Streit im Drogenmilieu: Mit Gürtelschnalle zugeschlagen

Wegen illegalen Geschäften im Drogenmilieu soll es in einem Wald bei Hanau zu einer brutalen Schlägerei gekommen sein.
Großkrotzenburg/Kahl/Hanau – Szenen wie aus einem schlechten Unterwelt-Film: Ein Mann und sein junger Komplize sitzen im Auto, ein weiterer junger Mann steigt – offenbar ahnungslos – dazu. Das Trio unternimmt eine kurze Fahrt, die plötzlich abseits der Straße in einem Waldstück abrupt endet. Dann fliegen die Fäuste, Gürtel werden eingesetzt. Die beiden Täter schlagen ohne Mitleid zu. Sie wollen von dem Dritten Informationen bekommen. Es geht um illegale Geschäfte im Drogenmilieu.
Diese Szenen entstammen aber keinem Drehbuch. Im April vergangenen Jahres sollen sie sich so abgespielt haben. Zwischen Hanau, entlang der Bundesstraße 8, Großkrotzenburg und Kahl. Direkt an der hessisch-bayerischen Grenze bei Emmerichshofen.
Streit wegen Drogen bei Hanau: Gürtel als Peitsche verwendet
Details nennt Ines Roser, die Staatsanwältin, in der Anklageschrift: „Die Angeklagten wollten Marihuana.“ Genaues ist nicht bekannt, aber es wird vermutet, dass um ein halbes Kilogramm Marihuana gegangen ist, das „verschwunden“ ist.
Die brutalen Szenen beschreibt die Anklägerin auch sehr detailliert. Der Ältere des Duos, ein 23-jähriger Hanauer, soll einen Gürtel um die Faust gewickelt und „mit der Gürtelschnalle zugeschlagen“ haben. Auch der Jüngere, ein Steinheimer, der zum Tatzeitpunkt noch 17 Jahre war, griff schließlich zu einem Gürtel, den er als Peitsche verwendet haben soll. „Verletzungen am Kopf, im Gesicht, am Hals sowie mehrere Prellungen“ zählt Staatsanwältin Roser die schmerzhaften Folgen für das Opfer auf.
Hanau: Streit im Drogenmilieu – Passanten alarmierten die Polizei
Vielleicht wäre es auch noch schlimmer gekommen, wenn Passanten nicht die Schmerzensschreie aus dem Wald gehört hätten. Die Zeugen griffen zu den Handys und alarmierten die Polizei – so wurde der Fall überhaupt erst bekannt. Doch das Opfer war zunächst derart eingeschüchtert, dass die brutalen Schläge erst Tage später protokolliert worden sind. Als Tatort wurde schließlich die Gemarkung von Kahl festgestellt.
Da der Steinheimer noch als Jugendlicher die Tat begangen hat, übernimmt nicht das Amtsgericht Alzenau sondern das Jugendschöffengericht Hanau den Fall. Es ist zuständig, denn nach dem Jugendgerichtsgesetz müssen sich Jugendliche stets an ihrem Heimatort verantworten.
Das Gericht unter Vorsitz von Markus Filbert klärt die Zusammenhänge schnell auf. Das liegt vor allem an den beiden Strafverteidigern Peter Oberländer und Talat Bay, die bereits vor dem Beginn der Hauptverhandlung auf die Staatsanwältin sowie den Nebenklagevertreter Christian Freydank zugehen und ein Rechtsgespräch anregen. Bislang haben die beiden Angeklagten zu den Vorwürfen geschwiegen. Das, so die Verteidiger, könne sich schnell ändern.
Nach brutalem Streit um Drogen: Täter werden wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt
Auch die Forderung des Nebenklägers auf ein „angemessenes Schmerzensgeld“ fällt auf fruchtbaren Boden. So wird es am Ende ein schneller Prozess, denn die beiden Angeklagten sind geständig, bislang nicht einschlägig vorbestraft, seitdem nicht mehr aufgefallen, und – das dürfte für das Jugendschöffengericht am wichtigsten sein – gehen geregelter Arbeit nach. Der inzwischen 18-Jährige absolviert noch eine Ausbildung.
Beide werden wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Der 18-Jährige erhält eine Verwarnung sowie einen Freizeitarrest – ein Wochenende hinter Gittern.
Der 23-Jährige hingegen bekommt eine Freiheitsstrafe von neun Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Als weitere Auflage müssen beide ein Schmerzensgeld von insgesamt 2000 Euro an das Opfer zahlen, der Ältere davon 1400 Euro. (Thorsten Becker)
Das Verhalten eines mutmaßlichen Drogendealers aus Offenbach gibt der Polizei Rätsel auf. Kurz vor seiner Festnahme hinterließ er in einem Hotel in Maintal eindeutige Spuren.