Stromtransport wird effizienter

Bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien stammen. Um das regionale Stromnetz darauf vorzubereiten, plant der Netzbetreiber Amprion die Erneuerung von Freileitungen – auch am Kraftwerksstandort Staudinger.
Dabei handelt es sich um 24 Kilometer sogenannter Höchstspannungs-Freileitungen, die zwischen den Umspannanlagen Urberach, Dettingen und Großkrotzenburg verlaufen und in den kommenden Jahren verstärkt werden sollen. Ziel sei es vor allem, „das südhessische Stromnetz für die Energiewende zu rüsten“, erklärte Joëlle Bouillon, Projektsprecherin von Amprion, das Vorhaben im Rahmen einer Infoveranstaltung im Bürgerhaus Seligenstadt-Froschhausen.
„Während der Strom früher größtenteils dort produziert wurde, wo er verbraucht wurde, müssen wir ihn künftig effizienter quer durch Deutschland transportieren“, so Bouillon. Zudem steige der Stromverbrauch an den Industriestandorten im Rhein-Main-Gebiet „beispielsweise durch immer mehr Rechenzentren in der Region“. Als einer von lediglich vier Übertragungsnetzbetreibern wolle Amprion „das bestehende System qualitativ verbessern“, anstatt etwas Neues zu errichten.
Trassen zweier Anbieter treffen in Großkrotzenburg aufeinander
„Durch eine sogenannte Umbeseilung bestehender Strommasten, also den Tausch der vorhandenen Seile am Mast durch leistungsstärkere, kann die Leitung künftig mehr Strom transportieren“, erklärte Bouillon. Während die Spannungsebene von 380 Kilovolt dieselbe bleibe, müsse im Rahmen der kürzlich begonnen Planungsphase zudem geprüft werden, ob es „aufgrund geänderter Normen erforderlich ist, einzelne Maste oder ihre Fundamente zu verstärken“.
Der Standort Großkrotzenburg liegt nicht nur an der Grenze von Bundesländern und Landkreisen, auch die Trassen der beiden Netzbetreiber Amprion und Tennet treffen in der Kommune aufeinander. Während Tennet das Umspannwerk am Standort Staudinger betreibt, gehören die entsprechenden Anlagen in Urberach und Dettingen sowie die dazwischenliegenden Trassen zum Netz von Amprion.
Austausch der Leitungen bis 2026
„Als Monopolisten werden die Netzbetreiber von der Bundesnetzagentur beaufsichtigt und reguliert“, erklärt Bouillon mit Blick auf ein „langwieriges Genehmigungsverfahren“, das mit der jetzigen Information von Grundstückseigentümern und dem Dialog mit der Öffentlichkeit an seinem Anfang stehe. Die Projektsprecherin nehme das Bestreben der Regierung, „Genehmigungsverfahren zu verkürzen“ bereits wahr, „aber aktuell dauern sie noch etwas zu lange“, findet Bouillon.
Mit dem nächsten Schritt, dem sogenannten Scopingtermin, bei dem die zuständige Behörde den Untersuchungsrahmen und die einzureichenden Unterlagen festlege, rechne Amprion „voraussichtlich im Frühjahr 2023“, so Bouillon, der Austausch der Höchstspannungs-Freileitungen könne dann 2025 folgen – „wenn alles gut läuft“.
Bis zum Jahr 2026 werde das Unternehmen rund 12 Milliarden Euro in den Umbau seines Energiesystems investieren. Von Per Bergmann