein solides Finanzkonzept. Die Sätze der 31-Jährigen sind geschliffen, wohlformuliert, wirken nicht unbedingt spontan. Dass sie eine Sympathieträgerin ist, zeigte auch die Schlussrunde, in der jeder Kandidat seinen Favoriten nennen durfte, wenn er selbst nicht gewinnen würde. Protzmann, Ruf und Bäuml votierten für die studierte Juristin. Thorsten Bauroths Favorit wäre Detlef Protzmann.

Der amtierende Bürgermeister, der eine zweite Amtszeit anstrebt, wurde in der Runde seinem Ruf als eloquenter Redner gerecht und konnte seine Positionen als Amtsinhaber darlegen, ohne dass einer seiner Mitbewerber zum persönlichen Angriff übergegangen wäre. Ganz anders als sonst im politischen Geschehen Großkrotzenburgs, wo harsche Kritik an Bauroth inzwischen fast schon Alltag geworden ist. Möglicherweise haben die Zuschauer eine wichtige Frage in der Diskussion vermisst: Nämlich, wie Bauroth das Vertrauen des Parlamentes bei einer Wiederwahl zurückgewinnen will. Die Fraktionen haben sich immer wieder deutlich gegen ihn ausgesprochen. Die Frage, die auch mehrere Zuschauer über Facebook gestellt hatten, konnte aus Zeitgründen nicht mehr gestellt werden. Sie und all die anderen unbeantworteten Fragen des Publikums wurden als Fragekatalog an die Kandidaten geschickt und sollen in der kommenden Woche in unserer Zeitung beantwortet werden. (Christine Semmler)

HA-Podiumsdiskussion mit den Großkrotzenburger Bürgermeisterkandidaten:

Das Video ist jederzeit abrufbar unter hanauer.de/ region/grosskrotzenburg oder facebook.com/ hanaueranzeiger

Auch interessant

Kommentare