Riesenfische im Großkrotzenburger See: So gefährlich sind sie

Großkrotzenburg. „Familien“ großer, weißer Fische – es sind kapitale Marmorkarpfen – tummeln sich nur Meter neben Badegästen. Diese Bilder einer erstaunlichen, schwimmenden Koexistenz sind Fotograf Axel Häsler gelungen.
Von Christian Balke
Neben den Badegästen sind in der Draufsicht Schwärme großer Fische zu erkennen. Der Bildmaßstab und der Vergleich mit den Schwimmern macht klar, dass es sich bei den meisten Fischen um Exemplare handelt, die länger als einen Meter sind. Von den Schwimmern unbemerkt gleiten die Schwärme an der Wasseroberfläche durch den See.
Karpfen wurden vor 30 Jahren im See ausgesetzt
„Das sind Marmorkarpfen“, sagt Ingbert Zacharias, passionierter Angler auf dem Großkrotzenburger See, Journalist und vielen noch als Pressesprecher der Polizei bekannt, „und ganz wichtig ist zu sagen, dass diese Fische völlig ungefährlich für die Badegäste sind.“
Vor 30 Jahren, sagt der Mann, der abends im Großkrotzenburger See leidenschaftlich gerne Hechte, Zander und Forellen angelt, „wurden diese „Graskarpfen“ bewusst im See ausgesetzt. Weil sie das Gewässer reinigen, stark wuchernde Gräser fressen, quasi das Wasser filtern.“ Den Job, sagt Zacharias, hätten die Marmorkarpfen auch fantastisch erledigt: „Und weil wir sie nicht befischen, können sie sich völlig ungestört entwickeln.“
Fische haben keine natürlichen Feinde
Die Fische, sagt der passionierte Polizeibeamte, hätten im See auch keine natürlichen Feinde: „Die Hechte gehen da nicht 'ran, sogar die großen Welse trauen sich nur an Karpfen bis 50 Zentimeter.“ Bei den Marmorkarpfen, sagt Zacharias, rede man von ganz anderen Dimensionen: „Die werden über 50 Jahre alt und sehr, sehr groß.“
Wie groß, das zeigte 2017 der Großkrotzenbuger Unternehmer Thomas Gräfner, als er einen 142 Zentimeter langen und rund 50 Kilogramm schweren Marmorkarpfen aus dem Wasser des Großkrotzenburger Sees zog. Damals, nachdem der Angler Gräfner das Tier wieder lebendig ausgesetzt hatte, hieß es in übereinstimmenden Medienberichten, es sei ein außergewöhnlicher Fang eines außergewöhnlich großen Fisches gewesen.
Tiere vermehren sich nicht
Heute ist klar: Da, wo Gräfners Fisch damals herkam, gibt es noch viel, viel mehr Karpfen von ähnlichem Format. „Das stimmt“, sagt Zacharias, der die sanft dahin gleitenden Karpfen-„Familien“ häufig auf dem See trifft: „Die tauchen dann rund um mein Boot auf, bestaunen mich ein wenig und sind dann plötzlich wieder verschwunden.“ Die Population der Marmorkarpfen werde im Großkrotzenburger See alt werden und sterben, sagt Zacharias: „Dann sinken sie zum Grund des Sees und verschwinden.“
Dies erwartet auch Fischzuchtmeister Wolfgang Städtler, Karpfen-Experte im Institut für Fischerei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft: „Die Marmorkarpfen vermehren sich in unseren Gewässern nicht“, sagt der Mann, der in Höchstadt nahe Bamberg über den bayerischen Karpfenbestand wacht. Trotz ihrer Größe seien die scheuen Tiere ungefährlich für Schwimmer und Kinder: „Das ist gar kein Problem, wenn die Schwimmer kommen, ziehen sich die Karpfen zuzück.“
Der Großkrotzenburger Bürgermeister Thorsten Bauroth sagt, dass er vor dem Fang des Anglers Gräfner 2017 nicht von der Existenz der Marmorkarpfen wusste: „Mittlerweile habe ich mich natürlich informiert, wobei die Experten in unserem Angelsportverein Großauheim sitzen.“ Schön seien die Tiere, sagt Bauroth, beeindruckend seien und – seines Wissens nach – absolut harmlos