Strandbad bleibt im Winter zu

Dass das Strandbad Spessartblick auch im Winter für Spaziergänger geöffnet bleibt, wünschen sich viele. Aber die Idee, für die sich die Fraktion Initiative und der fraktionslose Gemeindevertreter Aloys Lenz schon lange stark machen, wird wohl vorerst auf Eis gelegt.
Großkrotzenburg - Das haben die Gemeindevertreter vergangene Woche mehrheitlich entschieden. Die offenbar erdrückenden Argumente gegen eine Öffnung im Winter, die auch schon im Haupt- und Finanzausschuss für einstimmige Ablehnung gesorgt hatten, fasste Bürgermeisterin Theresa Neumann zusammen.
Im Vergleich zu den Städten Hungen und Langenselbold, die ganzjährig geöffnete Strandbäder haben, handele es sich beim „Spessartblick“ nicht um eine öffentliche Badestelle, sondern vielmehr um ein eingezäuntes Naturbad mit Attraktionen, Sanitäranlagen und Umkleiden. Deshalb gebe es gravierende Unterschiede was Haftungsfragen angeht.
Strandbad Spessartblick in Großkrotzenburg darf erst im Mai wieder öffnen
Wiederholt hat Neumann einen Präzedenzfall im Ort Neukirchen bemüht. Hier sind 2016 drei Kinder in einem kommunalen Teich ertrunken, der Bürgermeister wurde als Verantwortlicher dafür verurteilt.
„Uns liegen zwei Gutachten der Deutschen Gesellschaft für Badewesen vor“, sagt Neumann, außerdem habe sie beim Hessischen Städte- und Gemeindebund nachgefragt. Konsens sei: Man rate aus Haftungsgründen von einer Winteröffnung ab.
Die einzige Möglichkeit wäre, das Gelände auch im Winter durch Personal zu sichern, so wie das derzeit während der Badesaison im Sommer passiert. Auf Anfrage habe der private Strandbadbetreiber BSD dafür einen vierstelligen Betrag pro Monat angesetzt, erklärt Neumann. „Es ist aber nicht klar, welche Leistungen der genau enthält.“ Auch herabfallende Äste könnten eine Gefahr sein. Daniel Protzmann (FDP) wies überdies darauf hin, dass der Kinderspielplatz in unmittelbarer Nähe zum Wasser ein besonders hohes Risiko bedeuten könne.
„Zum aktuellen Status Quo erachte ich eine Öffnung nicht als sinnvoll“, so Neumann. Anders sehe das möglicherweise ab Mai 2025 aus, wenn der Pachtvertrag der BSD ausläuft. Dann könne man die Abläufe möglicherweise von vornherein anders regeln.
Lenz, wie auch Armin Klab, (Initiative), die schon lange für die Strandbadöffnung kämpfen, wollten Neumanns Argumente nicht gelten lassen: Es gebe keinen schriftlichen Bericht des Vorstandes, es seien Fragen nicht beantwortet, nicht die richtigen Stellen für die Expertise angefragt worden.
Mit Ende des Pachtvertrages könnte sich vieles ändern
Uwe Bretthauer (SPD) schlug sich auf die Seite Neumanns: „Die Bürgermeisterin hat die Argumente umfassend dargelegt. Nun ist die Frage, ob man diese Aussagen akzeptiert, oder ob man einfach sagt ‘Ich will es aber trotzdem’.“ Schließlich sprachen sich FDP, CDU, SPD und Grüne sowie Fraktionsloser Michael Schäfer gegen die Winteröffnung aus und überstimmten Initiative sowie die Fraktionslosen Lenz und Joachim Müller.
Wie es nach Mai 2025 weitergehen soll, wenn der aktuelle Pachtvertrag endet, wurde im gleichen Zug festgelegt.
Die Initiative fordert bis zum Herbst ein Konzept, in dem die ganzjährige Öffnung, die Vergrämung der Gänse, neue Bäume, mehr Attraktionen, oder die Versorgung der Gäste mit Speisen und Getränken festgeschrieben ist. Es solle auch geprüft werden, ob das Bad wieder in Eigenregie von der Gemeinde oder den Gemeindewerken geführt werden kann. In der Sache selbst herrscht große Einigkeit im Parlament, dennoch folgte eine ausgiebige Diskussion aller Fraktionen über die Einzelheiten.
Schließlich wurde der Antrag der Initiative mit diversen Zusätzen einstimmig beschlossen: Geprüft werden soll unter anderem, ob Kostenermäßigungen für Kinder und Jugendliche möglich sind und ein vorgezogenes Vertragsende nach der Badesaison 2024, um mögliche Vorbereitungen zu erleichtern. Die Ausschreibung soll durch eine Bewertungsmatrix transparenter werden. „Eigentlich ist der Antrag überflüssig“, resümierte Bürgermeisterin Neumann, denn sie sei ohnehin dabei, genau diese Themen zu klären. „Aber er schadet natürlich auch nicht.“ (Christine Semmler)