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Wo in Großkrotzenburg der Schuh drückt

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Von: Christine Semmler

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Das Rathaus in Großkrotzenburg ist in Passivbauweise errichtet. Deshalb müssen hier in diesem Winter keine besonderen Energiesparmaßnahmen ergriffen werden, so Bürgermeisterin Theresa Neumann. Auf die Weihnachtsbeleuchtung soll in diesem Jahr aber verzichtet werden. Archiv
Das Rathaus in Großkrotzenburg ist in Passivbauweise errichtet. Deshalb müssen hier in diesem Winter keine besonderen Energiesparmaßnahmen ergriffen werden, so Bürgermeisterin Theresa Neumann. Auf die Weihnachtsbeleuchtung soll in diesem Jahr aber verzichtet werden. Archiv © Axel Häsler

Die Gemeinde lud ihre Einwohner zur jährlichen Bürgerversammlung, rund 6000 Wahlberechtigte wohnen im Ort. Viel Resonanz gab es aber nicht: Nur 25 Männer und Frauen hatten sich aufgerafft, den kurzen Ausführungen von Bürgermeisterin Theresa Neumann (CDU) über den eben beschlossenen Haushalt 2022 und den Sachstand am Ärztehaus (wir berichteten) zuzuhören und eigene Fragen an Rathauschefin und Fraktionen zu stellen.

Die Bürgerversammlung sei diesmal bewusst offen gestaltet, erklärte Neumann. Was die Großkrotzenburger interessiere, stünde im Vordergrund.

Als erstes Bürgeranliegen wurden die Energiesparmaßnahmen der Gemeinde und die Pläne über weitere Solaranlagen besprochen, angestoßen von Mitgliedern der Initiative zukunftssicheres Großkrotzenburg (Initiative). „Ein wichtiges Thema“, wie Neumann bestätigte.

Derzeit arbeite die Verwaltung einen entsprechenden Maßnahmenkatalog aus, in Zusammenarbeit mit den Gemeindewerken. „Das Rathaus ist ja ein Passivhaus, hier war die Heizung noch nicht an“, erklärte die Bürgermeisterin. Das Gebäude besitze auch eine PV-Anlage. Die anderen öffentlichen Bauten habe man „auf dem Schirm“.

Auf Weihnachtsbeleuchtung soll verzichtet werden

Die Einschränkung der Straßenbeleuchtung werde diskutiert, vor allem wegen der Sicherheitsaspekte. Ohnehin hätten viele Straßenlampen schon energiesparende LED- oder Solartechnik. Auf Weihnachtsbeleuchtung in der Kirch- und Bahnhofstraße soll in diesem Jahr aber verzichtet werden. „Eine Ausnahme machen wir nur am Adventsmarkt“, so Neumann. Der Großkrotzenburger Oliver Rominger wies darauf hin, dass man durchaus auch die nächtliche Dauerbeleuchtung am Heimatmuseum abschalten könne.

Gertrud Ließmann kritisierte, dass Bürger im Rathaus noch immer einen Termin bräuchten. In Alzenau oder Kahl sei diese Schranke zum Infektionsschutz längst gefallen. Dieter Oltersdorf ergänzte, er sei jüngst zum Beantragen eines Personalausweis auf einen Termin in vier Wochen vertröstet worden. „Ich als Steuerzahler komme mir da wie ein Bittsteller vor.“ Neumann kommentierte, dass die Regel zunächst aufrechterhalten werde, weil die Inzidenzen wieder steigen und versicherte: „In der Regel bekommen Interessenten am folgenden Tag einen Termin.“ Oltersdorf brachte auch den derzeitigen Glasfaserausbau durch die Deutsche Giganetz ins Gespräch. Seine Sorge: Dass die Straßen nicht wieder in ordentlichen Zustand gebracht werden.

65 Prozent des Ausbaus seien inzwischen geschafft, so Neumann. Dabei werde ihres Wissens in zwei Phasen gearbeitet: Zuerst würden Leitungen an der Straße gelegt, dann erst die Zuleitungen an die Häuser. Zum Abschluss, so Neumann, würden die Arbeiten von der Gemeinde kontrolliert und abgenommen.

Genügend Wohnraum für die erwarteten Flüchtlinge

Heike Klassert-Henkel stellte die Frage nach den erwarteten ukrainischen Flüchtlingen. Bis Ende des Jahres, antwortete Neumann, sollen 26 Ukrainer in Großkrotzenburg ankommen. Bisher seien alle Kriegsflüchtlinge privat untergebracht, für die nahe Zukunft habe die Gemeinde genügend Wohnraum angemietet.

Klassert-Henkel vermisst einen Ansprechpartner für die Geflohenen: Sie selbst habe seit Juni eine Wohnung an eine Familie vermietet, sagt sie. Da diese Menschen weder Deutsch noch Englisch sprächen, gebe es eine hohe Sprachbarriere. „Ich habe das Gefühl, die Leute werden alleine gelassen.“ Es gebe bisher niemanden, der Integrationsarbeit leiste, der Alltagshilfe anbietet, übersetzt oder Deutschkurse vermittelt.

Dieter Oltersdorf brachte die viel diskutierte Sanierung des Main-Radwegs auf den Plan, unterstützt von Elke Michel, die betonte, er sei „extrem holprig“. Glücklicherweise sei hier noch kein Unfall passiert. Die Gemeinde als Verkehrssicherungspflichtige kann in einem solchen Fall haftbar gemacht werden. Ulrich Henkel erinnerte daran, dass das Thema im Umwelt- und Bauauschuss mehrfach Thema gewesen sei, und dass Mittel bereitstünden. „Außerdem gibt es im Moment an allen Ecken Förderungen für Radwege. Die müssen wir aktivieren.“

Gemeinde strebt an, Ex-Posthotel-Gebäude zu kaufen

Das letzte Thema des Abends setze Eva Freppon: Sie fragte, was nun mit dem ausgebrannten Posthotel passiere. Der Eigentümer ist seiner Verkehrssicherungspflicht nach dem Feuer bisher offenbar nicht nachgekommen. Die Gemeinde trete deshalb in Ersatzvornahme, so Neumann. Bis November solle das Gelände geräumt sein, die Kosten würden dem Eigentümer in Rechnung gestellt.

Langfristig wolle sich die Gemeinde darum bemühen, das Gebäude zu kaufen. „Für unsere Planungen der Neuen Mitte ist es sehr attraktiv“, so Neumann. „Es wäre super, wenn wir da einen Weg finden.“ Von Christine Semmler

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